Die Lieblingsbücher der Sportredaktion
Wenn aus Sportskanonen Leseratten werden
Die aktuelle Situation könnte für unsere Sportredaktion nicht befremdlicher sein. Jegliche Sportligen haben ihren Betrieb ausgesetzt, Turniere wurden abgesagt und die meisten Profisportler sind zuhause. Und das auf unbestimmte Zeit. Was machen also sportbegeisterte Individuen wenn die Quarantäne zu Langeweile führt? Neben der eigenen körperlichen Betätigung greifen unsere Redakteure auch zu Büchern. Die Thematik der Bücher hat – natürlich – etwas mit Sport zu tun. Wir haben eine Vorstellung der aktuellen Lieblingsbücher unserer Sportredaktion für euch erstellt.
Besondere Persönlichkeiten
In der Welt des Sports gibt es immer wieder Ausnahmetalente, die unglaubliche Karrieren durchlebt haben. Wenn diese dann Einblicke in ihre Geschichte geben, können sich unsere Redakteure vor Begeisterung meist kaum halten. Hier präsentieren unsere Redakteure drei Biografien, die sie nachhaltig beeindruckt haben.
“The Great Nowitzki” von Thomas Pletzinger
Ich bin wirklich kein großer Basketballfan. Ich interessiere mich dafür, schaue es mir auch gerne an, bin aber nicht sehr in der Materie drin. Ich war auch nie ein großer Dirk Nowitzki Fan und habe mir kaum Spiele von ihm angesehen. Trotzdem finde ich „The Great Nowitzki“ ein großartiges Buch. Es begeistert mich, weil es die Geschichte von Dirk Nowitzki unglaublich gut erzählt. Der Autor Thomas Pletzinger hat den besten deutschen Basketballer über viele Jahre begleitet und in den schönsten, schwierigsten und spannendsten Momenten einen detaillierten Einblick in das Leben des großen Sportlers bekommen. Das schildert er manchmal sehr emotional, manchmal lässt er Momente einfach so stehen. Ich hatte das Gefühl, dass die Erzählweise des Buches unglaublich gut zu den Ups and Downs der Geschichte passt – es hat Dynamik. Ich habe viel über Basketball, die NBA, deren Vereine und Spieler gelernt. Ich habe mir Spielzüge vor dem inneren Auge vorstellen können, obwohl ich keine Ahnung von Basketball-Taktik habe. Ich war den Tränen nahe, als Pletzinger über Nowitzkis letztes Spiel vor seinem Karriereende schreibt. Und ich habe viel über den Umgang mit Erfolg gelernt, wie wichtig die Familie und gute Freunde sind und das Umfeld, in dem man sich bewegt. Zwischenmenschliches, Beziehungen und emotionale Herausforderungen werden so gut beschrieben, dass man Gänsehaut bekommt. „The Great Nowitzki“ ist ein großartiges Sportbuch, eine großartige Biografie und – wenn man so will – ein großartiges Lehrbuch, über Sport, Erfolg, Menschen, Gefühle und Dirk Nowitzki!
Rezension von Antonia Engelhardt
„Ich bin Zlatan Ibrahimovic“ von David Lagercrantz und Zlatan Ibrahimovic
In „Ich bin Zlatan Ibrahimovic“ erzählt der schwedische Autor und Journalist David Lagercrantz die Geschichte des Aufstiegs von Zlatan Ibrahimovic – vom Fahrraddieb in Malmö zum besten Stürmer der Welt. „Ibracadabra“, wie Ibrahimovic aufgrund seiner spektakulären Spielweise auch genannt wird, ist nicht nur einer der torgefährlichsten Stürmer der Welt, sondern auch einer der bestbezahltesten. Der Schwede polarisiert. Die einen feiern ihn für seine arrogant lässige Art („Ich scheiß drauf, was sie über mich schreiben. Ich habe ein Niveau erreicht, wo ich die Medien nicht brauche. Sie brauchen mich.“), die anderen hassen ihn. Diese Art wird dem Leser durch eine sehr flapsige Erzählweise gut vermittelt. Außerdem werden viele spektakuläre Tore, beispielsweise der Fallrückzieher gegen England, im Buch beschrieben. So hat man sie direkt vor dem geistigen Auge und möchte sie direkt nochmal sehen.
Rezension von Samuel Tschilschke
„Not a game“ von Kent Babb
„And steps over Tyronn Lue“. Dieses Zitat aus einem Fernsehkommentar genügt wohl, um Basketballfans eine Szene ins Gedächtnis zu rufen, beziehungsweise einen Spieler: NBA-Finals 2001, Overtime des ersten Spiels, die Philadelphia 76ers sind zu Gast bei den übermächtigen LA Lakers. Allen Iverson, der Starspieler der Sixers steigt nach einem Korb demonstrativ verachtend über seinen am Boden liegenden Gegenspieler hinweg. Vier Seiten widmet der amerikanische Sportjournalist Kent Babb dieser Szene, die, wie die übrigen Spielszenen, detailgetreu und mitreißend geschildert ist. Mindestens genauso fesselnd sind allerdings die Passagen, die sich mit Iversons Leben abseits des Parketts befassen und auch den größten Anteil der Biografie ausmachen. So wird nicht nur das Image des ersten „Gangsters“ der NBA gezeichnet, das die breite Basketballöffentlichkeit mit dem 1,83 kleinen Spieler in Verbindung bringt. Sondern das Bild einer tragischen Persönlichkeit, die sich abseits der großen Sportarenen zu oft selbst im Weg stand. Iversons Geschichte gleicht beinahe einem traurigen Märchen, das einen beim Lesen bewegt, auch wenn man kein Basketballfan ist.
