Buchkritik: Tea Time

TEA TIME, kleine Macken und Mords-Vermutungen

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Bei Tee- und Kaffeekränzchen wird traditionell der neuste Tratsch ausgetauscht. In Tea Time von Ingrid Noll unterhält sich eine Frauengruppe regelmäßig über ihre kuriosen Macken. Ein Buch, das gut zu einer Tasse – neee zu einer Kanne(!) Tee passt. Mögliche Nebenwirkung: eintretende Entspannung.

Als ich Franzi von meiner Tante erzählte, war sie begeistert. “Diese Frau würde ich gerne mal kennenlernen, schade, dass sie in Frankfurt lebt. Aber ich nehme an, dass fast jeder irgendeinen Spleen hat, wenn man hinter die Fassade schaut. Oder mindestens eine besondere Fähigkeit, die man nicht erwartet.”

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Der Club der Spinnerinnen – so nennt sich eine rein weibliche Gruppe in Weinheim (Baden-Württemberg), gegründet von der Protagonistin Nina und ihrer besten Freundin Franzi. Die rein weibliche Gruppe trifft sich regelmäßig auf Tee, Sekt oder kleine Ausflüge, um sich über ihre speziellen Macken zu unterhalten. Bei einem dieser Treffen – diesmal im Botanischen Garten – verliert Nina ihre Handtasche. Der Finder Andreas Haase scheint mehr von ihr zu wollen als nur den Finderlohn, womit sie aber nicht einverstanden ist. Also wehrt sich Nina. Kurze Zeit später schwirrt in Ninas Kopf immer wieder der Gedanke herum, wie sie und Franzi (vermeintliche) Morde geheim halten könnten.

Die spinnen, die Weinheimer:innen!

Rein in den Club der Spinnerinnen darf nur, wer außergewöhnliche Macken hat: Einmal ist es das Kämmen von Teppichfransen, ein andermal das Mitgehenlassen von schönen Löffeln. Teilweise, wie sich schon vermuten lässt, sind auch illegale Beschäftigungen dabei – ein weiteres Beispiel: das Beobachten von privaten Wohn- und Esszimmern. Autorin Ingrid Noll kreiert auch bei solchen illegalen – oder zumindest moralisch falschen Handlungssträngen eine leichte Atmosphäre. Sehr amüsant!

Aus Liebe zur Natur: Zwischen Ha(a)se, Wolf und Löwenzahn

Protagonistin und Apothekerin Nina hat neben ihrer eigentlichen (kleptomanischen) Macke noch ein weiteres ungewöhnliches Hobby: das Fotografieren von Unkraut (und anderen Pflanzen). In Tea Time steht aber nicht nur die Flora im Zentrum, sondern auch die Fauna… zumindest auf Namensebene. Und wenn ein betrunkener Herr Haase und der Wolf – aka. Ninas Nachbar – aufeinandertreffen, ist Reibung vorprogrammiert! Aber die Frauen können auch für sich einstehen – und tun es auch regelmäßig.

“Wie sah er aus?” fragte ich. “Wie ein ungemachtes Bett”, knurrte der Wolf, der selbst gerade nicht wie aus dem Ei gepellt daherkam. Mehr sagte er nicht, sondern lief weiter treppab, während ich ja hinaufmusste, obwohl mir das Herz fast stehenblieb. Der Wolf trifft den Hasen, dachte ich, aber in diesem Fall war mir ein Wolf tausendmal lieber.

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Ein Lesefluss wie ein plätschernder Bachlauf

Tea Time ist kein Roman, der höchst spannend oder höchst lustig ist: Es passiert streckenweise eher weniger und ein typischer Krimi ist es bei weitem nicht. Die Geschichte rund um Nina plätschert vor sich hin – wie in einem stetigen, aber meist langsamen Bachstrom. Die Komik, der sich Noll bedient, könnte als schrullig-amüsant bezeichnet werden. Lautes Lachen wird aber nur an wenigen Stellen ausgelöst – wenn überhaupt. Insgesamt ist Tea Time ein empfehlenswertes Buch, das Ferien-Vibes abgibt: Es liest sich entspannt – ohne langweilig zu werden.

Gute Bücher zu finden, die zum Geburtstag oder auch zu Weihnachten (ggf. verspätet) verschenkt werden können, kann schwer sein. Tea Time von Ingrid Noll könnte eine sehr gute Wahl sein, anderen – oder auch sich selbst – etwas Gutes zu tun!