Uni in Präsenz
Umgang mit Sozialen Ängsten
Ein Hochschulalltag wie vor der Pandemie. Für viele Studierende ist das Grund zur Freude, bei einigen löst der Gedanke daran eher ein ungutes Gefühl aus – zum Beispiel, wenn sie unter sozialen Ängsten leiden. Doch wie kann diese Überforderung bewältigt werden?
Tausende Studierende werden in den nächsten Wochen wieder in die Hörsäle der Münchner Unis strömen. Diesen Frühling steht nämlich ein Semesterstart ohne weitreichende Corona-Schutzmaßnahmen bevor. Auch Tim Lüngen wird nach einem Studiumsbeginn mit Online-Lehre wieder in die Uni zurückkehren. Er blickt dem Unistart mit gemischten Gefühlen entgegen, denn er leidet unter sozialen Ängsten.
Soziale Ängste im Alltag
In Hörsälen, öffentlichen Verkehrsmitteln, auf Partys – überall, wo viele Menschen sind, fühlt sich Lüngen, der Kommunikationswissenschaft im zweiten Semester studiert, unwohl. Manchmal bekommt er deswegen auch Panikattacken.
“In solchen Situationen kann ich mit keinen Leuten reden, ich kann nichts sagen, ich fühle mich die ganze Zeit beobachtet. Und dann ist es so, dass ich mit meinen Händen rumfuchtel oder einen Stift in der Hand drehe und mir wird komplett heiß.”
– Tim Lüngen, leidet unter sozialen Ängsten
Hilfe suchen und finden
Hilfe können Betroffene im universitären Umfeld zum Beispiel über die Website des Studentenwerks München finden. Dort gibt es die Möglichkeit, einen ersten Kontakt für ein psychologisches Beratungsgespräch herzustellen.
In München gibt es noch viele weitere Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen für eine erste und schnelle psychologische Hilfe:
Schutz vor der Angst
Langfristig kann Betroffenen eine Therapie helfen. Auch Tim Lüngen ist seit rund drei Monaten bei einer Therapeutin. Dort hat er Methoden erlernt mit seiner Angst umzugehen. Für Diplompsychologin Christiane Schmermer sind es vor allem Schutz und Sicherheit, die das Leben mit sozialen Ängsten erleichtern.
Folgende Methoden können Menschen mit sozialen Ängsten im universitären Alltag helfen:
- Fahrweg üben
- Vertrauenspersonen mitnehmen
- Sitzplatz im Hörsaal bewusst wählen z.B. eher hinten und in der Nähe von einer Tür
- Eigene Grenzen wahrnehmen und langsam an die neue Situation gewöhnen z.B. nur für kurze Zeit in der Vorlesung bleiben
- Vorab individuelle Antistress-Methoden überlegen z.B. 3×5 – Methode und Progressive Muskelentspannung
Auch Freund:innen und Kommilitonen:innen können helfen, indem sie Verständnis zeigen, zuhören und auf individuelle Bedürfnisse eingehen, rät Schmermer.
Damit ihr Umfeld helfen kann, ist es wichtig, dass sich die Betroffenen ihnen gegenüber öffnen und ihnen ihre Ängste anvertrauen – auch wenn es schwerfällt.