Filmkritik
The Menu
Eine Mischung aus Satire auf die hochmütige und freche Welt der Haute Cuisine und einem Thriller: Das erwartet euch im Film The Menu.
Was kann schon passieren, wenn man einen Tisch in einem Restaurant der Haute Cuisine reserviert? Die Protagonist:innen Tyler (Nicholas Hoult) und Margot (Anya-Taylor Joy) denken, dass sie gerade erlesene Gerichte essen. Aber was sie nicht wissen, ist, dass der Chefkoch (Ralph Fiennes) des Sternerestaurants ein ganz besonderes Abendessen voller Überraschungen zubereitet hat.
EIN ABENDESSEN NUR FÜR DIE EXKLUSIVSTEN GAUMEN
Wir befinden uns auf Hawthorne Island, wo sich das gleichnamige Restaurant von Chefkoch Slowik befindet. Das Restaurant bietet ein exklusives Menü mit Zutaten, die auf der Insel selbst produziert und angebaut werden, zu einem exorbitanten Preis pro Gast. Nur die wohlhabendsten und fanatischsten Liebhaber:innen der Haute Cuisine können es sich leisten, hier zu speisen. Die Gerichte werden mit wahnsinniger, fast chirurgischer Präzision serviert, und der Service ist eine gut orchestrierte und theatralische Choreographie. Das alles ist Teil des Essens.
Doch schon bei der Einführung des kasernenartigen Restaurants und der rätselhaften Figur der Oberkellnerin Elsa läuft den Zuschauer:innen ein Schauer über den Rücken: Hinter all dieser manischen Organisation steckt etwas Seltsames. Aber die Gäst:innen scheinen das nicht ganz zu begreifen: Schließlich haben sie das magische Erlebnis gekauft, das das Restaurant bietet und das ihren Elitestatus auch außerhalb der Insel widerspiegeln soll. Der Satz des Chefkochs “Schmecken… nicht essen” bringt diese Mentalität auf den Punkt: Es geht hier nicht um das Essen, sondern die Eitelkeit, sowohl der Küchencrew als auch der Gäste, die zu einem katastrophalen Ende führen wird.
EIN RAUM, TAUSEND GESCHMÄCKER
Auch wenn sich der Film nur im Restaurant und der Küche abspielt, schaffen es die Darsteller:innen eine spannende und gruselige Geschichte zu servieren. Derjenige, der uns vom ersten Moment an in seinen Bann zieht, ist sicherlich Chefkoch Slowik (Ralph Fiennes). Fiennes ist der geborene Antagonist: Er ist allgegenwärtig, und lässt die Zuschauer:innen jedes Mal aufspringen, wenn er in die Hände klatscht, um Aufmerksamkeit zu erregen. Aber unter dieser schaurig-subtilen Ausstrahlung gelingt es ihm dennoch, seiner Figur eine gewisse Menschlichkeit zu verleihen.
Anya-Taylor Joy ist die Stimme der Vernunft, die Einzige, mit der wir wirklich mitfühlen können und die uns von Anfang an zu verstehen gibt, dass etwas nicht stimmt. Nicholas Hoult verkörpert dagegen den besserwisserischen Feinschmecker so meisterhaft, dass man ihm bis zum Ende des Films eine Ohrfeige verpassen möchte. Eine Überraschung ist auch die Oberkellnerin Elsa, gespielt von Hong Chau, ruhig und kühl, aber mit tödlichen Sprüchen.
DINNER MIT MORD, ABER AUCH MIT HUMOR
An Satire mangelt es diesem Film sicher nicht. Die Witze sind clever, tragisch, aber lustig – purer schwarzer Humor. Was gezeigt wird, ist eine abgehobene, teure Welt von Essens-Fanatiker:innen. All diejenigen, die einen Tisch im Hawthorne reserviert haben, wirken bemitleidenswert, aber auch abstoßend. Durch die Musik, die Witze und die Darbietung entsteht ein schauriger Thriller, der, allerdings in einem Punkt von der Haute Cuisine abweicht: Wenn man in der gehobenen Küche nie satt wird, wird man bei diesem Film vollends zufrieden sein.
The Menu ist seit dem 17. November in den deutschen Kinos zu sehen.