Digitaler Zoo
Wie Zoos in Zukunft tierfreundlicher werden können
300 Millionen Euro Umsatz machen Zoos Jahr für Jahr in Deutschland – zum Schrecken vieler Tierschützer:innen, da die Tiere oft unter den Haltungsbedingungen leiden. Deswegen wird zunehmend an Alternativen geforscht. Diese werden mittlerweile auch mit Hilfe digitaler Technick geschaffen.
Giraffen, Elefanten oder Tiger. Allesamt Tiere, denen man normalerweise nicht auf der Straße begegnet. Der Löwe in Berlin war da wohl eine Ausnahme. Sehen kann man diese Tiere, hier in Deutschland zumindest, nur im Zoo oder Zirkus. Aber ist das nicht längst überholt?
Dass Zoos schon jahrelang scharf kritisiert wurden, ist für die meisten nichts Neues. In Deutschland gibt es zwar Richtlinien, an die sich Zoobetreiber:innen halten müssen. Allerdings kritisieren Tierschützer:innen, dass das längst nicht ausreiche. Der Münchener Tierschutzverein sieht Zoos aus ethischer Sicht komplett aus der Zeit gefallen und tierschutzrechtlich nicht vertretbar.
Für den Münchner Tierschutzverein rechtfertigen Argumente wie Bildung oder Artenschutz die Zoohaltung nicht. Sie sind überzeugt, dass Kinder und Erwachsene kaum etwas über die Verhaltensweise der Tiere lernen, wenn sie diese ausschließlich unter unnatürlichen und unwürdigen Verhältnissen im Zoo beobachten können. Viele Tiere wären außerdem in freier Wildbahn nicht mehr fähig, zu überleben. Deshalb sei das Argument des Artenschutzes auch nicht überzeugend.
Hologramme statt echter Tiere?
Der Tierschutzbund Deutschland kritisiert die Bedingungen der Tiere in Zirkussen noch tiefergehend. Anders als im Zoo, in welchem Bildungsaspekte und Artenschutz noch eine Rolle spielen könnten, diene der Zirkus ausschließlich der Belustigung der Menschen. Deswegen werden zunehmend Alternativen gesucht. Der Circus Roncalli hat deswegen als erster deutscher Zirkus ein neues Konzept eingeführt. Seit einigen Jahren arbeitet er in seinem Programm mit hologrammähnlichen 3D-Darstellungen statt mit echten Tieren. Elf Projektoren projizieren auf ein in der Manege gespanntes Metallnetz ein Bild, wodurch ein räumlicher Eindruck der digitalen Tiere entsteht.
Diese Vorgehensweise ist jedoch relativ teuer und aufwendig und existiert so in Deutschland bisher nur im Circus Roncalli.
Internationale Forschungsprojekte
Anders in Australien: In Brisbane hat 2023 der erste Hologramm-Zoo der Welt seine Türen für Besucher:innen geöffnet. Mit Hilfe von AR-Brillen können Besucher:innen in 25 verschiedene Tunnelerlebnisse eintauchen. Diese reichen von afrikanischen Safaris über Unterwasserumgebungen bis hin zu arktischen Landschaften.
Auch in den USA arbeiten Forscher:innen bereits an tierfreundlicheren Alternativen. 2020 entwickelte ein Ingenieurbüro in Kalifornien einen Delfinroboter, der auf den ersten Blick kaum von einem echten zu unterscheiden ist. Der Roboter wiegt 250kg, ist zweieinhalb Meter lang und seine Haut besteht aus medizinischem Silikon.
Nahe Zukunft ungewiss
Der Deutsche Tierschutzverband, so wie auch der Tierschutzverband München, befürworten technische Projekte wie diese. Der Tierpark Hellabrunn lehnt solche Ideen bisher ab. Bis innovative tierfreundliche Konzepte in Deutschland durchgesetzt werden, wird es also vermutlich noch etwas dauern. Bis dahin schlägt der Deutsche Tierschutzbund vor, Bedingungen für die Tiere zu schaffen, unter denen diese im Anschluss wieder ausgewildert werden können.
Bis sich tierfreundlichere Alternativen in deutschen Zoos durchgesetzt haben, bitten Tierschützer:innen darum, sich Tiere lieber in ihrer freien Wildbahn, auf Gnadenhöfen oder in Dokumentationen und Sachbüchern anzuschauen.