Die Zukunft des alten Justizzentrums
Umbau für die Umwelt?
Das Münchner Justizzentrum an der Nymphenburger Straße war Austragungsort von vielen historischen Rechtssprüchen. Zum Beispiel wurde Beate Zschäpe hier zu ihrer lebenslangen Haft verurteilt. Bald soll die Justiz allerdings an den Neubau am Leonrodplatz umziehen. Was aus dem alten, geschichtsträchtigen Gebäude wird ist fraglich. Eine Initiative eröffnet nun die Debatte.
“Noch ist es nicht zu spät, da das Gebäude noch steht” singen ein dutzend Eisbären vor dem Justizzentrum. Ob das abgerissen wird, ist noch unklar. Das Staatsministerium für Bau, Wohnen und Verkehr gibt keine Auskunft zur aktuellen Entscheidungslage. Die Architektin Leila Unland äußert ihre Gedanken dazu: “Jetzt muss man eigentlich was machen, weil ansonsten schaut man schon wieder einem Schicksal zu, wo man eigentlich total großes Potential sieht.” Also hat sie die Initiative Justizzentrum erhalten mitgegründet, welche laut und kreativ auf das noch offene Schicksal des Justizzentrums aufmerksam macht und damit eine öffentliche Debatte über die Zukunft des Gebäudes anstößt.
Abriss und Neubau verursachen eine Menge CO2
Die Initiative fordert den Erhalt und die Sanierung des Strafjustizzentrums. Doch es geht um mehr als das. Das Justizzentrum soll als Pilotprojekt dienen, das Umbauen und Sanieren von Gebäuden zur neuen Norm zu machen. Bisher fällt die Entscheidung nämlich meist aus finanziellen Gründen auf Abriss und Neubau. Doch das verursacht eine Menge CO2, im Falle des Justizzentrums laut Initiative rund 24.000 Tonnen. Die Kosten der langfristigen Umweltschäden werden nicht in den Finanzplan mit einkalkuliert. Da der Bausektor einer der größten CO2 Emittenten ist, muss München also umdenken, wenn das selbstgesteckte Ziel, bis 2035 klimaneutral zu sein, erreicht werden soll.
Soziale und kreative Nutzung des Stadtraums
Bisher erzeugen auch Entscheidungen, wie der Verkauf des Grundstücks an der Seidlstraße an die Firma Apple eher Misstrauen über den Umgang der Stadt mit dem knappen Raum in München. Um der fortschreitenden Kommerzialisierung Münchens, durch genau solche Projekte entgegenzuwirken, fordert die Initiative eine soziale und kreative Nutzung des alten Justizgebäudes.
Alle Forderungen der Initiative Justizzentrum erhalten sind in einem Positionspapier mit Unterschriftensammlung und einem Musikvideo festgehalten, das den Abriss singend bezwingt.
München als Vorreiterin?
Die Initiative steht mit ihren Forderungen nicht alleine da. Das Umweltbundesamt hat auf der Pressekonferenz vom 20. Februar 2023 als neues Ziel verkündet, schon bestehende Gebäude zu nutzen, zu sanieren und aufzustocken, um weniger Fläche zu versiegeln und den CO2 Ausstoß zu mindern. München hat nun die Chance Vorreiterin in der Umsetzung dieser Ziele zu sein.
Die Initiative Justizzentrum erhalten steht mittlerweile mit mehreren Parteien aus dem Bayerischen Landtag im Gespräch. Außerdem war sie Teil einer Podiumsdiskussion beim Plantreff München in der Ausstellung: In aller Öffentlichkeit. Weitere Gespräche, Aktionen, und Podiumsdiskussionen zum Thema sind geplant.