Risiko Unfruchtbarkeit
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„Es ist die Bewegung, die gesund ist, egal wie sie aussieht“, sagt Gerhard Huber vom Institut für Sport und Sportwissenschaft der Uni Heidelberg. Doch was ist, wenn körperliche Aktivität in exzessiven Extremsport übergeht und Systeme im weiblichen Körper anfangen, anders zu arbeiten als sie sollten? Kann exzessiver Sport für Frauen vielleicht sogar dauerhaft schädlich sein?
Wenn es um Sport zusammenhängend mit dem weiblichen Zyklus geht, gibt es von Frau zu Frau verschiedene Meinungen. Von normalem Wohlbefinden, über leichte bis sehr starke Beschwerden ist alles vertreten. Eines aber haben alle Menstruierenden gemeinsam: Die Periode steht für Fruchtbarkeit und ist das Signal des Körpers zur Bereitschaft für eine Schwangerschaft.
Außerhalb der Regel
Der weibliche Körper kann durch sehr exzessiven Sport an einen Punkt gebracht werden, an dem ein bestimmtes System einstecken muss: der Menstruationszyklus. „Extremsport macht etwas ganz dramatisches mit dem Zyklus, er stellt ihn ein und führt damit zu einer kompletten Down-Regulation“, erklärt Gynäkologe Dr. med. Jörg Puchta. Was im ersten Moment erschreckend klingt, ist laut dem Mediziner ein Schutzmechanismus der Natur, der zeigt wie schlau der Körper in einer solchen Extremsituation reagiert und direkt handelt. „Eine Frau, die durch den Sport komplett ausgemergelt ist, die nur noch Kalorien verbrennt, eine solche Frau wird aus diesem `System` rausgenommen und darf nicht schwanger werden, weil sie die Schwangerschaft nicht energetisch versorgen könnte“, ergänzt Puchta.
Laut der Stiftung für Gesundheitswissen (SGW) gehen die Eierstöcke der Frau in einem normal funktionierenden Zyklus der Aufgabe nach, befruchtungsfähige Eizellen zu reifen und Hormone zu produzieren, darunter das Sexualhormon Östrogen sowie das Schwangerschaftshormon Gestagen. Diese Hormone halten nach Angaben der SGW den Monatszyklus aufrecht.
Wird der Körper aber exzessivem Sport ausgesetzt, reagiert er dementsprechend. „Intensivleistungsportlerinnen haben zumeist alle keinen Zyklus. Das heißt, sie haben überhaupt keine Östrogenproduktion mehr, der Eierstock ist wie kastiert, als ob er weg wäre“, begründet das der Gynäkologe.
Studie bestärkt Beobachtung
Nach Ergebnissen der `North-Trøndelag`-Studie, durchgeführt von der Medizinischen Fakultät der Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität Norwegens, haben schlanke Frauen, die fünf bis sieben mal die Woche Sport treiben, 3,2 mal häufiger Probleme mit der Fruchtbarkeit. Unbedeutsam sei dabei die Sportart, sondern mehr die Intensität. Je länger das Training, Untersuchungen nach ab einer Länge von über 60 Minuten am Stück, desto höher sei das Risiko auf Unfruchtbarkeit. Wird der Intensivsport nach einer Zeit dann aber vermindert, merkt das auch das Gehirn. In vielen Fällen kann der Zyklus jedoch nicht von einem auf den anderen Tag arbeiten wie zuvor. „Es ist oft ein sehr langer `overhang` zu verzeichnen und viele Frauen sind frustriert weil sie nicht wissen, wann sie wieder fruchtbar werden und befürchten, dass sie durch den Sport etwas kaputt gemacht haben“, beurteilt Dr. med. Jörg Puchta diese Situation. „Das ist alles nichts dramatisches und reguliert sich bei den allermeisten Frauen wieder“, kann der Gynäkologe beruhigen. Wie der Körper sich aufgrund hoher körperlicher Belastung umstellt, so kann er also auch an diesen Stellen regenieren und anfangen, die nötigen Hormone wieder zu produzieren.
Exzessiver Sport schädigt also in den allermeisten Fällen nicht dauerhaft den Hormonhaushalt. Extremsport macht es allerdings möglich, dass Sportlerinnen für einen bestimmten Zeitraum keine Menstruation haben und dadurch unfruchtbar sind. So wie der individuelle Zyklus der Frau ist aber eben auch die Zeitspanne individuell, bis sich der Zyklus nach einer exzessiven Trainingszeit wieder zurückbildet. Deswegen ist es wichtig, dem eigenen Körper die nötige Zeit zur Regeneration zu geben und auf eine bewusste energieliefernde Ernährung zu achten.