Thees Uhlmann im Interview

Thees’ Thesen

/ / Bild: Ingo Pertramer

Er ist mit der Band Tomte berühmt geworden und ist sein einigen Jahren solo unterwegs – Thees Uhlmann, der Sänger mit der markanten Stimme und den außergewöhnlichen Texten, ist mit seinem neuen Album Junkies und Scientologen” nach sechs Jahren Pause wieder auf den Bühnen der Republik zu sehen. Wir haben ihn vor seinem Konzert in München zum Interview getroffen.

Er hat noch kein Produkt in den Haaren

Thees Uhlmann drückt den Interviewerinnen erstmal ein Bier in die Hand und freut sich, dass sie da sind. Fotos sollen während des Gesprächs aber lieber nicht gemacht werden, denn der Sänger „hat noch kein Produkt in den Haaren”. Mit norddeutschem Slang gibt er Einblick in sein Leben als Berufsmusiker, erwähnt seinen Bestseller-Roman „Sophia, der Tod und ich”, regt sich über Social Media auf und erzählt, wie sein drittes Solo-Album Junkies und Scientologen entstanden ist. Auf dieses mussten seine Fans nämlich ganze sechs Jahre lang warten.

Die Probleme von Maurern und Musikern

Knapp zwei Jahre hat Uhlmann an seiner neuen Platte gearbeitet, bis er ehrlich feststellen musste, dass sie ihm überhaupt nicht gefällt. „Wie so ein Maurer, der sich so ne Wand anguckt und sagt: Das ist doch alles krumm und schief! Was ist denn mit mir los?”, erzählt er. Der Musiker sortierte sich neu, schrieb zwei Jahre lang den lesenswerten Roman „Sophia, der Tod und ich”. Es gelang ihm, musikalisch und textlich wieder auf den richtigen Weg zu kommen und zwei Jahre an dem akuellen Album zu arbeiten. Im Gespräch mit Uhlmann, der ohne Rücksicht auf Verluste alles und jeden „Digga” nennt und insgesamt mit norddeutscher Nonchalance auffällt, wird deutlich, wie anspruchsvoll das Komponieren und Schreiben von Songs ist. Da kann einem noch so viel von Inspiration erzählt werden, Songwriting ist einfach Arbeit. Uhlmann erledigt sie am liebsten morgens und nüchtern.

Dass er wieder auf Betriebstemperatur war, merkte er, als er seinen Mitstreitern Simon Frontzek und Rudi Maier sagte: „Ich hab da so eine Idee für einen Refrain in einem Song über den Fahrer, der Frauen nach Hip-Hop-Videodrehs nach Hause fährt!” Seine Kollegen hätten ihn angeschaut, als sei er high.

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Ruppige Melancholie

Uhlmann ist schon lange im Musikgeschäft. So lange, dass er ein bisschen ungehalten wird, als er gefragt wird, wie sich das Touren mit dem Alter verändert. Ob man mit Mitte vierzig nach einer ausgedehnten Tour etwa Rücken hat, konnten wir im Interview nicht rausfinden. Es ist ja auch nicht wichtig. Thees Uhlmann antwortet gerne darauf, wie sich der Kulturbetrieb verändert hat, spricht von einer „Instagramisierung” und stutzt, wenn er auf sein eigenes Social Media Verhalten angesprochen wird.

Als die Band Tomte, mit der Thees Uhlmann bekannt wurde, sich in den Neunzigerjahren gründete und Anfang der Nullerjahre erste Erfolge feierte, war das Bild des deutschen Indierockers das eines leicht schnoddrigen Typen, der ironisch und mit einer Lederjacke ausgestattet gesellschaftskritische Texte schrieb und auch von der Liebe sang. Als wir das „ruppige Melancholie” nennen, ruft Thees Uhlmann: „Woah, das ist aber schön!”. Er habe das Gefühl, dass alles glatter geworden sei. Uhlmann kritisiert das und beugt sich dem Trend nicht. Das Kantige, Unangepasste ist sein Metier. „Oh guck mal, alle sind da in der Ecke vom Raum, wir gehen mal in die andere Ecke, vielleicht ist es da interessanter”, beschreibt Uhlmann seinen Ansatz. Dieser spiegelt sich auch in den eigenwilligen Songtiteln wider.

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Guter Typ

Nach dem Interview zeigt sich Thees Uhlmann gespielt pikiert, dass das Bier noch nicht ausgetrunken wurde. Als die Kollegin nochmal freundlich fragt, ob nicht doch noch ein Foto möglich wäre, seufzt er und sagt: „Ja ok, aber wartet kurz. Ich mach mir noch schnell Produkt in die Haare”.