Hilfsangebote trotz Social Distancing
Wohnungslosigkeit in Zeiten der Coronakrise
Kein Dach über dem Kopf, nicht genug Geld für Essen, mangelnde medizinische Versorgung. In Zeiten von Covid-19 kommen neue Herausforderungen auf Wohnungslose und Menschen in Not zu. Die Bahnhofsmission München ist auch jetzt für sie da.
Wir stehen vor leeren Supermarkt Regalen, achten mehr als sonst auf Hygienevorschriften, dürfen nur noch die eigene Familie sehen. Die Krise, ausgelöst durch das neuartige Coronavirus, stellt uns tagtäglich vor Herausforderungen. Was aber, wenn das Leben auch außerhalb dieser Krisensituation schon eine Herausforderung ist? Vor dieser Frage stehen auch in München zahlreiche Menschen, die keinen Platz haben, an den sie sich zum Schutz der eigenen Gesundheit zurückziehen können. Für die wohnungslosen Münchnerinnen und Münchner bleibt die Hoffnung auf die Bahnhofmissions. Sie leistet Hilfe, auch in Krisenzeiten.
Viele Zufluchtsorte müssen schließen
In Absprache und mit starker Unterstützung der Stadt München bleiben die Türen der Münchner Bahnhofsmission trotz Coronakrise geöffnet. Die Angebote des ökumenischen Hilfsverbands sind besonders jetzt hoch gefragt, denn hier wird Bedürftigen Essen, Kleidung und persönliche Beratung geboten. Alles was es braucht, um eine Zeit zu überstehen, in der viele Suppenküchen und Schlafangebote wegfallen.
“Vor etwa zwei Wochen, als nach und nach Grenzschließungen bekannt gegeben wurden und Behörden nur noch im Notbetrieb arbeiteten, haben sich die Besucherzahlen fast verdoppelt”, erzählt Bettina Spahn, Leiterin der katholischen Bahnhofsmission.
Viele umliegende Träger mussten ihr Hilfsangebot notgedrungen einschränken, zu groß ist die Ansteckungsgefahr, wenn hunderte Wohnungslose und Bedürftige eine Suppenküche oder andere Hilfsangebote betreten. Seither haben sich die Räumlichkeiten der Bahnhofsmission zu einem zentralen Punkt der Essensausgabe in München gewandelt. Zwischen 500 und 600 Besucher kommen täglich, manchmal sogar mehrmals, um bei der Hilfsorganisation ihren täglichen Bedarf zu decken. Ein Andrang, den sie dank großzügiger Spenden stemmen können, so Bettina Spahn.
Neue Wege finden
Die „Tee und Brot Ausgabe“ findet derzeit nur noch über das Fenster nach Außen statt und nicht mehr wie bisher in den Räumen am Hauptbahnhof. Doch auf lange Zeit könne auch das nicht die Lösung sein, so Spahn. Denn die eigentliche Hauptaufgabe der Münchner Bahnhofsmission liegt in der persönlichen Beratung, klärenden Gesprächen und der Weitervermittlung. Besonders die Menschen, die mit Suchtproblemen kämpfen, die vor Gewalt und Missbrauch fliehen, obdachlos oder auf der Flucht sind, finden hier eine Anlaufstelle. Das bleibt auch in Zeiten der Krise so. Beratung und Einzelgespräche, auf verschiedenen Sprachen,sind weiterhin möglich. Dies sei kein Problem, betont Spahn, da auch sonst die telefonische Beratungsstelle mit 50 Dolmetschern, die gegebenenfalls dazu geschaltet werden, sehr gut aufgestellt sei.
Um ihre Beratungsaufgabe trotz des großen Andrangs nicht aus dem Blick zu verlieren, wird die Bahnhofsmission die Notversorgung mit Essen nun von sich wegorganisieren. Bettina Spahn erzählt, dass es in den nächsten Wochen zwei Foodtrucks, nördlich und südlich des Hauptbahnhofs geben wird, die planmäßig bis in den Sommer in der Nähe stationiert bleiben sollen.
Auch wenn sie die Menschen in Not so gut es geht in dieser Zeit unterstützen, mit längerfristigen Aufenthalten in den Räumen der Bahnhofsmission können Hilfsbedürftige gerade nicht rechnen. Bettina Spahn hofft jedoch, dass sich die Umstände bald ändern, sodass den Hilfsbedürftigen wieder ein uneingeschränkter Zugang zu den Räumlichkeiten ermöglicht wird. Der Schutzraum für hilfsbedürftige Frauen soll auch weiterhin geöffnet bleiben.
Solidarität in Zeiten von Social Distancing
Probleme, denen nicht nur Menschen in München gegenüberstehen. In ganz Deutschland sind es vor allem Wohnungslose und Menschen an der Armutsgrenze, denen das Leben ohne die nötigen Hilfsangebote schwer fällt. Aus diesem Grund haben sich in den vergangenen Wochen verschiedene Initiativen entwickelt, um Hilfsbedürftige zu unterstützen. Auch in München wurde wie in vielen anderen Städten ein Gabenzaun errichtet, so konnten zahlreiche Lebensmittelspenden gesammelt werden. Eine gut gemeinte Aktion mit einem Problem: Bedürftige, die Lebensmittel vom Zaun nehmen, sollen nicht durch mangelnde Hygiene in Gefahr gebracht werden. Alle Infos zu den Hygienevorschriften und dazu, wie man trotzdem helfen kann, gibt es unter www.gabenzaun-muenchen.de zu finden.
Helfer sind herzlich Willkommen
Zusammen mit der Bahnhofsmission tut die Stadt München alles dafür, um Menschen in Not einen Schlafplatz, ausreichend Essen und medizinische Versorgung zu bieten. Bettina Spahn fühlt sich für die Krisenzeiten gut aufgestellt, an ihrer Seite stehen 19 Hauptamtliche und über 140 Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. Wer sich für die langfristige Mitarbeit interessiert, ist auch jetzt bei der Bahnhofsmission herzlich willkommen. Damit auch in Zeiten von Social Distancing die Menschlichkeit nicht zu kurz kommt.