Krankenversicherungen
Warum unser Gesundheitssystem so ungerecht ist
Spätestens mit dem ersten Nebenjob im Studium stellt sich jungen Menschen diese eine Frage: gesetzlich krankenversichert bleiben oder doch lieber den Verlockungen der privaten Versicherern folgen?
Wer sich als junger Mensch diese Frage stellt, bekommt in der Regel viele verschiedene Antworten von vielen verschiedenen Menschen. Am Ende ist man noch ratloser als davor. Unübersichtlich ist unser Gesundheitssystem also allemal. Aber ist es denn wenigstens gerecht?
Wie gerecht bezahlt sind unsere Ärzte?
Je nach Facharztrichtung wird von der gesetzlichen Krankenkasse ein Pauschalbetrag für einen Arztbesuch gezahlt. Wie hoch dieser sein darf, ist in der so genannten Gebührenordnung für Ärzte gesetzlich vorgegeben. Auf den ersten Blick sehen die Beträge darin relativ hoch aus. Allerdings gelten diese Pauschalbeträge für jeweils ein ganzes Quartal. Es spielt also keine Rolle, ob der Patient in diesen drei Monaten ein oder mehrmals den Arzt aufsucht, mehr Geld gibt es grundsätzlich nicht. Ein Schlupfloch bieten dabei nur einzelne Behandlungskosten oder Ausnahmepatienten wie etwa chronisch Erkrankte, die von den Ärzten bei den Kassen zusätzlich in Rechnung gestellt werden können. Zumindest solange die Behandlung zum einen wirklich erforderlich ist und zum anderen die Kosten nicht extravagant hoch sind.
Warum verdienen Ärzte an Privatpatienten besser?
Dieses ganze Regelwerk gilt bei den privaten Versicherern nicht. Denn die in der Gebührenordnung festgesetzten Pauschalbeträge können von den Ärzten mit einem Faktor von 1,5 bis manchmal auch 4,0 multipliziert in Rechnung gestellt werden. Sie verdienen also in der Summe das Doppelte bis Dreifache an einem Privatpatienten.
Zahlungsunfähig – kann ich aus meiner Krankenkasse fliegen?
Ja und nein. Aus der gesetzlichen Krankenkasse kann niemand fliegen. Dank unserer Versicherungspflicht. Selbst wenn Arbeitslosigkeit oder Rente es einem Versicherten unmöglich machen den monatlichen Beitrag zu zahlen. Verdanken dürfen wir das in Deutschland dem so genannten Solidaritätsprinzip. Schwache Glieder werden von der Gemeinschaft getragen und finanziert. Egal ob jung oder alt, arm oder reich – in der gesetzlichen Krankenkasse ist jeder gleich. Ganz anders sieht es in der privaten aus. Wer nicht mehr zahlen kann, der fliegt. Und dann wird es schwer wieder in eine gesetzlichen Krankenkasse reinzukommen.
Sonderfall: Rente
Eine Ausnahme gibt es dennoch: Tritt der Fall ein, dass ein Rentner den monatlichen Beitrag nicht mehr stemmen kann, gibt es eine Sonderregelung. Man bleibt weiterhin privat versichert, muss aber den Betrag zahlen, den ein freiwillig gesetzlich Versicherter zahlt. Und der ist meist nicht wesentlich geringer als zuvor. Freiwillig gesetzlich Versicherte müssen nämlich ihren Krankenkassenbeitrag in voller Höhe selbst zahlen. Selbstständige oder Angestellte mit einem hohen Einkommen zählen zum Beispiel dazu. Zur Erinnerung: Bei ganz normalen gesetzlich Versicherten übernimmt dagegen der Arbeitgeber die Hälfte des monatlichen Krankenkassenbeitrages. Ein privat versicherter Rentner muss also eine ordentliche Rente haben, um sich seine Krankenkasse auch im hohen Alter noch leisten zu können.
Zahlungsunfähigkeit und die Bezahlung von Ärzten sind nicht die einzigen Unterschiede zwischen gesetzlichen und privaten Krankenkassen. Alle Vor- und Nachteile gibt es übrigens auch im Überblick auf https://bonexo.com/de/krankenkassen-zentrale