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Interview mit Lambrini Girls
Wut mit einer guten Prise Selbstironie
Wenn es darum geht was sie wütend macht, nehmen sich Phoebe Lunny und Lilly Marciera kein Blatt vor den Mund und bringen damit ihren Punk Rock in die britischen Charts. Zwischen Gesellschaftskritik und Frust schaffen die “Lambrini Girls” dabei eines besonders gut: Ihre Musik macht Spaß. Wir haben mit den beiden über Humor, Hate und ihr neues Album zu gesprochen.
Noch bevor Phoebe den ersten Ton ins Mikrophon schreit, zeigen schon die Namen der Songs auf ihrem Album “Who Let The Dogs Out”: es wird politisch und es wird wütend.
Über die letzten vier Jahre hat das Duo aus Brighton, mit ihren Songs eine regelrechte To-Do-Liste an gesellschaftlichen Arschtritten abgearbeitet.
Dabei verschwendet das Album keine Sekunde, um in Fahrt zu kommen und nimmt bis zum Schluss selten den Fuß vom Gas. Von Belästigung am Arbeitsplatz (“Company Culture”) und toxischer Männlichkeit (“Big Dick Energy”) bis hin zu Gentrifizierung (“You’re Not From Around Here”) thematisieren sie mehr als genug gesellschaftliche Probleme, die ihnen Frust bereiten.
Themen, die in ihrer Relevanz auch die Grenzen nach Deutschland überschreiten.
Während sie zwar nicht die ersten sind die diese Themen ansprechen, ist es vielmehr die Art wie sie es tun. Um diese erdrückende Menge an Gesellschaftskritik nicht wie einen belehrenden Weckruf klingen zu lassen, setzen die Britinnen auf ihren geteilten Sinn für Humor.
“A good way to disarm people is with humour. So if you have a message that you want people to listen to, you wanna make it as accessible and easy to do that. And I think humour makes things a lot less scary so it’s a good way to sort of package it.”
Neben ihrer Meinung zeigen die Lambrini Girls – mit Phoebe an der Gitarre und Lilly am Bass – über ihre 11 Tracks auch ordentlich Talent, wenn es um das musikalische Handwerk geht.
Gerade die energischen Gitarrenriffs und die vielseitige Produktion untermalen das gesamte Projekt mit einer Energie und Lebensfreude die trotzdem keinesfalls von der Dringlichkeit und Schwere der Themen ablenkt.
Diese Energie haben die beiden 2024 in ganz Europa und auch in Amerika auf die Bühne gebracht. Sie geben zu, dass ein ganzes Jahr gefüllt mit Konzerten, einer Tour und Presseauftritten an den eigenen Kräften zieht. Zum Glück hilft ihnen gerade da ihre gute Freundschaft, um diesen Druck standzuhalten.
Aber auch den etwas traditionelleren Punk Gewohnheiten sind sie nicht abgeneigt:
How do you keep that high level of energy for your shows?
“Alcohol! […] there’s no special formula, we’re just getting drunk”
Eins ist garantiert: Ein Lambrini Girls Konzert ist ein Ort zum Feiern, und das für Alle – unabhängig von Alter, Geschlecht oder Herkunft. Dem Duo ist es wichtig, mit ihrer Musik nicht nur aktiv Betroffene zu erreichen, sondern auch die Allgemeinheit, die ihre Privilegien und Denkweisen bewusst hinterfragen sollten. In ihren Worten:
“It’s important to reach people who aren’t directly affected by these issues. Because that’s how you raise visibility. That’s how you change minds and you educate people.”
Nach einem erfolgreichen Jahr 2024 feiern die Lambrini Girls ihren Album Release mit einer weiteren Welttour dieses Jahr. Mitte Dezember könnt ihr sie in München im Strom sehen.