Tag gegen Tiertransport

TIERLEID AUF DER AUTOBAHN 

/ / Bild: shutterstock/Miguel Perfectti

An den deutschen Esstischen ist er zur unliebsamen Dauerdiskussion geworden: Der hohe Fleischkonsum und seine Symptome bleiben in Deutschland und ganz Europa ein Thema. Den 14. Juni widmen Europas Aktivist:innen einem bestimmten Problem: Dem Tiertransport.  

Etwa 700 Millionen Tiere werden in Deutschland für Ernährungszwecke genutzt. Ob Mast- und Legehühner, Puten, Schweine, Kühe oder Rinder: Die Gesamtzahl der Schlachtungen liegt laut WWF bei sogar 750 Millionen pro Jahr. Etwa sieben Millionen Tonnen Fleisch produzierten deutsche Schlachtunternehmen allein im Jahr 2022.

Zwischen Zucht, Mast, und Schlachtung der Tiere stehen oft mehrere hundert Kilometer, denn: Der Handel mit lebendigen Nutztieren ist international. Kaum zwei Wochen alte Jungtiere werden zu wirtschaftlichen Zwecken im großen Stil an Mastbetriebe innerhalb und außerhalb Deutschlands verfrachtet. Zielländer sind meist die Niederlande, Spanien, und Italien, wobei ein Teil der Transporte auch sogenannte “Drittländer” – Länder außerhalb der Europäischen Union – ansteuert.  

“UNNÖTIGES LEID” 

Die Konditionen, unter denen sich die Tiere befinden, sind generell desolat. Viel zu dicht beladen rauschen die stark verdreckten Transporter tagelang über die Autobahnen. Weil nicht alle Tiere genug Platz haben, sich hinzulegen, müssen sie dabei auf unebenem Grund stehen. Mit Futter und Wasser werden die Tiere selten versorgt. Stattdessen erleben sie Hitze, grobe Misshandlung und Verletzungen.  

Die Tiertransportproblematik ist in der EU-Politik kein neues Thema – Immer wieder taucht die Frage nach besserem Umgang mit den Tieren auf. Bis in die frühen 2000er Jahre galt in EU-Staaten die Richtlinie 91/628/EWG zur “Sicherung einer angemessenen Behandlung landwirtschaftlicher Nutztiere”. Schon 1991 nahm man sich zum Ziel, “unnötiges Leid” so weit wie möglich zu unterbinden.  
 
Ab dem 5. Januar 2007 verschärfte die EU-Verordnung über den Schutz von Tieren beim Transport die bestehenden Regeln. Deren Grenzen bleiben weit gefasst: Bis zu 29 Stunden am Stück darf ein ausgewachsenes Rind ohne Pause im Laster stehen, 24 Stunden ein Schwein. Die Höchsttemperatur in den Lastwagen darf höchstens 35 Grad Celsius messen. Außerdem stehen jedem Tier mindestens anderthalb Quadratmeter Platz zur Verfügung. Ob die Verordnung auch befolgt wird, liegt bei den Behörden jedes Bundeslandes: Veterinärämtern und der Polizei. 

VERSTOSS = REGEL

Dass diese Prüfstellen ihrer Aufgabe nicht gewachsen sind, liegt schon in der Natur der Sache selbst. Weil die Transporte in vielen Fällen Landesgrenzen passieren, ist die Zuständigkeit unklar. Besonders die sogenannten Drittländer bleiben von EU-Richtlinien unberührt und tolerieren noch schlechtere Konditionen. Doch auch in EU-Ländern werden bestehende Regeln übergangen: Zu hohe Beladungsdichte, zu kurze Pausen bei tage- bis wochenlangen Fahrten, Misshandlung und Verletzung können im Einzelnen schlecht überwacht werden. Immer wieder stellen EU-Ausschüsse gravierende Mängel und Verstöße gegen die Verordnungen fest.  

(KEINE) ÄNDERUNG IN SICHT? 

Das Thema Tiertransport bleibt auch 2024 innerhalb und außerhalb der Europäischen Union relevant. 2018 entschied die Regierung Australiens, den Export lebendiger Schafe schrittweise einzustellen. 2023 folgten nach dieser Manier auch Neuseeland und sogar die britische Regierung. In Deutschland stellten zahlreiche Bundesländer zwischen 2019 und 2020 den Export lebendiger Nutztiere in Drittländer ein. 2023 zog das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft erstmals die Veterinärbescheinigungen für den Export lebendiger Tiere zurück.  
 
Trotz aller Maßnahmen zur Verbesserung der Transportbedingungen zum Wohl der Tiere ist klar: Vom Abschaffen der Tiertransports kann vielerorts noch keine Rede sein. Immer noch fallen rechtlich zahlreiche Transportpraktiken durch das Raster – und um diese vollständig zu unterbinden, würde wohl ein europaweites Verbot benötigt.