Ilgen-Nur im Interview
Songs statt Tagebuch
„It’s a sunday and I forgot to get my groceries before the shops close (…) and I don’t leave my room as long as there’s someone coming.” Nachvollziehbares Szenario. Und das auch noch mit Tiefgang. So klingt “In My Head” von Ilgen-Nur.
Im August hat sie ihr Debütalbum Power Nap veröffentlicht. Darauf erzählt die Sängerin vom Erwachsenwerden, Unsicherheiten oder Zukunftsängsten. Manchmal kommt es bei ihr zu einer „Überhitzung im Kopf.“ Die Wahlberlinerin schreibt deshalb oft direkt auf, wenn sie etwas beschäftigt oder was in ihr abgeht, egal ob banal oder tiefgreifend. „Ich schreib halt kein Tagebuch, ich schreib halt Songs. Was sich ein bisschen cheesy anhört, aber so ist es halt.“ Das kommt auch bei ihren Fans gut an. „Ich krieg tatsächlich immer von Fans bei Konzerten mit, dass Leute sagen, ich mag das Album und es ist mir wichtig. (…) Für die Person ist es übertragbar für ihr Leben und hat wieder eine ganz andere Bedeutung und das find ich auch so gut daran.“
Ursprünglich kommt Ilgen-Nur aus einem kleinen Ort in der Nähe von Stuttgart. Vor ein paar Jahren ist sie für ein Praktikum nach Hamburg gezogen, wo es ihr so gut gefallen hat, dass sie direkt dageblieben ist. Mittlerweile hat sie sich aber ins für sie früher eher unübersichtliche Berlin getraut. Die Stadt selbst hat für sie großen Einfluss auf ihre Musik, seien es die Orte, an denen sie sich aufhält oder die Leute denen sie begegnet. Für die Sängerin ist vor allem Neukölln eine Ecke mit besonders vielen Bands und Musiker*innen, eine Szene mit viel mehr Musik als beispielsweise in Hamburg oder Stuttgart.
In der deutschen Indieszene hat sie sich schon 2017 mit ihrer Debüt EP No Emotions einen Namen gemacht. Auch die Songs aus ihrem Album sind nicht nur Teil sämtlicher Playlists, sondern wurden sogar als Soundtrack in Serien (z.B. „17“ in How to Sell Drugs Online (Fast)) verwendet. Und auch vom „Indie Circle“, wie sie ihn nennt, ist Ilgen-Nur mittlerweile fester Bestandteil. Mit Beef und Konkurrenzdruck will sie ihre Zeit nicht verschwenden. „Es ist wichtig, sich mit anderen Bands zu verknüpfen, zu den Konzerten zu kommen oder ihr Merch zu tragen, Freunde zu sein und sich auszutauschen.“