M94.5 Filmkritik
Thor – The Dark Kingdom
Der Gott mit dem Hammer ist zurück. Dieses Mal darf Thor nicht nur die Erde, sondern gleich das komplette Universum retten. Und das ganz ohne Unterstützung der Avengers.
Nachdem sich die Superhelden-Supertruppe in The Avengers um die Rettung der Welt (a.k.a. Midgard) gekümmert hat, tritt Thor wieder mit seinen Kampfkumpanen aus Asgard an, um alle Neun Welten zu befrieden, während Thors Adoptivbruder Loki, der bei seinem letzten Auftritt mit Verrat geglänzt hat, in Asgards Kerker schmoren muss.
Die Dunkel-Elfen erwachen
Bei Neun Welten in Thors Universum findet sich natürlich immer ein passender Bösewicht: Nach den Eisriesen aus Teil 1 haben dieses Mal die Dunkel-Elfen die Ehre – die mit Tolkiens Wesen nicht sehr viel gemeinsam haben. Die finsteren Spitzohrträger sollte eigentlich schon Thors Großvater erledigt haben, offensichtlich befanden sie sich aber nur in einer Art Winterschlaf. Ihr Anführer Malekith (Christopher Eccleston) schickt seine Truppen aus, um das Universum wieder in Dunkelheit versinken zu lassen. Die Sterne dafür stehen günstig, die Neun Welten reihen sich in eine besondere Konstellation, was sich auf der Erde unter anderem mit schwebenden Lastwagen bemerkbar macht. Das wiederum ruft Thors Herzdame Jane Foster (Natalie Portman) auf den Plan, die ihrem Gott immer noch nachtrauert. Thor (Chris Hemsworth) nimmt Jane sicherheitshalber mit nach Asgard und präsentiert sie seinem wenig erfreuten Vater Odin (Anthony Hopkins), ehe dort die Dunkel-Elfen einfallen.
Überfülle an Schauplätzen und Personal
Was dem Regisseur Alan Taylor, der sich zuvor unter anderem bei Game of Thrones verdingt hatte, die Arbeit schwer macht, sind das Übermaß an möglichen Schauplätzen und der Versuch, möglichst viel Personal aus dem Vorgänger-Film mitzunehmen. Für Thors Kumpanen wie Volstagg, Fandral und Sif bleiben nur aufgemöbelte Statistenrollen. Janes ehemaliger Chef Dr. Selvig (Stellan Skarsgård) und ihre Immer-noch-Praktikantin Darcy (Kat Dennings) fungieren immerhin als Running Sidekicks. Und das machen sie gut. Über weite Strecken gibt es dank ihnen erstaunlich viel zu lachen – obwohl der drohende Weltuntergang stets präsent ist.
Konstruierter Vater-Sohn-Konflikt
Zu vielen komischen Momenten trägt auch Loki bei. Tom Hiddleston ist der eigentliche Star des Films, der dem verschlagenen Asgard-Prinzen glaubwürdig Reue, Hinterlist und sogar ein bisschen Loyalität verleiht. Für die – aus der Not geborene – brüderliche Allianz, wird zuvor ein Vater-Sohn-Konflikt zwischen Odin und Thor konstruiert, der an und für sich schon mit dem ersten Teil abgehandelt war. Zum Segen der Geschichte wird also Odins göttlicher Charakter verbogen, was man dem Film aber nachsehen kann. Hier schaut man sich schließlich keine Charakterstudie, sondern ein CGI-Spektakel an, bei dem man lernt, dass nicht nur der Nullmeridian, sondern das Zentrum des Universums durch Greenwich, London verläuft.
Es ist ein Marvel-Film
Um Thor – The Dark Kingdom vollständig genießen zu können, sollte man als Zuschauer einiges mitbringen: Nicht allzu viel physikalisches Fachwissen, Toleranz gegenüber logischen Schwächen, ein Herz für überambitionierte Szenen- und Kostümbildner, eine große Schwäche für Comic-Verfilmungen und profunde Kenntnisse zu den bisherigen Marvel-Filmen, insbesondere zu Thor und The Avengers. Wer das alles hat, geht mit guter Wahrscheinlichkeit begeistert aus dem Kino. Wer enttäuscht ist, sollte sich nach all den X-Men- und Iron-Man-Verfilmungen eingestehen, dass die cineastische Version des Marvel-Universum vielleicht wirklich nicht das Richtige für ihn ist.