Filmkritik
The Iron Claw
Der neue A24 Film von Regisseur Sean Durkin (Martha Marcy May Marlene) erzählt die wahre Geschichte der Von-Erich-Familie, die in den 80er Jahren enorme Beliebtheit im professionellen Wrestling genossen hat, privat jedoch etliche Schicksalsschläge verkraften musste.
Den richtigen Ton in einem Biopic zu treffen ist schwierig. Noch schwieriger wird es, wenn die zu erzählende Geschichte zutiefst tragisch ist und Personen, die eng mit dieser Geschichte verbunden sind, noch leben. The Iron Claw ist, allem voran, eine unverkennbar mit Liebe gedrehte Hommage an eine Familie und die komplexe Kunst des professionellen Wrestlings. Aber die Zurückhaltung in der Umsetzung führt zu einem Film, der sich stark auf für Sportsdramen typische Klischees stützt, ohne viel mehr zu tun, als die Fakten der Von-Erich-Geschichte zu erzählen.
Ringen mit dem Stoff
Es ist beinahe beeindruckend, wie The Iron Claw fast jede Konvention des Sportfilms abhakt – inklusive Trainingsmontage. Neben den optisch ansprechend gedrehten Bildern, hat der Film wenig, was ihn von anderen Filmen, die die Themen Familie und Sport vereinen, absetzt. Nur, dass der tyrannische Vater ein echter Mensch war und die rapiden Todesfälle in der Familie (davon mehrere Suizide) tatsächlich passiert sind. Umso unergründlicher sind die Entscheidungen, die der Film trifft. Einer der realen Von-Erich-Söhne kommt im Film nicht vor. Einer der Suizide hat eine bizarre und beinahe kitschige Szene als Nachspiel, die einen bitteren Beigeschmack hinterlässt. Dadurch bleibt immer wieder das Gefühl, dass der Ton des Films einfach nicht stimmt.
Kampf mit dem Skript
Wenn The Iron Claw sich im Ring befindet, wenn das Wrestling im Vordergrund steht, ist der Film durchaus gut. In einer Trainings-Szene wirft sich Zac Efrons Kevin Von Erich mit allem was in ihm steckt in die Seile, wie ein Tier, das versucht aus einem Käfig auszubrechen. Hier leuchtet die Verbindung zwischen Wrestling und den Themen des Filmes ein, ohne dass die Zuschauer:innen damit erschlagen werden. Allerdings gilt das für den Rest des Filmes leider nicht. Jedes Mal, wenn der Patriarch der Familie, Fritz Von Erich (Holt McCallany), spricht, tut er das in unsubtilen, expositionslastigen Monologen. Die entblößen ihn als abgehalfterten Sportler, der seine Träume auf seine Kinder geschoben hat. Dadurch wirkt er beinahe wie ein Cartoon-Bösewicht in einem Film gespickt mit komplexeren Figuren.
Performance Issues
Dabei geben die Darsteller:innen ihr Bestes, um dem Film zumindest emotionale Kohärenz zu geben. Maura Tierney spielt die passive Matriarchin, trauernde Mutter und enttäuschte Ehefrau mit mehr Komplexität, als das Skript hergibt. Zac Efron legt die wohl beste Performance seiner Karriere hin und ist außerdem eine gute Wahl als Identifikationsfigur für das Publikum. Und dennoch. Das Etwas, das mit dem Ton des Films nicht stimmt, ist seine Direktionslosigkeit. Und wie im Wrestling können hier nicht einmal gute Performances helfen.
The Iron Claw läuft ab dem 21.12.2023 in den deutschen Kinos.