Wie geht's eigentlich...

…SAMT?

/ / Bild: Ferhat Deliktas

Das Münchner Pop-Trio SAMT kann schon jetzt auf eine bunte Bandgeschichte zurückblicken: Von zahlreichen Live-Gigs, über den Ausstieg von Bassistin Pia, bis hin zu einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne. Und das, obwohl die Debütplatte – Pardon, die Debütplatten – noch nicht einmal raus sind. Am 24. April ist es nun soweit, des Doppelalbums erster Streich und der zweite folgt sogleich. Wir haben mit Sänger Jakob Arnu im Interview übers Debüt geplaudert und uns von seiner Vorfreude trotz Quarantäne anstecken lassen.

M94.5: Bei euch ist ja gerade Endspurt angesagt: In einer Woche veröffentlicht ihr den ersten Teil eures Doppelalbums VELVET | SILK, der zweite Teil folgt einen Monat später am 22.Mai. Wie geht’s euch gerade in dieser aufregenden Vorbereitungsphase?

Jakob: Das Schöne bei Musik-Veröffentlichungen ist: Das, was in der Öffentlichkeit als Endspurt ankommt, ist für uns sozusagen nur das Echo eines Endspurts. Die eigentlichen Vorbereitungen, d.h. nächtelange Aufnahmesessions, abertausende Mix- und Produktionsentscheidungen, hunderte entwickelte und wieder verworfene Ideen, Konzeptualisierungen, Designs, Videodrehs etc., sind ja schon länger abgeschlossen. Wir machen jetzt hauptsächlich Werbung und genießen zurückgelehnt die fast schon kindliche Vorfreude. Wir sind aber vor allem extrem gespannt darauf, wie unseren Hörer*innen die Songs gefallen!

Wie kam es dazu, dass ihr gleich mit einem Zweiteiler als Debüt loslegt?

Zugegeben, ein Doppelalbum als Debüt rauszuhauen ist schon ein wenig exzentrisch. Bei uns hatte das aber einen einfachen Grund: Wir hatten extrem viel Material (18 Lieder) und wollten einen Weg finden, dieses Material mit der Welt zu teilen, ohne dabei die Hörer*innen zu überfordern. Alles auf ein Album zu packen erschien uns zu sperrig und eine längere Pause zwischen den beiden Veröffentlichungen hätten wir schade gefunden, weil VELVET | SILK ja schon vom Ganzen her gedacht ist. Im Nachhinein fühlt sich das auch künstlerisch super für uns an, weil jedes Album musikalisch für sich alleine steht.

Wie unterscheiden sich die beiden Teile VELVET und SILK?

VELVET ist klangästhetisch poppiger, eingängiger, bunter und hat viele Zuckerwattepop-Elemente. Textlich allerdings finden sich hier die melancholischeren Themen. Auf SILK ist es umgekehrt, die Songs sind hier experimenteller, komplexer, länger, und auf den ersten Eindruck düsterer. Dafür sind die Texte hoffungsvoller und ruhiger. Auch chronologisch passt die Aufteilung ganz gut. Auf VELVET finden sich eher „ältere“ Songs aus den Geburtsstunden von SAMT. Die Songs für SILK sind eigentlich alle in einer extrem produktiven Phase von zwei Wochen im Herbst vor einem Jahr entstanden.

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Mehr Informationen
“Shiver” – Die zweite Vorab-Single aus zweiteiligen Debütalbum VELVET| SILK

Ende letzten Jahres kam es zu Änderungen in eurer Besetzung, eure Bassistin Pia hat die Band verlassen. Wie hat sich das auf euren Sound und auf die Arbeit am Debütalbum ausgewirkt?

Dass Pia die Band verlassen hat, war natürlich hart für uns, und es fühlt sich immer noch komisch an ohne sie. Wir haben immerhin sieben Jahre zusammen Musik gemacht, erst mit Swallow Tailed, dann mit SAMT. Nach ihrem Austritt haben wir sogar überlegt ganz aufzuhören. Einer der Gründe, wieso das nicht passiert ist, war, dass die Alben fast fertig geschrieben waren.

Auf vielen der Lieder hat Pia auch direkt beim Songwriting und bei den Aufnahmen mitgewirkt, da ist ihr Einfluss also noch unmittelbar zu hören. Nur bei den neueren Tracks, die ohne sie entstanden sind, hört man vielleicht im Groove einen kleinen Unterschied. Aber selbst, wenn Philip und ich für ein paar Songs Bass eingespielt haben, ist das auf jeden Fall auch Pias Album. Deswegen haben wir es ihr auch ganz altmodisch gewidmet.

Ihr bezeichnet euch als eine „Band In Progress“, wollt immer in Bewegung bleiben und eure Musik mit Menschen teilen. Gerade geht das ja nur virtuell, eure Release-Show musstet ihr auf September verschieben. Wie geht ihr mit dieser herausfordernden Situation um?

Corona hat uns vor allem bei unseren Live-Plänen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Was die Alben angeht, merken wir eigentlich (noch) nichts, außer dass wir unsere Band-Meetings gerade digital abhalten müssen. Unser Insta-Game ist vielleicht bisschen krasser geworden, denn das ist gerade der einzige Weg, die Leute wirklich zu erreichen.

Es ist nicht wirklich abzusehen, wie sich das langfristig auf unsere Pläne auswirken wird. Aber auch wenn es eine Plattitüde ist: Die Krise kann auch eine Chance sein! Dafür braucht es allerdings die aktive Unterstützung von unseren Fans, sei es durch Streams, Mundpropaganda oder Vinyl- und Merchkäufe etc. Wir überlegen außerdem gerade, zum Release von SILK ein Konzert zu streamen anstelle der Release-Show.

Fakt oder Mythos: Als Künstler*in ist man in Quarantäne besonders produktiv.

Tendenz Mythos. Produktivität und Kreativität entfalten sich zwar bei uns am besten in Einsamkeit und Isolation, künstlerischer Output setzt aber auch lebendigen Input voraus. Wir haben ein bisschen Angst vor den ganzen Quarantäne-Romanen, -Songs usw., die in ein paar Monaten erscheinen werden und deren Spannungsbögen sich über Waschmaschine und Balkon erstrecken werden.

Eure Tipps für die Quarantäne-Zeit: Lieblingsbuch, -album, -serie, -spiel, -essen, -kontaktmittel, -workout, …?

Sims zocken, Schach zocken, Scrabble zocken, Bücher lesen (z.B. den 900-Seiten-Schmöker Das Leben Gebrauchsanweisung von George Perec, perfekt für die lange Quarantäne), Twin Peaks gucken, Friends gucken, sich mit der WG besaufen, unser Album hören, mit Menschen telefonieren, die man lange nicht gehört hat, Sonne tanken, baden, einfach mal die Wand anstarren.

Was sind eure Pläne für die Zeit nach der Pandemie?

Unsere Release-Show nachholen, ganz viele Konzerte spielen, kuscheln, Menschen umarmen, ungestraft in der Trambahn rumhüsteln, sich ins Gesicht fassen, ins Theater, Kino und in Museen gehen, Bars besuchen, feiern gehen, Konzerte angucken, Musik machen, Songs schreiben, Familie besuchen, mal gemütlich daheim bleiben, nicht weil man es muss, sondern weil man es will.