PLATTE DES MONATS: SEPTEMBER 2019
SPARKLING – I WANT TO SEE EVERYTHING
Prickelnd. Strahlend. Sprudelnd. Schäumend. Will man den Sound der Kölner Band SPARKLING in Worte fassen, braucht man eigentlich nur im deutsch-englischen Wörterbuch nachzuschlagen. So würden auch Levin, Leon und Luca von SPARKLING selbst ihre Musik beschreiben – der Bandname war also gefunden. Schon von Kindheit an machen die Brüder Levin und Leon gemeinsam Musik, 2013 schließt sich ihnen Luca am Bass an und macht die Band komplett. Seitdem bespielen die drei Kölsche Jung nicht nur heimische Bühnen, sondern auch die von europäischen Metropolen wie London und Paris mit ihrem energetischen Post-Punk-Indie-Rock.
BANDLEBEN AUF 12QM
2013 haben SPARKLING ihren ersten Auftritt in London, zwei Jahre später zieht die Band sogar für einige Zeit in die englische Hauptstadt. Auf zwölf Quadratmeter leben, musizieren und wachsen die drei miteinander. Sie gehen täglich auf Konzerte und spielen selbst jede Woche einen Gig. Es ist eine sehr intensive Zeit für die junge Band und London scheint der richtige Nährboden für diese Schaffensphase zu sein.
“Dass man in England oder London als Band sehr sehr ernst genommen wird, das tut auch gut fürs Selbstbewusstsein. Also einerseits nein, weil die Konkurrenz so groß ist, andererseits ja, weil man sehr ernst genommen wird. Und es gibt ein gutes Gefühl, dass Musik halt irgendwie Lebensmittelpunkt sein kann.”
SPARKLING im Interview mit Deutschlandfunk
DIE DEUTSCHEN ARCTIC MONKEYS?
2016 veröffentlichen SPARKLING ihre erste EP This Is Not The Paradise They Told Us We Would Live In. Von Moses Schneider produziert ist die EP klanglich auf Bass, Gitarre und Schlagzeug reduziert – eine bewusste Entscheidung der Band. Es liegt wahrscheinlich an Songs wie “Something Like You”, dass SPARKLING gerne mal mit den Arctic Monkeys verglichen werden.
MULTILINGUAL UND EXPERIMENTIERFREUDIG
In Bezug auf ihre frühere Arbeit finden SPARKLING den Vergleich mit den Arctic Monkeys nachvollziehbar. Und obwohl es “Something Like You” auch auf ihr kürzlich erschienenes Debütalbum geschafft hat, traut sich die Band hier doch in ganz neue klangliche Gefilde. Schon mit dem EP-Release von This Is Not The Paradise They Told Us We Would Live In öffneten sich ganz neue Möglichkeiten für SPARKLING. Mehr und mehr wurden sie für Auftritte in Frankreich gebucht, was sich nun auch auf dem Debütalbum niederschlägt. Die Platte heißt I Want To See Everything und propagiert genau das im gleichnamigen Album-Opener. Die jungen Musiker wollen die ganze Welt sehen und ihre Freiheit ausrufen. Sänger Levin tut das deswegen gleich in drei Sprachen: Deutsch, Englisch und Französisch. Dass man ihm dabei den deutschen Akzent anhört, stört nicht weiter. Das Weltoffene und Paneuropäische gehört eben zur Identität der Band dazu – Pragmatik vor Perfektion.
Nicht nur durch den deutschen Gesangt, sondern auch klanglich schaffen es SPARKLING auf ihrem Debütalbum, ihren bisherigen Sound aufzubrechen. Als Grundelement ihres Sounds nennen sie den Post-Punk der 80er Jahre, aber auch Einflüsse aus Pop und Jazz. Durch langes Tüfteln mit Synthesizer und Drum-Machine integriert die Band Elemente des Elektro-Pops und lässt damit eine ganz frische Brise durch ihr Debütalbum wehen. Im Song “Next To Me” versucht sich Levin sogar am Sprechgesang.
DIY
I Want To See Everything ist ein ebenso europäisches Produkt wie die Band selbst. Aufgenommen in Düsseldorf, Köln und London, produziert mit Hilfe von Stereolab-Schlagzeuger Andy Ramsay und veröffentlicht unter dem bandeigenen Label Vitamin A Records. Auch ihre Musikvideos machen SPARKLING selbst, oft mit Hilfe von Freunden*innen aus dem Kreis der Kölner Kunsthochschule für Medien, wo Levin studiert. Diese Mischung aus Selbst-Anpacken und Über-Den-Tellerrand-Schauen macht SPARKLING zu einem unwiderstehlichen Newcomer und hat unser Prädikat “Platte des Monats” redlich verdient.