The Haunted Youth im Interview
Musik zum Ausbrechen
Eine Kindheit im wohlbehüteten Elternhaus in Limburg, Belgien, ein ganz normales Aufwachsen? Trotzdem hat sich der Künstler “The Haunted Youth” nie so richtig dazugehörig gefühlt. Mit sieben Jahren bekommt er dann Ritalin gegen ADHS verschrieben, mit 13 wird er in eine Anstalt geschickt. Erst als er in Brüssel Kunst studiert, findet Joachim Liebens zur Musik.
Joa – so soll ich Joachim Liebens aka “The Haunted Youth” im Interview nennen. Der gebürtige Belgier begrüßt uns zunächst zurückhaltend, taut dann aber schnell auf! Es ist der Tag seines Auftritts am SZIGET Festival in Budapest, Ungarn. Während er sich eine Kippe dreht, frage ich ihn nach seinen Tattoos. Sie sind für ihn Souvenirs seiner Auftritte. In Budapest soll noch eins dazukommen.
Der Durchbruch kam für Joa, nachdem er den Studio Brussle’s New Generation Award mit Teen Rebel gewann. Welcher seiner Songs wird häufig unterschätzt? “Ich habe zum Beispiel den Song Shadows. Das ist ein etwas komischer Song, denn Teen Rebel hat sich viel mehr wie so eine Single angefühlt. In Spanien haben sie schon ein bis zwei Tage nachdem der Song draußen war, die Lyrics mitgesungen. Das war crazy! Das machen die sonst nirgends. Nirgendwo singt irgendwer zu Shadows mit, außer in Spanien!”, erzählt Joa. Den Grund dafür kenne er allerdings nicht.
Zwischen Kunst und Kreativität
Das erste mal eine Gitarre in die Hand genommen hat Joa während seines Kunststudiums in Brüssel. Dort schwor er sich erst wieder etwas zu malen, wenn er Gitarre spielen könnte. In der Pinakothek der Moderne hier in München sind übrigens Bilder seines Lieblingskünstlers Francis Bacon ausgestellt. “Etwas zwischen düsterem Goth und Monet. Sehr impressionistisch, sehr bunt aber auch vage und träumerisch.” So würde Teen Rebel für Joa aussehen, wenn es ein Gemälde wäre.
Auf die Frage, woher er die Energie für seine Kreativität nimmt, sagt Joa: “Manchmal weiß ich das selbst nicht. Manchmal bin ich einfach so müde und frustriert vor Auftritten und während Soundchecks. Dann geht einfach alles schief und meine Gitarre funktioniert zum Beispiel nicht.” Sobald er auf der Bühne steht, sieht die Welt schon ganz anders aus: “Es macht einfach CLICK. Ich war schon so müde vor meinen Auftritten, dass meine Stimme ganz rau war. Aber irgendwann während der Show beruhigt sich das wieder. Dann fühlt es sich auch wie eine Show an und nicht wie… du weißt schon.” – Ich weiß es nicht, aber nicke und lächle verständnisvoll. Glücklicherweise holt er nochmal aus: “Das Publikum gibt mir viel Energie! Die Musik selbst gibt mir Energie. Ich liebe es meine Songs zu spielen, aber ich hasse es sie anzuhören mittlerweile. Ich hab sie einfach schon zu oft gehört. Sie zu performen hingegen ist jedes mal wieder neu!”
Im Album Dawn Of The Freak finden sich neben Teen Rebel noch Titel wie Stranger, Broken oder I Feel Like Shit And I Want To Die. Hinter diesen vermeintlich düsteren Titeln steckt allerdings eine Nachricht, die in eine komplett andere Richtung ziehlt: “Sei du selbst und wisse, dass es gut genug ist. Du hast jedes Recht auf diesem Planeten zu sein und zu sein, wer du bist. Ohne Kompromisse! Nicht für die Regierung, nicht für Freunde, nicht für Eltern – für niemanden.” Aber nicht nur FÜR UNS selbst können wir Rückschlüsse aus Joas Musik ziehen, sondern auch ÜBER IHN. Sein persönlichster Song ist Fist In My Pocket: “Also wenn ihr mich wirklich auf eine Art kennenlernen wollt”, gibt er vertrauensvoll Einblick, “wie sonst nur ich selbst mich kenne, dann wäre das, was dem am nächsten käme”.