Vierschanzentournee - Bischofshofen
Wintermärchen bleibt aus
Die Paul-Außerleitner-Schanze in Bischofshofen ist bereit! Das Entscheidungsspringen der 72. Vierschanzentournee kann stattfinden. Am Dreikönigstag geht es im Salzburger Land um die Gesamtwertung – doch vor der Tournee war lange Zeit unsicher, ob das Springen stattfinden kann.
Endlich hat ein deutscher Springer mal wieder die Chance auf den Gesamtsieg der Vierschanzentournee: Andreas Wellinger – der zwar die Halbzeitführung in Innsbruck an den Japaner Ryoyu Kobayashi abgeben musste – liegt nur ungefähr 2,5 Meter nach sechs von acht Sprüngen zurück. Er setzt nun auf die große Paul-Außerleitner-Schanze in Bischofshofen, auf der er, aufgrund der Nähe zu seiner Heimat Traunstein, oft trainiert. Doch kurz vor Beginn der Tournee herrschte Aufregung rund um die Schanze. Denn ein Schneehaltenetz war gerissen, so dass die Schneemassen lawinenartig nach unten krachten und dabei auch einen Teil der Banden an der Seite zerstörten. Doch vor Ort wurde zusammengehalten und die Schäden im Hang und an der Bande behoben, sodass grünes Licht für das Entscheidungsspringen gegeben werden konnte.
Die letzten Arbeiten auf der Schanze in Bischofshofen. Foto: Vierschanzentournee/Manfred Schütenhofer
Die deutsche Hoffnung hat einen Namen: Wellinger
Vergangenes Jahr war Andreas Wellinger bester Deutscher in der Gesamtwertung – allerdings nur auf Platz 11. In dieser Saison begann der Winter verheißungsvoll. Doch schon in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen zeigte sich, dass nur Wellinger die deutschen Hoffnungen wirklich schultern kann. Er liegt zur Halbzeit der Tournee in Führung. Dementsprechend erwartungsvoll ging es für ihn nach Österreich. Er muss dort zwar Ryoyu Kobayashi an sich vorbeiziehen lassen. Doch die Hoffnung auf den Gesamtsieg lebt – auch wenn der Japaner die Qualifikation dominiert – und sie trägt einen Namen: Wellinger.
Nasskaltes Winterwetter in Bischofshofen
Den anderen deutschen Springern wurden in Innsbruck die Grenzen aufgezeigt. In Bischofshofen zeigen sie sich immerhin leicht verbessert. Doch wirklich begeistern können sie die vielen deutschen Fans unter den 14.300 Zuschauern nicht.
Bundestrainer Stefan Horngacher wirkt im Vergleich zum Saisonstart nachdenklich.
Trotz Schneeregen und nur 1 Grad Lufttemperatur herrscht, angeheizt von einem Schanzen-DJ, ausgelassene und faire Stimmung für alle Springer. Pius Paschke ist am Ende in der Tageswertung Achter. Doch in der Tourneewertung spielt er aufgrund des verpassten zweiten Durchgangs in Innsbruck keine Rolle mehr. Zweitbester deutscher in der Gesamtwertung der Tournee wird Philipp Raimund auf Platz 11. Bezeichnend für das gesamtdeutsche Ergebnis ist, dass er in Bischofshofen zunächst gar nicht zurechtgekommen ist und sichtlich unzufrieden wirkte.
Kraft und Kobayashi machen Tagessieg unter sich aus
Die Tatsache, dass mehr deutsche, als österreichische Fahnen im Publikum zu sehen sind, liegt ganz klar an Andreas Welliger. Doch er kommt, wie schon in Innsbruck, nicht perfekt zurecht mit der Schanze in Bischofshofen. Durch den Schneeregen ist auch die Anlaufspur langsamer und dementsprechend auch Wellinger nicht so schnell wie sonst. Er landet in der Tageswertung auf Platz 5 und hat schon nach dem ersten Durchgang zu viel Rückstand auf Kobayashi. Dieser führt zwar zur Halbzeit, doch Stefan Kraft kann ihn noch überholen und gewinnt auf seiner Heimschanze. In der Tourneewertung landet er auf Platz 3.
Für Stefan Kraft ist dieser erste Tagessieg in seiner Heimat etwas ganz Besonderes.
Und was kann man noch sagen zu Kobayashi? Er wirkt souverän und unaufgeregt, wenn man ihn an der Schanze beobachtet. Bis auf eine Ausnahme: Zwischenzeitlich irrt er im Springerlager herum, weil er seine Skier nicht findet. Doch letztendlich wird er zum vierten Mal Zweiter in der Tageswertung und gewinnt zum dritten Mal die Vierschanzentournee. Das ist durchaus beeindruckend. Andreas Wellinger hatte einfach nicht seine Konstanz, auch wenn sich seine einzelnen Resultate auch sehr gut lesen: Erster, Dritter, und zweimal Fünfter.
Andreas Wellinger bleibt optimistisch und blickt schon wieder nach vorne.
Die nächsten Highlights des Winters warten bereits: Zum Beispiel geht es Ende Januar zur Skiflug-WM.