Rezension von Thomas Jensen
Das Spiel des Lebens
Das Leben läuft nicht immer so wie man sich das vorstellt. Auch die Lieblingsromane unserer Redakteure erzählen von Achterbahnfahrten, die Sportler immer wieder erleben. Hier liest man nicht nur von sportlichen Geschehnissen, sondern bekommt die geballte Ladung Emotionen dazu.
„Die Kunst des Feldspiels“ von Chad Harbaugh
In Chad Harbaughs Debütroman „Die Kunst des Feldspiels“ geht es um Baseball. Der Roman erzählt die Geschichte von Henry Skrimshander, einem Jungen aus der Provinz South Dakota. Durch seinen gesegneten Wurf- und Fangarm, aber auch viel Training, schafft er es in die Mannschaft des Westish Colleges. Doch durch einen verhängnisvollen Wurf steht die Welt von Henry plötzlich Kopf. Auch wer kein Fan von „America’s favourite pastime“ ist, sollte dieses Buch gelesen haben. Nicht nur, weil wir die Obsession für Sport an sich lieben (auch für Baseball), die Harbaugh beschreibt wie nur wenige andere. Nicht nur, weil wir das Gefühl vermissen im Hochsommer auf einem Sportplatz zu stehen und alles zu geben für einen kleinen Traum. Gerade in Zeiten wie diesen, wo uns allen dieser gewisse Funke Sportmagie fehlt, transportiert das Buch eine unglaubliche Atmosphäre. Auch an Stellen, wo der Sport in den Hintergrund rückt, zeigt Harbaugh, dass er in der Tradition großer amerikanischer Autoren, wie John Irving, schreiben kann.
Rezension von Philipp Knappe
„Der Coach“ von John Grisham
In seinem wohl emotionalsten Buch beschreibt John Grisham die Rückkehr eines Footballstars nach 15 Jahren in seinen Heimatort. Nelly Crenshaw verließ die Kleinstadt Messina in den USA, um einer Profikarriere nachzugehen. Schneller als gedacht wird diese jedoch nach einem harten Hit beendet. Als Crenshaw erfährt, dass sein Coach Eddie Rake im Sterben liegt entscheidet er sich dazu zurückzukehren. Rake wurde wegen seiner unkonventionellen Methoden geliebt und gehasst. Wegen seiner vielen Erfolge kommt jedoch die ganze Football-verrückte Kleinstadt zusammen, um ihn zu verabschieden. Dabei trifft Crenshaw auf einige alte Bezugspersonen und muss lernen, dass sich die Vergangenheit nicht löschen lässt.
Grisham beschreibt die Höhen und Tiefen einer Football Profikarriere für deren Verständnis man nicht zwingend Ahnung von Football haben muss. Er schafft es, seinen Personen viel Charakter zu geben, sodass die Identifikation mit den Figuren schnell passiert. Eine prägende Person – einen Coach – treffen viele in ihrem Leben, und diese wieder gehen zu lassen, fällt niemandem leicht. Ein Roman, der Sport und Zwischenmenschliches wunderbar verbindet.
Rezension von Julia Kroth
Ein kleiner Anstups
Wer kennt es nicht – trotz aktuell viel Freizeit kommt man zu Nichts. Wer gerade einen Motivationsschub braucht, für den haben wir hier noch einen Tipp.
„Eine Frage der Leidenschaft“ von Jan Frodeno
Jan Frodeno ist ein Ausnahmeathlet – keine Frage. Seine unzähligen Erfolge machen ihn zu einem der besten Triathleten der Welt. Seine Biografie ist allerdings mehr als nur eine reine Nacherzählung seiner sportlichen Karriere. Es ist vielmehr ein Motivationsbüchlein, dass mich persönlich enorm gepusht hat. In „Eine Frage der Leidenschaft“ gibt Frodeno tiefe Einblicke in sein tägliches Training, in seine sportlichen Höhen und Tiefen und in seine Seele. Als Leser wird einem schnell bewusst, dass es mehr braucht, als nur Motivation und harte Arbeit, um seine Ziele zu erreichen. Es braucht vor allem pure Leidenschaft und den Gedanken, alles erreichen zu können, wenn man es nur will. Mein persönliches Fazit: Ein Muss für alle Sportliebenden und die, die gerne einen Einblick in die Welt eines Spitzensportlers bekommen möchten.
Rezension von Corinna Horn