INTERNATIONAL MUSIC IM INTERVIEW
Von träumenden Enten und Wassermännern
Nach ihrem vielgefeierten Debüt im Jahr 2018 legen die drei Essener Musiker nun ihr zweites Album vor. Ententräume ist ein wahnwitziger Psychedelic-Rock-Trip, getragen durch die fast shanty-artigen Chöre, die den Sound dieser Band so unverwechselbar machen. Wir haben mit Pedro Goncalves-Crescenti von International Music über den neusten Streich der Band gesprochen.
KONSTRUKTIVE KREATIVPAUSE
Vor der Pandemie waren sie noch viel auf Tour, dann geht plötzlich nichts mehr – ein Schicksal, das aktuell viele Künstler:Innen ereilt. Peter Rubel, Pedro Goncalves-Crescenti und Joel Roters von International Music waren in der letzten Zeit jedoch alles andere als untätig. Man hatte sich sowieso vorgenommen, das Touren zu reduzieren, um das neue Album zu schreiben und aufzunehmen.
Die Pandemie hatte allerdings keinen großen Einfluss auf den Songwriting-Prozess an sich: Wie auch in normalen Zeiten entstanden die neuen Lieder beim gemeinsamen Improvisieren im Proberaum. Auch thematisch hat sie die Krise nicht wirklich beeinflusst, auch wenn man dies bei einigen Songs hereininterpretieren könnte.
„Es gibt auch ein paar Zeilen, bei denen mir im Nachhinein auffällt, dass sie – auch wenn sie vor Corona entstanden sind – auch ganz gut in den Zusammenhang passen. Bei „Insel der Verlassenheit“ zum Beispiel.“
Pedro Goncalves-Crescenti von International Music im M94.5-Interview
VON POSTPUNK BIS DADA
Der psychodelische Charakter der Band manifestiert sich bereits am Cover des Albums: ein langsam anfaulender Apfel wird anstelle eines Blattes durch eine Entenfeder geziert. Dieser Vorgeschmack bestätigt sich auch in der Musik. Die vorab veröffentlichen Singles decken bereits ein breites musikalisches Spektrum ab.
Die Insel der Verlassenheit versprüht mit seinem monotonen Gitarrenriff einen düsteren, postpunkigen Charme, während das heitere Wassermann mit lockeren Melodien und 70er-Jahre-Flair punktet. Die Single Misery verbindet dann beide eigentlich gegensätzigen Stile zu einem großen Ganzen. Wieder ganz andere Töne werden beim dadaistischen, noisigen Track Der Traum der Ente angeschlagen.
„Wir sind ja auch als Menschen einer Vielzahl von Einflüssen ausgesetzt, nicht nur der Musik, die wir hören. Welche Literatur wir gerade lesen, wie wir uns mit Freunden und Familie verstehen, generell macht man ja mal bessere, mal schlechtere Zeiten durch. Und das alles fließt nicht nur in die Texte, sondern auch die Musik mit ein.“
Pedro Goncalves-Crescenti von International Music im M94.5-Interview
ENTENTRÄUME
Der unkonventionelle Name des Albums ist auf eines der Lieder zurückzuführen – man war sich nicht sicher, ob der Song „Der Traum der Ente“ nicht doch „Ententräume“ heißen soll. Schlussendlich konnten sich die Musiker von keiner der Ideen trennen und verwendeten sie einfach beide, eine als Namen für den Song, eine als Titel des Albums.
Hoffnung auf Live
Das Album eignet sich wunderbar als Klanglektüre für lange Zugfahrten, aber auch gesellige Runden – leider werden wir uns wohl noch etwas gedulden müssen, bis wir die Songs live erleben können. Worauf sich die Jungs von International Music neben den Konzerten am meisten freuen, wenn alles wieder „normal“ ist, können wir sicher auch alle nachvollziehen:
„Peter zum Beispiel – und da bin ich natürlich auch dabei – freut sich auf Bar- und Clubatmosphäre, unbesorgt in einem Raum voller Menschen zu sein. Bei mir ist das noch mal besonders mit der Familie in Brasilien, ich freue mich einfach darauf, meine Großeltern besuchen zu dürfen.“
Pedro Goncalves-Crescenti von International Music im M94.5-Interview