Friends Of Gas im Interview
Soundstimmung
Neue Eindrücke, neues Design: Die Post-Punk Band „Friends Of Gas“ aus München entwickelt sich mit ihrem zweiten Album „Kein Wetter“ zu einer Studioband weiter. Trotzdem definieren sie sich dabei noch immer über intuitive Momente, was bei ihren Konzerten und ihrem Stil deutlich wird.
Schwarze Wände, schwitzige Stimmung. So ungefähr kann man sich ein Konzert von „Friends Of Gas“ vorstellen. Irgendwo ein Moshpit, davor die Band in Ekstase. Eine Sängerin, die mit ihrer markanten Stimme heraussticht – die anderen Mitglieder in ihrem Element auf der Bühne.
Der Sound steht im Vordergrund
Viel Zeit ist vergangen, seitdem die Gruppe an so einem hitzigen Abend im Kafé Kult, einem angesagten Punk-Zentrum in der Nähe Münchens 2016, live ihr Debüt-Album aufgenommen hat. Ein Freund der Szene hatte ein Mehrspurgerät mitgebracht, was zur Recording-Session am Abend führte.
Dieser Freund war niemand geringerer als der angesagteste Indie-Producer Deutschlands der letzten Jahre: Max Rieger. Dieser hat die Kult-Alben der bekannten KünstlerInnen Mia Morgan, Drangsal und Ilgen Nur produziert. Alles Alben, die den Markt der Szene in den letzten Jahren beherrscht und dominiert haben.
„Das Gefühl der Aufnahme mit Publikum, dieses Gefühl der gemeinschaftlichen Atmosphäre, das wollten wir auffangen.“, sagt ihr neuer Schlagzeuger Erol Dizdar im Interview. Kommerziell erfolgreich war die Platte nicht, dafür war sie zu speziell. Doch in Kennerkreisen wurde sie als eines der besten Alben des Jahres 2016 angepriesen.
Neuer Aufnahmeort, neues Glück
Jetzt ist am 5. Juni ihr neues Album erschienen, welches spirituelle Texte mit Punk der Moderne und der 80er-Jahre verbindet. Von der „Neuen Deutschen Welle“ bis zu den „Beatles“ findet sich in ihrer Musik auch wirklich alles wieder. Auf ein Genre will sich „Friends Of Gas“ deswegen nicht einigen. „Da spielt so viel mit rein, etwas Neues zu schaffen kann da oft schwer werden.“
Das klingt aber nicht so, wenn man sich die einzelnen Songs genauer anschaut und -hört. Zum Beispiel der Song „Stechpalmenwald“ wird von Minute zu Minute politischer, bezieht sich auf die Machenschaften in Hollywood. “Unsere Liebe ist nur ein in Hollywood gezüchtetes Monster“, singt Nina Walser dort mit kehliger, rauchiger Stimme.
Schon 2016, kurz nach der Aufnahme, wechselte die Band den Schlagzeuger. Erol hat seitdem jeden Gig und jede Tour der Band gespielt. Nun ist am 5. Juni das erste Studioalbum „Kein Wetter“ erschienen, das in Weilheim aufgenommen wurde. Der Sound wie im ersten Album („Fatal Schwach“) sollte aber im groben derselbe bleiben.
„Klar frage ich mich da manchmal, wie ich die Magie meines Vorgängers hinbekommen soll.“ Erol definiert sich über Jazz und Fusion, hat viel Straßenmusik gemacht. Schwierig ist es für ihn, manchmal einfach zu spielen, das habe sein Vorgänger David Ortiz so perfekt gekonnt. „Nicht sich beweisen zu wollen, der Gruppe und dem Wohl aller den Vorrang zu lassen, das macht erst eine gute Band aus. Das hört dann jeder später auch in der Musik.“
Intuitiv kommen die Texte bei den Proben, genauso wie die Melodiewechsel in den Aufnahmen. Klar, dass da ab und zu mal ein harsches Wort fällt. Erol solle nicht so viel Zirkus spielen, sondern mehr dienlich, sagte ihm ihr Gitarrist im Proberaum. Ein langer Prozess, der nur mit Vertrauen innerhalb der Gruppe möglich wird.
Den Reiz der Band sieht Erol in dem Gedanken, dass wenn etwas eigentlich gar nicht zusammenpasst, es gerade deshalb funktioniert. Sie seien alle so unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichsten Geschmäckern. Nur mit viel Harmonie zwischen den Mitgliedern beim Proben kann dennoch etwas entstehen.
„Jede*r einzelne Musiker*in hat seine typische Unterschrift wie er/sie spielt. Dadurch ergibt sich schließlich auch der Sound der Band.“
Erol Dizdar, Schlagzeuger
„Verdammt, wir brauchen ein Cover-Foto!“, war die Erkenntnis knapp vor der Veröffentlichung des Albums. Man suchte sich aus verschiedenen Fotos eines aus. Ganz der Künstler beschreibt Erol daraufhin die Struktur und Aufarbeitung des Fotos, betont aber, dass jeder das Bild intuitiv ausgewählt hat. „Je mehr Absolutes im Raum steht, desto weniger Interpretationsmöglichkeiten gibt es“, meint er. Geeinigt hat man sich dann auf ein Auto, verdeckt mit einem Tuch.