Smartphones

Versteckter Stromverbrauch

/ / Bild: ponsulak / Shutterstock

Klimaschutz und Stromsparen wird immer wichtiger. Gleichzeitig kommen wir ohne das Internet nicht mehr aus. Lässt sich das bei dem Stromverbrauch, der mittlerweile durch unseren Internetkonsum entsteht, noch vereinbaren?

Im Durchschnitt braucht das Laden des eigenen Handys im Jahr knapp 5 Kilowattstunden – das sind ungefähr fünf Waschmaschinengänge – klingt erstmal recht gut. Leider kommen auf diesen Stromverbrauch noch einige andere Faktoren wie Mobilfunknetze, Cloudserver und jegliche genutzten Websites. Und auch die Handynetzteile, also die Ladegeräte, verbrauchen Strom beim Laden, der nicht im Akku landet – der sogenannte Ladeverlust.

Rekordverdächtiges 5G-Netz

Über 6 Milliarden Gigabyte an Daten sind im Jahr 2022 durchs deutsche Mobilfunknetz geflossen, also fast doppelt so viel wie noch zwei Jahre zuvor. Ein Gigabyte Videostreaming im 5G-Netz braucht knapp eine Wattstunde – so viel wie eine herkömmliche Glühbirne pro Stunde verbraucht. Mit dem Stromäquivalent des Datenverbrauchs im vergangenen Jahr könnte man also hochgerechnet ein Jahr lang 700 000 Glühbirnen zum Leuchten bringen.

Immerhin ist das neue 5G-Netz deutlich stromsparender als es das 4G oder noch das alte 3G-Netz waren. Zum Vergleich: Der 3G-Standard, der noch bis 2021 teilweise aktiv war, benötigte noch ganze 40 Wattstunden pro Gigabyte. Bei dem enormen Anstieg unseres Datenverbrauchs ist diese Effizienzsteigerung aber auch notwendig.

Da es sich für die Mobilfunkprovider auch finanziell lohnt die Systeme effizienter zu gestalten, arbeiten ihre Forscher:innen stetig an besseren Standards. Daher benötigen die neuen Mobilfunkstandards nicht nur weniger Strom, sie nutzen ihn auch klüger. Während früher aufgestellte Mobilnetze konstant aktiv waren, und demnach auch konstant Strom verbrauchen, gehen die neuen Netze bei Inaktivität in einen Stand-by-Modus. Ein positiver Nebeneffekt dabei: Klimaneutraler macht es das Mobilfunknetz auch.

Der Traum eines Physikers ist es, mit der Leistung Null zu arbeiten. Niemand verschwendet gerne
Energie – alleine aus dem Grund heraus, dass das Kosten verursacht. Also gibt es da ein ganz großes Eigeninteresse immer weiter nach Stellschrauben zu suchen, wie sie diesen Stromverbrauch nach unten drehen können.

Dr. Markus Jodl, Unternehmenssprecher Telekom

Always-On, auch im Internet?

Eine Diskussion mit Freunden durch eine kurze Google-Anfrage lösen, Siri nach dem Wetter fragen oder auf dem Arbeitsweg Spotify anschalten. Das alles braucht Strom – und zwar nicht sonderlich wenig. Allein die Google-Dienste verbrauchen pro Jahr 5,7 Terrawattstunden, fast so viel wie ganz San Francisco. Auswirkungen auf das Klima hat das natürlich auch: Die weltweiten Suchanfragen auf Google erzeugen pro Minute ungefähr 32 Tonnen CO2 .

Und selbst wenn man sich dann mal extra bemüht, nicht so viel im Internet unterwegs zu sein: Cloud-Dienste und Server interessiert das wenig. Die automatisch in die Cloud geladenen Urlaubsfotos, Live-Standortverfolgung oder automatische Smartphone-Updates laufen in der Regel einfach weiter.

Grafik über den durchschnittlichen, jährlichen Stromverbrauch von Handynutzung.
Durchschnittlicher, jährlicher Stromverbrauch durch Smartphonenutzung in Deutschland

Smarteres Handyladen

Viele moderne Smartphones können “adaptiv Laden”. Die Geräte versuchen also, genau zum ersten Weckerklingeln die 100%-Ladung zu erreichen. Das hilft hauptsächlich dem Akku dabei, länger am Laufen zu bleiben. Aber auch der Stromzähler wird geschont, weil das Handy nicht nach der 100%-Ladung unnötig weiter Strom aus dem Ladekabel zieht. Moderne Funktionen wie induktives Laden klingen vielleicht cool – im Schnitt verbraucht das aber knapp 50 Prozent mehr Strom als klassisch übers Kabel.

Können wir etwas ändern?

Trotz aller Updates haben wir auf unseren Handys aber leider keine wirklich effektive Methode zum Stromsparen. Abgesehen von ein, zwei Stunden mehr Akkulaufzeit durch verringerte Bildschirmhelligkeit oder aktiviertem Flugmodus kann von Endbenutzern wenig getan werden. Das Internet ist mittlerweile einer der wichtigsten Aspekte unseres Lebens. Server sind immer online und auch unser Handy benötigt für viele Prozesse eine stetige Internetverbindung. Manche Mobilfunkanbieter bieten allerdings immerhin Verträge mit Ökostrom an – ein Schritt in die richtige Richtung.