Kommentar
Viel Wind um nichts
Tausende Schüler gehen seit ein paar Wochen deutschlandweit auf die Straßen und protestieren für mehr Umweltschutz. An sich eine löbliche Sache, doch ein richtiger Erfolg ist bisher ausgeblieben: Die Kohlekommission, die von der Regierung eingesetzt wurde, schlägt zwar das Jahr 2038 als Deadline für den Ausstieg vor. Aber das ist acht Jahre später, als die Demonstranten von „Fridays for Future“ aktuell fordern. Es scheint fast so, als ob die Politik die Forderung der Initiative nicht so richtig ernst nehmen würde. Und daran sind die Schüler selbst schuld.
Aufmerksamkeit allein reicht nicht
Wer in der Politik etwas erreichen will, der muss Druck ausüben. Genau das ist „Fridays for Future“ aber nicht gelungen, auch wenn die Schülerproteste große mediale Aufmerksamkeit bekommen haben: In den Zeitungen häufen sich die Berichte darüber, welche Schulen Verweise für das Schwänzen im Sinne des Umweltschutzes verteilt oder wer den versäumten Unterricht wie nachholen muss. Doch damit bringt man noch lange keine Politiker ins Schwitzen – trotz Erderwärmung.
Um wirklich etwas an der Klimapolitik ändern zu können, braucht man klare Ziele, kreative Ideen und konstruktive Vorschläge. Doch genau das fehlt den Schülern, die die Initiative vertreten, völlig. Stattdessen wiederholen sie gebetsmühlenartig Sätze wie „Wir fordern die Regierung auf, Mut und Vorstellungskraft zu beweisen, sich unserer Zukunft anzunehmen“ oder „Die Wahrheit ist, dass es nicht so weiter geht“. Solche Floskeln können zwar die Demonstranten begeistern, führen aber nicht zu einer politischen Kehrtwende.
Unrealistische Umsetzung
Auch scheinen den Schülern die logischen Konsequenzen ihrer Forderungen nicht bewusst zu sein, denn über mögliche Maßnahmen wird nur wenig gesprochen. Wer konsequent Umweltschutz betreiben möchte, darf im Sommer nicht nach Bali fliegen, kein Handy aus China kaufen und auch kein Elektro-Auto fahren, dessen Rohstoffe unter hohem Energieaufwand in Afrika abgebaut werden. Solch radikale Einschränkungen mögen für einzelne der Demonstranten vielleicht eine Option sein, aber die meisten von ihnen werden auf viele solcher Annehmlichkeiten nicht verzichten wollen.
Um konkrete Erfolge auf bundespolitischer Ebene erzielen zu können, muss sich „Fridays for Future“ vor allem besser organisieren. Dazu reicht es nicht, über Whatsapp-Gruppen zu Demos aufzurufen, auf denen irgendwelche Schüler über ihre Vorstellung einer klimaneutralen Zukunft sprechen dürfen. Und es reicht auch nicht, Plakate mit Sprüchen wie „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“ hoch zu halten.
Engagement ja – aber nicht so
Ich unterstütze die Idee, dass sich Jugendliche umweltpolitisch organisieren, voll und ganz. Aber anstatt jeden Freitag die Schule zu schwänzen und auf die Straße zu gehen, sollten die Anhänger von „Fridays for Future“ lieber konstruktiv mit der Politik zusammenarbeiten und sich nicht an unrealistische Vorstellungen klammern. Für unsere Umwelt.