YBBS im Interview
Betrunkene Junggesellen und verlorene Beats
Wer am Zamanand Festival im Mai bei unserer M94.5 Bühne vorbeigeschaut hat, wird ihn kennen. Chillige Beats, deutscher Hiphop/Rap: das ist Ybbs. Ybbs hat 2021 seinen ersten Song rausgebracht und produziert seitdem fleißig. Neben der Musik begeistert er sich auch für Kunst und Film, wie er unserem Moderator Robert Karopka im Interview verriet.
Robert: Wie unterscheidet sich denn der Arbeitsprozess beim Film und deinen Songs?
Ybbs: Beim Film mache ich die Vertonung tatsächlich nur alleine. Musik mache ich zusammen mit dem Migl, dem Michi Alber. Wir produzieren zusammen und schreiben teilweise auch Texte zusammen. Musik ist dementsprechend mehr Teamwork.
Robert: Machst du bei den Filmvertonungen dann alles? Also auch Voiceovers oder nur die Filmsounds?
Ybbs: Filmvertonung, das heißt alles, was im Hintergrund passiert. Zum Beispiel düstere Sounds, wenn irgendwas Spannendes passiert, irgendwo ein Quietschen hinterlegen, Autos, die vorbeifahren, Explosionen. Alles was so passiert.
Robert: Was war bis jetzt dein Lieblingsprojekt?
Ybbs: Das war der Film “Fabian” von Dominik Graf.
Robert: Du bist auch Künstler und hattest neulich sogar eine eigene Ausstellung. Wie hängt deine Kunst mit deiner Musik zusammen?
Ybbs: Ich würde sagen, das hängt gar nicht so zusammen. Ich habe die Kunst am Anfang sehr privat gehalten. Ich glaube zwei Jahre lang gab´s den Studio Ybbs Kanal auf Instagram, der eigentlich nur ein Kunstkanal war und ich hab niemandem davon erzählt. Das ist irgendwie mein Release von Sorgen und Stress. Die Kunst ging noch tiefer.
Robert: Jetzt sagst du, du hast die Kunst so lange privat gehalten. Kunst ist ja immer so eine Art emotionaler Striptease – wie geht es sich da bei dir bei der Musik aus? Bereitet es dir da weniger Stress, wenn du auf der Bühne stehst und deine Lyrics performst?
Ybbs: Ganz am Anfang war es schon krass. “Lange nicht gesehen” finde ich meinen emotionalsten Song. Als ich den live gespielt habe, hatte ich am Anfang schon Gänsehaut. Aber das legt sich von Auftritt zu Auftritt, deshalb geht das jetzt schon.
Robert: Wenn man dich live performen sieht, dann fällt in der Crowd unweigerlich der Vergleich zu Cro. Bist du happy damit oder geht er dir langsam auf den Sack?
Ybbs: Nein, haha, alles cool. Aber ja, das höre ich schon oft.
Robert: Stichwort Sounddesign: auch in deinen Songs, hast du dir Cro irgendwie als Vorbild genommen oder ist das Zufall?
Ybbs: Nein als Vorbild tatsächlich gar nicht. Ich höre auch eigentlich ganz wenig Deutschrap. Aber die Sachen, die er macht finde ich natürlich cool. Die Inspiration kommt von überall.
“Ich glaube zwei Jahre gab’s den Studio Ybbs Kanal auf Instagram, der eigentlich nur ein Kunstkanal war und ich hab keinem davon erzählt. Das irgendwie mein Release von Sorgen und Stress.”
Ybbs
Robert: Im Juni hast du deinen Song “Wishlist” neu rausgebracht. Was steht denn auf deiner Wishlist?
Ybbs: Am liebsten mehr Auftritte und dass die Leute noch mehr auf mich aufmerksam werden und mich buchen oder Bock haben, zum Konzert zu kommen.
Robert: Das Projekt Ybbs ist ja auch in großen Teilen zur Corona Zeit entstanden. Wie war es denn für dich so, das erste Mal auf einer Bühne zu stehen und vor Publikum zu performen?
Ybbs: Super spannend! Und tatsächlich wart ihr die erste Bühne, auf der ich gestanden bin. Beim Zamanand Festival.
Robert: Ach, das war erst dein erster Auftritt da?
Ybbs:… oder der zweite.
Robert: Dafür hast du krass abgeliefert! Du warst ja sogar unser Headliner an dem Abend.
Ybbs: Ja war cool, hat auf jeden Fall Spaß gemacht. Hat sich gut angefühlt.
Robert: Danach sind noch mehrere Auftritte gefolgt?
Ybbs: Ja, in Kempten, da habe ich vor zwei Junggesellenabschieden gespielt. Das war sehr spannend, mit besoffenen Menschen auf der Bühne zu tanzen.
