Künstlerporträt

Snap and Paste

/ / Bild: JR-ART.net / Kunsthalle München

JR ist einer der größten Street-Art-Künstler Frankreichs. Das Ziel seiner Kunst ist, Menschen aus verschieden Schichten und von verschiedenen Orten eine Stimme zu geben. In seiner Umsetzung setzt JR dabei auf Simplizität. Er fotografiert Menschen und „pastet“ ihre Gesichter einzeln oder in Collagen an Hauswände, Dächer, Züge und vieles mehr. 

Die Geburt von JR

JR heißt mit bürgerlichem Namen Jean-René und wurde am 22. Februar 1983 in Paris geboren. Im Alter von 15 Jahren begann Jean-René seine künstlerische Laufbahn. Er fing unter seinem damaligen Künstlernamen Face 3 an Häuserwände, Dächer und U-Bahnen zu taggen. Noch im selben Jahr fand der Jugendliche in einer U-Bahn eine Kamera. Dieser Zufall brachte ihn zu seiner heutigen Leidenschaft, der Fotografie. Laut eigener Aussage ist er nämlich nie wirklich gut im Graffiti gewesen, sein Talent für Fotografie dafür umso größer. Da ihm das alleinige fotografieren schnell nicht mehr genug war, druckte der junge Franzose seine Bilder aus und kleistere diese an Gebäude, dazu versehrte er diese, mithilfe einer Spraydose, mit einem roten Rahmen. Zwei Jahre später war jedoch auch das nicht mehr zufriedenstellend. So begann er, seine Bilder großflächig auszudrucken und diese auf ganze Hauswände zu kleistern – JR war geboren.  

Aus eigener Überzeugung 

JR besitzt heute zwar ein Atelier in Paris und New York, aber seine Projekte verwirklicht der mittlerweile 39-Jährige auf der ganzen Welt. So hat er zum Beispiel im Rahmen des Projekts „Women are Heroes“ Hauswände einer Favela bei Rio de Janeiro mit Augen von den dort lebenden Frauen bekleistert, die auf Rio runterblickten und von dort unübersehbar waren. Der Grund dafür war der Mord an drei Jugendlichen, die von der korrupten Polizei an eine Gang einer anderen Favela verkauft wurden. Diese tötete die Jugendlichen daraufhin. Um auf solche Straftaten und Missstände aufmerksam zu machen, reist JR an solche gefährlichen Orte.

Es gibt aber auch Projekte, die dem Franzosen am Herz liegen, und keine akute Lebensgefahr darstellen. Ein Beispiel dafür ist sein Projekt „The Wrinkles of a City“ in Cartagena. In der spanischen Hafenstadt fotografierte er ältere Menschen, denen die Zeit des dortigen Bürgerkriegs rund um die Schlacht von Cartagena noch immer anzusehen ist. Im Anschluss wurden diese wieder groß gedruckt und ausschließlich auf alte, beschädigte Hauser gekleistert. Dies sollte verdeutlichen, dass die älteren Menschen der Stadt zwischen der alten Bürgerkriegsära und der heutigen Moderne verloren wirken.

Bild: JR-ART.net / Kunsthalle München

100.000 US-Dollar für einen Fototruck 

JRs bisher erfolgreichstes Projekt ist allerdings eins, das nicht nur an einem Ort stattfand, sondern in 140 Ländern. Für das Projekt „Inside Out“ wurden einige LKWs zu fahrenden Fotoboxen umgebaut, die dann durch verschiedene Städte fuhren. Rund 445.000 Menschen haben ein Foto von sich machen lassen, das wie so oft im Anschluss an eine Hauswand gekleistert wurde. Das partizipative Projekt war so erfolgreich, dass es den amerikanischen TED-Preis erhielt, der mit 100.000 US-Dollar dotiert ist. 

 
Durch den Fototruck kam München das erste Mal in den Genuss von JR. Damit ist es aber nicht getan, denn seit August ist die Kunsthalle die Heimatstätte der aktuellsten Ausstellung von JR. Noch bis zum 15. Januar 2023 können Kunstinteressierte die Ausstellung besuchen.

Bild: JR-ART.net / Kunsthalle München