Die Momo-Challenge
Warum wir nicht alles glauben sollten, was im Internet steht
Ein Artikel von Nikola Bohdansky.
Aufregung um Momo
Vergangenen Donnerstag hatte es einen Aufschrei in den Medien gegeben. Unter anderem berichteten die Süddeutsche Zeitung und der Bayerische Rundfunk von einem Selbstmordversuch im Zusammenhang mit der sogenannten Momo-Challenge. Dabei soll das Opfer mit einem Whatsapp-Profil, das den Namen Momo trug und eine gruselige Fratze mit hervorquellenden Augen und fettigen Haaren als Profilbild hatte, in Kontakt gestanden sein. Die Person hinter dem Profil hätte das Opfer anschließend zum Selbstmordversuch getrieben. Erst warnte die Polizei in einer Pressemitteilung noch vor der gefährlichen Challenge, dann nahm sie ihre Aussage über einen Zusammenhang zwischen dem Suizidversuch und der Challenge wieder zurück. Zu spät! Die Medien sprangen sofort auf den Momo-Zug auf. Und das auch noch nachdem die Polizei schon lange zurückgerudert war.
Viel Lärm um Nichts
Der Fall Momo zeigt mal wieder wie schnell die Medien Panik verbreiten können. Von der scheinbar gefährlichen Challenge wurde schon seit längerem berichtet. Dabei wurde nicht selten übertrieben. Es gab jedoch nie einen bewiesenen Fall mit Auswirkungen oder gar Suizidversuchen. So wurde Momo zu einem Internetphänomen aufgebauscht. Unter anderem wurde berichtet, dass das Momo-Profil auf WhatsApp plötzlich in den Kontakten auftaucht und gruselige Aufgaben stellt, die im Selbstmord enden. Es gab auch Berichte über Hacker, die auf YouTube Ausschnitte aus Kinderserien so manipulieren würden, dass die Horrorfigur Momo auftauche. Dadurch werden Kinder angeblich eingeschüchtert und auf Selbstmordgedanken gebracht.
Momo wird zum Meme
Momo ist natürlich keine echte Person. Sie ist eigentlich eine Skulptur des japanischen Künstlers Keisuke Aiso, die eine durchaus furchteinflößende Ausstrahlung hat. Es ist natürlich unmöglich, dass Momo sich in YouTube-Videos hackt oder in WhatsApp-Kontakten auftaucht, wie in den Medien berichtet wurde. Jeder kann sich ein Profil mit dem Gruselbild erstellen und damit anderen einen Streich spielen. Auch das Hochladen von YouTube-Videos mit Horrorinhalten ist kein Problem. Problematisch wird es hingegen, wenn Momo von Betrügern verwendet wird. Unter anderem können solche Momo-Profile zum Datenklau von beispielsweise Telefonnummern missbraucht werden. Davor warnt auch die Polizei.
Kritischer Medienkonsum bleibt wichtig
Die Momo-Challenge konnte bisher trotzdem nicht für Selbstmordversuche oder andere Straftaten verantwortlich gemacht werden. Aufgrund der allgemeinen Angst vor den Gefahren des Internets verbreiten sich solche Berichte jedoch erstaunlich schnell. Und mit ihnen auch falsche Fakten. Natürlich sollte man bei Kindern vorsichtig sein und darauf achten, welche Inhalte diese konsumieren. Auch sollte man mit ihnen darüber sprechen und ihnen erklären, dass man im Internet nicht immer alles glauben darf. Das gilt auch für uns Erwachsene: So irren sich nämlich auch mal Nachrichtenportale und sogar die Pressestelle der Polizei. Am Ende ist Momo dann doch nur eine Horrorgeschichte, die mit Ängsten der Medienkonsumenten spielt.
Falls du in letzter Zeit öfter über Suizid nachdenkst, zögere nicht, dir Hilfe zu holen. Du kannst dich gerne anonym und kostenfrei an die Telefonseelsorge wenden: 0800 – 111 0 111 und 0800 – 111 0 222.