Robert: Was war das Wildeste, was da passiert ist?
Ybbs: Dass einer auf die Bühne gekommen ist und mich vollgequatscht hat. Aber es war schon ok, wir haben dann zusammen auf der Bühne getanzt. Ja und dann hatte ich noch einen Auftritt auf dem Munich Mash. Das war auch richtig cool.
Robert: Du spielst ja momentan noch mit Backing Tracks, könntest du dir vorstellen, dir auch eine Live Band zusammenzustellen?
Ybbs: Voll gerne! Also wenn irgendwelche Musiker zuhören und Bock haben, meldet euch.
Robert: Welche Instrumente brauchst du?
Ybbs: Alles! Schlagzeug, Gitarre, E-Gitarre, Bass, irgendjemand der das Playback DJ macht und auch Bläser wären super cool!
“”Lange nicht gesehen” finde ich meinen emotionalsten Song. Als ich den live gespielt habe, hatte ich am Anfang schon Gänsehaut.”
Ybbs
Robert: Wie siehts bei dir in der musikalischen Pipeline aus? Ist da was angeplant?
Ybbs: Nächsten Monat kommt hoffentlich ein neuer Song raus. Einer, der auch in der Mache ist. Da haben wir aber leider das Projekt verloren. Es gibt keinen Beat mehr. Den müssen wir jetzt irgendwie die nächsten Tage nachbauen.
Robert: Wie ist der verloren gegangen? Schwirrt der noch irgendwo auf irgendeinem Rechner herum?
Ybbs: Der schwirrt bei Rebuy.de herum. Der Laptop mit dem Beat drauf wurde dort verkauft. Aber das mit dem Beat kriegen wir schon hin.
Robert: Wie ist der kreative Prozess so bei dir, eher konzeptualisiert oder Freestyle?
Ybbs: Es gibt beides. “Up” zum Beispiel, das ist mehr so ein Hiphop Tune mit ganz viel Autotune, der einfach nach vorne geht – ich glaub, den hab ich in ner Stunde geschrieben. Den Beat hab ich ungefähr nen Tag lang zusammen mit dem Michi gebaut.
Aber bei “Lange nicht gesehen”, da gibt’s Zeilen in meinen Notizen, die sind vor fünf Jahren entstanden und die pick ich mir irgendwie zusammen.
Robert: Welcher Prozess ist dir lieber? Bist du dann immer bemüht, das Projekt schnell fertigzubringen oder stört es dich nicht, wenn es dann auch mal eine Weile liegen bleibt?
Ybbs: Da bin ich dem Michi, meinem Producer, auch wieder sehr dankbar. Der sagt dann, komm wir ziehen den jetzt durch, oder schau mal, der liegt schon viel zu lange, wir lassen den jetzt liegen und machen den nächsten jetzt irgendwie weiter. Aber ich glaube, ich könnte an nem Song schon zwei Jahre arbeiten, wenn mir keiner sagen würde, jetzt hör auf bitte.
Robert: Würdest du dich selber als Perfektionist bezeichnen?
Ybbs: Ja, schon.
“Englischer Garten ist immer gut. Oder auch gerne mit der Bahn irgendwo weiter raus an nen See fahren, an den Feringasee zum Beispiel. Oder einfach in ne Bar gehen.”
Ybbs
Robert: Thema Autotune: Das ist ja weiterhin nicht endgültig in allen gesellschaftlichen Schichten in Deutschland akzeptiert. Hast du dich da am Anfang schwergetan oder benutzt du das jetzt bewusst als Stilmittel oder ist das einfach so passiert und du warst einfach fein damit?
Ybbs: Ich hab mich schon schwergetan. Aber was man alles damit machen kann, hat mich überzeugt. Es ist wie ein neues Instrument. Ich bin nicht der ultra krasseste Sänger und komme nicht perfekt zu allen Noten, aber um ehrlich zu sein, das kommen die Wenigsten. Es macht auch einfach Spaß, mit seiner Stimme zu spielen. Ich mache das auch nicht bei jedem Track, aber zu Hiphop finde ich es ganz geil.
Robert: Ein Song, der uns allen die Wartezeit versüßen kann ist “Sunshine”. Was sind denn deine Lieblingsorte in München, um gutes Wetter zu genießen?
Ybbs: Englischer Garten ist immer gut. Oder auch gerne mit der Bahn irgendwo weiter raus an nen See fahren, an den Feringasee zum Beispiel. Oder einfach in ne Bar gehen.
Wenn Ihr jetzt auch Bock habt, Ybbs und und seine Musik live zu erleben, dann kommt zu unserem Off-Air am 25.08. in der Muffathalle. Um 20 Uhr geht es los und Tickets dafür gibt es hier, zum studifreundlichen Preis, natürlich. 😉