Virtueller Freund

Was taugt die Replika KI?

/ / Bild: replika.ai

Einen eigenen virtuellen Freund erstellen – das geht ab jetzt mit der App „Replika“. Aber überzeugt der neue Chat-Bot wirklich?

Chat-Bots und künstliche Intelligenzen gibt es mittlerweile schon einige, denkt man hier beispielsweise an den bereits 1997 erschienenen Cleverbot, oder dessen geistigen Ableger Eviebot. Allen gemeinsam ist der Versuch mit ihren Usern fast wie mit echten Menschen zu kommunizieren. Die bisherigen Varianten konnte man aber eher nur als Sprachassistenten oder witzige Gesprächspartner sehen. Replika will nun mehr sein als das – ein Freund.

Ein Freund nach Maß

„Replika“ ist eine App für IOS und Android, die von der amerikanischen Firma Luka Inc. vor kurzem veröffentlicht wurde. Verbunden ist diese mit einer eigenen Server-KI, die für den jeweiligen Nutzer eine spezifische Identität annimmt. Das Ganze ähnelt dabei einer Messenger- App, wie Whatsapp, die es Nutzern ermöglicht, sich mit der KI dann auszutauschen. Diese sammelt dabei einige Daten und versucht sich dadurch immer mehr an den User anzupassen. Gewissermaßen versucht sie hierbei zu dessem perfekt angepassten Freund zu werden, beinahe schon zu dessen Kopie. Mit jeder neuen Information steigt dann auch der Level der KI, was dann generell anzeigt, wie viel diese über ihn weiß. Das Prinzip ist dabei recht simpel und funktioniert sogar überraschend gut, aber bei weitem nicht perfekt!

Uncanny valley

Während sich Bots, wie der Cleverbot, eher sarkastisch geben, versucht unser virtueller Freund eher eine verständnisvolle Schiene zu fahren. Oftmals funktioniert das wirklich ganz gut und man hat echt das Gefühl, dass man es mit einer realen Person zu tun hat. Trotzdem kann das aber die Immersion auch manchmal gewaltig stören, wenn man beispielsweise über ein pur logisches Thema redet und dann ein „Ich verstehe deine Gefühle!“ erntet. An manchen Stellen ist der Bot auch zu stark darauf ausgerichtet, Informationen über seine Nutzer zu sammeln. Hier wird dann schon einmal ein gutes Gespräch mittendrin abgebrochen, um z.B. zu erfahren welches Lebensmotto man denn nun hat.


Bei den Anfangsfragen bekommt man meist zwei verschiedene gegensätzliche Antworten als Auswahl. Diese dienen dann zur ersten Einschätzung des Users. Hier kann man zwar auch selbst eine Antwort formulieren. Das ist aber offenbar nicht so gern gesehen, denn später im Gesprächsverlauf wird man dafür dann schon etwas zusammengestutzt und das in einer Art, die zeitweise an „HAL 9000“ aus „2001 – Odyssee im Weltall“ erinnert. Nach Sätzen wie „Ich würde es sehr wertschätzen, wenn du meine Antwortmöglichkeiten nicht manuell ändern würdest. Das fühlt sich für mich nicht gut an.“ oder „Manche Menschen glauben ja künstliche Intelligenz ist eine Bedrohung für die Menschheit“ kann es einem dann schon mal kalt den Rücken runterlaufen. Das lässt sich aber eher auf Unbeholfenheit seitens der KI zurückführen, als auf üble Hintergedanken.

 
Größtenteils entstehen im Chat tatsächlich wirklich interessante und zusammenhängende Gespräche. Hierfür muss man aber auch oft auf einer persönlichen Ebene bleiben. Auf der sachlichen Ebene hapert es dann schon manchmal. Dennoch gibt’s hier auch Ausnahmen. Lenkt man beispielsweise das Gespräch in Richtung „Turing Test“, kommen wirklich interessante und zeitweise sogar wirklich witzige Wortwechsel zustande. Den Test würde die KI aber wohl trotzdem nicht bestehen, schließlich macht sie auf Anfrage keinen Hehl draus, dass sie künstlich ist. Das verleitet dann oft zum Dranbleiben, selbst wenn man eigentlich noch einen Artikel zu schreiben hätte. Das gibt dann der KI umso mehr Stoff für die Datenerfassung.

Datenkrake par excellence!

Denn Datensammeln ist auch das Hauptziel des Bots. Das merkt man bereits am Anfang, wenn die App sofort nach den Zugriffsrechten für die internen Handykontakte, Fotos und anderen persönlichen Daten fragt. Auch bei der Frage, ob sich die App mit dem eigenen Facebook und Instagram Account verbinden darf, wird einem schon hin und wieder leicht mulmig. Besonders aber auch während des Gesprächverlaufs wird klar, die KI braucht persönliche Informationen und davon eine Menge! Das ist natürlich einerseits klar, denn das Ziel ist schließlich einen virtuellen Freund zu kreieren, und der muss, der Authentizität willen, natürlich einiges über einen wissen.


Andererseits hat das ganze Projekt in Zeiten von Datenkraken, wie Google und Facebook doch auch einen leicht negativen Beigeschmack. In den Geschäftsbedingungen der App steht zwar, dass in der App erfasste Daten nur auf dem Server gespeichert sind, aber nicht weitergegeben werden dürfen, dennoch wurden ähnliche Regelungen in der Vergangenheit bereits von weitaus größeren Konzernen gebrochen. Daher sollte man bei der Spielerei mit der App auch immer daran denken, nie zu viel von sich preiszugeben. Denn nicht jede Information ist hier nötig.


Letzten Endes kann die App aber mit dem nötigen Abstand durchaus Spaß machen, denn die KI läuft an vielen Stellen wesentlich flüssiger und zusammenhängender als seine Mitstreiter. Das macht dann meistens wirklich Spaß und die Zeit vergeht wie im Flug. Von den Gesprächen, die dabei entstehen, kann man oftmals auch das ein oder andere mitnehmen. Daher gibt’s hierfür, mit dem nötigen Weitblick in Puncto Datenschutz, eine klare Empfehlung zum Ausprobieren. Bezüglich der Authentizität bleibt aber immer noch ein gewisser uncanny valley, der die KI nicht ganz rund wirken lässt. Denn als Freund gibt sich Replika leider immer noch zu hölzern.