Feminismus-Update
Wer braucht Feminismus?
Die Ausstellung „Wer braucht Feminismus?“ im Gasteig versucht den kontrovers diskutierten Begriff in seinem Kern darzustellen. Man könnte meinen, dass dieses Thema jeglichen Rahmen sprengt, die Wanderausstellung fällt jedoch überraschend klein aus.
Ein umstrittener Begriff
Feminismus ist in aktuellen Debatten ein omnipräsentes Thema. Dabei ist der Begriff so dehnbar, dass niemand mehr im Stande ist, ihn vollständig zu überblicken. Klar ist, dass dieser Stoff endloses Diskussionspotenzial bietet. Klar ist aber auch, dass es nicht den einen Feminismus geben kann, sondern, dass sich eine Vielzahl feministischer Konzepte gebildet hat. Die Wanderausstellung im Gasteig widmet sich diesem Thema, da der Grundgedanke des Feminismus noch immer nicht nachhaltig im Mainstream etabliert ist. Manche halten Feministinnen immer noch schlicht für frustrierte Frauen und Gegner lamentieren, dass Männer im Zuge der Bewegung zu benachteiligten Verlierern werden. Die Ausstellung versucht, einen Beitrag zum Imagewandel des Feminismus zu leisten.
Ich brauche Feminismus, weil…
Aber was ist denn nun Feminismus? Das muss jeder für sich entscheiden. Da es folglich so viele Antworten wie Menschen gibt, kommen Frauen und Männer unterschiedlicher Herkunft, Religion und sexuellen Orientierung zu Wort. Diese Personen werden fotografiert und halten dabei stolz ihre handschriftliche Definition von Feminismus in die Kamera. So sind über 2500 Statements zusammengekommen, die dem Begriff Feminismus ein Gesicht geben. Auch namhafte Politiker und Politikerinnen haben sich dazu geäußert. Katarina Barley, Europawahl-Spitzenkandidatin, sagt zum Beispiel: “Ich brauche Feminismus, weil die Gleichstellung der Geschlechter in Deutschland zwar rechtlich erreicht, aber noch nicht gelebte Realität ist.“ So kann ein Begriff, der sich sonst allen Maßstäben entzieht, erfolgreich personalisiert und entmystifiziert werden.
Plakativ und überschaubar
Neben den Fotowänden umfasst die “Wer braucht Feminismus”-Ausstellung drei große Tafeln, die die drei Wellen des Feminismus anhand eines Zeitstrahls veranschaulichen. Dabei konzentriert sich die Ausstellungsmacherin, Jasmin Mittag, auf wesentliche Daten wie die Einführung des Frauenwahlrechts 1919 oder die Erscheinungsdaten wichtiger Werke, wie Das anderes Geschlecht von Simone de Beauvoir. Fotowände und Zeittafeln, das war’s. Die Ausstellung fällt somit plakativ und ziemlich überschaubar aus. Man könnte argumentieren, dass eine Verknappung absolut notwendig ist, da die Meisten gerade wegen des enormen Umfangs vor dem Thema Feminismus zurückschrecken. Jedoch wurden hier an den falschen Stellen gespart, denn wichtige Teilaspekte wie die Diskussion um die Frauenquote oder die Bewegung #metoo werden völlig außen vor gelassen. Man hat das Gefühl, die Ausstellung ist noch nicht im Hier und Jetzt angekommen. Ein Update hätte ihr wahrscheinlich gut getan. Nichtsdestotrotz liefert die Ausstellung im Gasteig eine Antwort auf ihre namensgebende Frage: Wer braucht Feminismus? – Wir alle!
Die Wanderausstellung ist noch bis zum 22. März 2019 im Gasteig zu sehen.