Jugendpressetag
„Streit in einer Demokratie ist nichts schlechtes“
So äußerte sich Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales vergangenen Freitag beim Jugendpressetag in Berlin. Das Thema des diesjährigen Jugendpressetages „Die Zukunft der deutschen Arbeits- und Sozialpolitik“ brachte junge Journalisten aus ganz Deutschland in die Hauptstadt. Neben spannenden Antworten von Bundesminister Hubertus Heil erwartete die Journalisten darüber hinaus Einblicke in die Zukunftsforschung der Arbeit 4.0 und die Problematik der Arbeitspolitik im Hintergrund des Brexits.
Was fragen junge Journalisten einen Bundesminister für Arbeit und Soziales?
Mit seiner Antwort „Streit in einer Demokratie ist nichts schlechtes“ ging Hubertus Heil damit auf eine Frage ein, die ihm im Hinblick auf die gerade beschlossene Grundrente von einem jungen Journalisten gestellt wurde. Dieser fügte der Frage hinzu, womit Heil nach der Grundrente die SPD wohl als nächstes vertrotzen würde. Der Minister machte daraufhin klar, dass Diskussion und Streit wegen wichtiger Bestrebungen für ihn zu einer funktionierenden Demokratie dazugehören.
Fragen wie diese beantwortete Bundesminister Hubertus Heil rund eineinhalb Stunden im Rahmen des Jugendpressetages, der jährlich jungen Journalisten die Möglichkeit gibt, hinter die Medienkulissen zu schauen und die Bundesregierung direkt nach dem aktuellen Geschehen zu befragen. Der Fokus wurde dieses Jahr auf die Arbeits-/ und Sozialpolitik gerichtet und so wurde im Rahmen der Pressekonferenz klar, was die journalistische Jugend beschäftigt. Grundeinkommen, Klimawandel und Digitalisierung standen thematisch ganz hoch im Kurs. Immer wieder wurde nachgefragt, wie sich das Wohlbefinden und die eigene Gesundheit im Einklang mit einem sicheren und gut bezahlten Job ergeben kann. Die fehlende Attraktivität von Ausbildungen wurde ebenso angesprochen wie hohe Mietpreise, die sich die wenigsten leisten können; sei es nach eben angesprochener abgeschlossener Berufsausbildung oder Studium. Heil verwies hier vor allem auf die Notwendigkeit guter Löhne und der Entgentrifizierung vieler Berufssparten. So müssen Unternehmen zur Rechenschaft gezogen werden, wenn sie ungerecht bezahlen und aufgrund des Geschlechts diskriminieren. Eine Lösung stellen bindende Tarifverträge dar und Kampagnen, die Frauen in Branchen holen, die nicht konsequent unterbezahlt werden. Diese unterbezahlten klassischen Frauen-Berufe befinden sich in der Pflege, Ausbildung oder im sozialen Sektor.
Berufswunsch Influencer?
Als Hubertus Heil gefragt wurde, was er von dem Beruf des/der Influencers/-in halte, ging er auf die zugrunde liegende Situation der Vorbildfunktion ein und nannte seine Tochter, um ein persönliches Beispiel zu geben. Diese wollte Ballerina werden, bis ihr Papa von der ersten deutschen Astronautin erzähle und daraufhin ihre Meinung änderte. Heil wollte damit auf die Entgentrifizierung eingehen und darstellen, dass vor allem junge Leute nach Rollenbeispielen suchen, was zur normalen Entwicklung dazugehört. Deshalb sei es laut dem Minister auch nicht wunderlich, dass viele junge Menschen nun Influencer werden wollen, da Bekanntheit und Aufmerksamkeit Eigenschaften sind, die sich gut anfühlen. Den eigentlichen Punkt machte er aber, als er dazu sagte, dass der/ die Polizist/-in oder Krankenpfleger/-in genauso inspirieren kann und sollte.
Gesetze von morgen: die Aufgabe der Denkfabrik
Ein weiterer Programmpunkt des Jugendpressetages vergangenen Freitag bestand in dem Besuch der sogenannten Denkfabrik des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Die Denkfabrik ist Think Tank und Zukunftslab rund um das Thema der Digitalisierung der Arbeitswelt. Hier werden Zukunftsszenarien durchgespielt und schon jetzt über mögliche Zukünfte und ihre Herausforderungen nachgedacht. Gesetze von morgen sollten schon dann entwickelt sein, bevor es zu gesellschaftlichen Veränderungen durch die Digitalisierung kommt. So werden beispielsweise Foodora Fahrrad-Lieferanten in das Lab eingeladen und gemeinsam mit dem interdisziplinären Team der Denkfabrik verschiedenste Probleme und Herausforderungen zusammengetragen, die mit der sogenannten Plattformökonomie entstehen.
Arbeiten in Großbritannien – nach dem Brexit noch möglich?
Ein letzter Punkt auf der Tagesordnung des Jugendpressetags stellte eine Diskussionsrunde mit Europa Experten dar. Auch hier wurde recht schnell klar, was junge Menschen, abgesehen von der journalistischen Tätigkeit, die diese ausüben, im Europa Kontext durch den Kopf geht: der Brexit. Diskutiert wurde über die Worst-Case Situation und dem Eintreten des No-Deal Brexits. Auf Nachfrage einer jungen Journalistin ist man in Berlin jedoch auf alle Situationen vorbereitet hofft jedoch, dass es zu einem Deal kommt oder noch besser: dass Großbritannien in der EU bleibt. Gemeinsam wurde über Veränderungen und Schwierigkeiten diskutiert, die mit dem Austritt auch auf Deutschland zukommen und so wurde im Hinblick auf das Bundesministerium für Arbeit und Soziales vor allem die Situation für Arbeitnehmer und Arbeitgeber besprochen. Als Fazit wurde festgestellt, dass sich Lösungen in einer globalen Welt nicht durch nationale Abschottung erzielen lassen.
Zusammenfassend wurde vor allem die Bandbreite der Arbeit des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales sichtbar und die vielen Bereiche in denen aktiv mitgewirkt wird. Einblicke wie diese fördern Verständnis, Akzeptanz und einen Austausch der jungen Journalisten untereinander, der vergangenen Freitag sehr positiv und ertragreich verlaufen ist.