Die Art Basel 2019
Viel Kunst um Nichts?
Am Wochenende vom 13.-16. Juni findet in der Schweiz die Art Basel statt. Auf dem großflächigen Messegelände blinkt und glitzert aber nicht nur die Kunst und der metallische Außenbau des Areals sondern vor allem die Unmengen an Geld, die hier fließen. M94.5 hat einen Spaziergang gemacht, über die größte Kunstmesse der Welt.
Kunst kostet
Wenn man in Venedig durch die Biennale-Pavillons läuft, erkennt man so etwas wie den Drang die Welt wenn nicht zu verändern, dann zumindest zu inspirieren oder zu provozieren. – Auf der Art Basel geht es dagegen um den Verkauf. Aber machen wir uns nichts vor: Dass sich in Basel alles ums Geld dreht ist kein Geheimnis. Es ist und bleibt die größte Kunst-Messe der Welt: Hier sind alle namhaften Galerien vertreten. Jeder verkauft seinen Baselitz, Koons oder Bourgeois für Millionensummen. Und alles was man im Feuilleton liest, ist dass die Messe ein Sinnbild dessen ist, wie sehr sich Kunst heutzutage ums Geld dreht. Wow. Überraschung.
Zwischen Champagnergläsern und grauen Haaren
Trotzdem komme ich als junge Studentin nicht umhin mich zu fragen, wie es gewesen wäre hier aufzuwachsen: In der High Society der Kunstszene. Zwischen Geld und Kunst, filigran gemusterten Sakkos und privilegierten Bekanntschaften. Wenn ich an den Promis der Szene vorbeilaufe und mich hinter einem kleinen Mädchen anstelle, das an Papas Designer-Anzug-Hand geduldig in der Schlange wartet um in eine chinesische Video-Installation zu gehen. Für 20 Franken hole ich mir eine vegane Gemüse Bowl. Auch sie ist perfekt durchdesignt. Und teuer. Natürlich nichts im Vergleich zu einem echten Baselitz.
Bunte Vielfalt
Aber nicht nur die Preise sind beeindruckend, auch die hier ausgestellte Kunst hat viel zu bieten. Große Namen reihen sich an noch größere Namen und neben einem Urinal, das zu einem Cachaca-Trink-Spender umfunktioniert wurde oder einer von der Decke tanzenden überdimensionalen Lederpeitsche, findet sich hier auch die ein oder andere Absurdität; in einem geschmackvollen Rahmen versteht sich.
Alle Stilrichtungen und Formen sind vertreten. Ein wenig politisch-feministisch wird es wenn Andrea Bowers die Namen und Vorwürfe von sexuellen Missbrauchs-Tätern auf riesige rote Informationswände druckt.
Neben einigen Videoinstallationen sind Virtual Reality Kunstwerke dabei noch eine Seltenheit, die eher unspektakulär bleibt. Vielleicht verkauft sie sich auch einfach nicht so gut wie eine Leinwand oder Skulptur. Dennoch wird man in den drei Hallen der Messe regelrecht von der Vielfalt der Kunst erschlagen. Wer nach einer einschlägigen Linie unserer Zeit sucht, einem alles überschattenden Trend, sucht vergeblich.
Aber stirbt mit dieser Masse auch die Klasse?
Haben wir uns endlich eine offenere Kunstszene erarbeitet und ertrinken jetzt doch in unserem eigenen Überangebot (und Champagner)? Im „Unlimited“ Ausstellungsbereich konstruiert Daniel Knorr eine „Auto-Waschanlage“ die nicht reinigt, sondern aus Leinwänden bestehende Wägen mit Farbe bespritzt. Ein Publikumsmagnet und ein Sinnbild: Nicht nur für die Fetischisierung von Autos sondern auch für den Kunstmarkt und seine Überproduktion an teurer Kunst.
Auch Olaf Nikolai’s überdimensionaler Turnschuh, ein paar hundert Meter weiter schreit nach dem Thema “Fetisch”.
Und so sehr sich die Frage nach der Bedeutung von Kunst hier auf der Art Basel auch stellt, so sehr stelle ich (als junge schlecht verdienende Studentin) mir vor allem die Frage der Rezeption: Nicht welche Kunst wird hier ausgestellt? Sondern wer bekommt sie zu sehen?