Filmkritik

The Inspection

/ / Bild: © Lionsgate Movies

Ein junger, Schwarzer, homosexueller Mann will dem Militär der USA beitreten, und stößt dabei auf eine Hürde nach der nächsten. Das ist die Prämisse des Debütfilms von Elegance Bratton, der darin auch seine eigenen Erfahrung in der Armee verarbeitet. Aber kann der Film auch überzeugen, oder fällt er durch den Abschlusstest?

Der von Jeremy Pope gespielte Ellis French hat keine Perspektive für sein Leben. Seine Mutter wirft ihn nach seinem Outing aus der gemeinsamen Wohnung, er hat keinen Job und lebt bereits mehrere Jahre in Obdachlosenunterkünften. Doch er hat einen Traum: Er will ein Marine werden und Karriere im Militär machen. Aber seine Mutter, die Ausbilder und auch seine Kameraden in der Grundausbildung machen diesen Traum für Ellis zur Hölle.

Viel verschenktes Potential

Eigentlich hat The Inspection genau die Elemente, die ein gutes Drama braucht. Nur sind diese Elemente derart stümperhaft umgesetzt, dass der Film nicht überzeugen kann. Fangen wir mal mit dem größten Problem an: dem Protagonisten. Dieser hat absolut nichts an sich, das in irgendeiner Art und Weise interessant wäre. Bis auf seine Homosexualität und seinen Traum vom Militärdienst gibt es hier keinerlei Tiefe. Bei den anderen Figuren sieht es leider nicht besser aus, denn deren Charakterzüge und Hintergründe oder Motivationen werden meist nur abgefrühstückt. Oder sie werden, wie im Fall des tyrannischen Ausbilders, einfach komplett weggelassen. Dass die Ausbilder dabei auch noch wie klischeehafte Karikaturen ihrer selbst wirken, kommt noch dazu. Keine einzige Handlung, die irgendjemand in diesem Film durchführt, ist vernünftig erklärt und für das Publikum somit nicht nachvollziehbar.

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Trailer zu The Inspection

Unfassbare Ambivalenz

Das Bild, was vom Umgang mit Homosexuellen bei den Marines gezeichnet wird, ist so unscharf, dass man sich fragen muss, ob der Film überhaupt eines zeichnen wollte. So widersprüchlich sind die Szenen und Dialoge, die dies zum Thema haben. Mal erfährt Ellis nichts als Wut und Ablehnung, in der nächsten Szene sitzen die Rekruten gemeinsam beisammen, als hätten sie sich gerade eben nicht noch gegenseitig die Zähne ausschlagen wollen. Vielleicht ist das das eigentliche Ziel von The Inspection: diese Widersprüche ganz bewusst als solche zu inszenieren. Doch selbst das macht diesen Film nicht clever oder besonders subtil, sondern zeigt nur auf, dass er daran scheitert seine eigentliche Message vernünftig zu kommunizieren und stattdessen einfach nichts erzählt, was beim Publikum hängen bleiben könnte.

Ellis French in Militär-Uniform/ Bild: © Lionsgate Movies

Nichts mit Substanz

Was von diesem Film übrig bleibt ist eine Geschichte die berühren will, dabei aber zu viel Distanz wahrt und lieber davon erzählt, wie tragisch und tiefgründig seine Figuren doch sind. Dabei vergisst Elegance Bratton zudem die erste Regel des Filmemachens: show, don’t tell. Das ist alles so wahnsinnig schade, denn The Inspection hatte das Potential ein verdammt guter Film zu werden, scheitert aber in der Umsetzung so krachend, dass er gerade noch so als mittelmäßig gelten kann, wenn man großzügig ist.

The Inspection startet am 24. August in den Kinos.