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Filmkritik

Vater, Sohn und Haus von Gucci

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Liebe kann tödlich sein – besonders dann, wenn Macht und Geld im Spiel sind. In dem True-Crime-Filmdrama House of Gucci wird man Zeug:in, wie nach und nach die Fassade eines der größten Fashion-Imperien der Welt brüchig wird.

Mit House of Gucci bringt der renommierte Regisseur Ridley Scott den tödlichen Machtstreit der Gucci-Dynastie auf die Filmleinwand. Mit im Film-Gepäck: die schlagzeilenträchtige Geschichte des exklusiven, italienischen Modehauses und die Crème de la Crème von Hollywood. In dieser Kombination kann nur ein Filmwerk hervorgebracht werden, das mit seiner Pompösität und seinem “mörderischen” Hintergrund eine Drama-Soap vom Feinsten präsentiert: leidenschaftliche Liebe, die in puren Hass umschwenkt, brüderliche Streitigkeiten. Alles natürlich untermalt mit Hits der 70er und 80er Jahre, gepaart mit wohlklingenden Operetten und Chansons.

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Schlagzeilenträchtige Geschichte eines der größten Fashion-Imperien der Welt – Trailer

Mörderische Liebe in Stilettos

Wenn man sich die Geschichte hinter „House of Gucci“ etwas genauer anschaut, überrascht die übertriebene Darstellung der Ereignisse und Charaktere nicht mehr wirklich. Anfang der 70er Jahre lernt Patrizia Reggiani (Lady Gaga), die Tochter eines zwielichtigen Transportunternehmers, den Jurastudenten & späteren Gucci-Erben Maurizio Gucci (Adam Driver) auf einer Kostümparty kennen. Sie verlieben sich Hals über Kopf ineinander und stillen dabei gegenseitig ihre Bedürfnisse nach Liebe und nach Geld. Als Patrizia sich in die Gucci-Dynastie einheiratet, schafft sie es mit ihrer manipulativen Ader die ganze Familie gegeneinander auszuspielen und Schritt für Schritt die Macht über das Gucci-Imperium an sich zu reißen. Als ihr Mann Maurizio Gucci die Marionettenfäden ihres Systems erkennt, verfällt er selbst der Gier nach alleiniger Macht und lässt sie mit ihren gemeinsamen Kindern zurück, was tödliche Folgen mit sich bringt.

Eine nur scheinbar perfekte Ehe im Haus der Gucci (Bild: Universal Pictures)

Hochkarätige Schauspieler:innen im Geist der Vergangenheit

Zu einem guten Film gehört auch ein starkes Schauspieler:innen-Ensemble. Das hat „House of Gucci“ auf jeden Fall zu bieten. Lady Gaga beweist in ihrer Hauptrolle als Patrizia Reggiani wieder einmal, dass ihr schauspielerische Leistung kein „Anfängerglück“ war. Patrizias Charakterentwicklung vom bodenständigen, schüchternen Mädchen zur machthungrigen, manischen Unternehmerfrau zeigt Lady Gaga überzeugend. Neben Lady Gaga zeigt sich auch Adam Driver in seiner Rolle als Maurizio Gucci in Bestform und stellt den Gegenpol der Gucci-Dekadenz auf eine vornehme und geschickte Art und Weise dar. Zudem schafft es Jared Leto als Cousin Paolo Gucci, in seiner Rolle als erfolgloses schwarzes Schaf der Familie die Zuschauer:innen auf seine Seite zu ziehen. Aber auch weitere Nebenrollen, wie die von Jeremy Irons als Maurizios Vater Rudolfo, Al Pacino als egozentrischer Onkel Aldo Gucci bis hin zu Salma Hayek als Wahrsagerin Pina, sind großartig besetzt und schaffen es den Film dem letzten Feinschliff zu geben. 

Lady Gaga spielt nicht nur, sondern erweckt Patrizia Reggianis Charakter zum Leben. (Bild: Universal Pictures)

Langatmig, aber doch detailverliebt

Maßgeschneiderte Kleider, Nadelstreifenanzüge, Krawatten, Penthäuser und vieles mehr – die Liebe zum Detail bringen den Prunk der damaligen Zeit exzellent zum Vorschein und unterstützen die „over the top“-Denkweise des Films. Die Kameraführung ist dabei nicht statisch, sondern choreografisch, sodass man einen sehr guten Überblick über die prächtige Szenenlandschaft erhält und dabei Schlüsselszenen in den Fokus stellt. Die Musikauswahl führt die Zuschauer:innen zudem durch die unterschiedlichen Zeitepochen und ist daher zusätzlich als unbewusster roter Faden des mörderischen Konfliktes anzusehen. Trotz allem wird man während des gesamten zweieinhalbstündigen Films das Gefühl nicht los, dass dies aber auch die Langatmigkeit des Familiendramas widerspiegelt. Obwohl eigentlich viel Raum für tiefgründige Dialoge und genauere geschichtliche Hintergründe zur Verfügung stehen, sind diese kurzgehalten worden, so dass Charaktertiefe und der eigentliche Skandal an sich – der Mord an Maurizio Gucci – in den Hintergrund treten. Alles in allem ist House of Gucci ein sehenswerter Film für all diejenigen, die mehr über die „göttliche“ Überschätzung und eigentliche Zerbrechlichkeit des Gucci-Familienbundes erfahren und sich vom unglaublichen Cast, den atemberaubenden Kostümen und abwechslungsreichen Kulissen faszinieren lassen möchten.  

House of Gucci ist ab dem 2. Dezember in den Kinos zu sehen.