© Marie-Laure Briane

M94.5 Ballettkritik

SALOME TANZ

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Die Geschichte der wunderschönen Salome, die für den König Herodias tanzt und ihn und alle anderen Anwesenden um den Verstand bringt, ist unter Kulturliebhabern vor allem aus der Oper “Salome” von Richard Strauß bekannt. Diese basiert auf dem Drama von Oscar Wilde aus dem Jahr 1891. Der israelische Choreograph Eyal Dadon hat dieses Drama jetzt neu interpretiert und als Ballett aufgezogen. Dieses spannende Stück ist aktuell im Gärtnerplatztheater in München zu sehen.

Salome ist eine biblische Figur aus dem Neuen Testament. Den Erzählungen nach war sie die Stieftochter des Herodes und Tochter der Herodias, welche zuvor mit Herodes’ Bruder verheiratet war. Salome wird dank ihrer jungen Weiblichkeit von vielen Männern begehrt, einer jedoch hat nichts für sie übrig. Johannes der Täufer verurteilt die Heirat Herodes‘ mit der Frau seines Bruders und kritisiert die Familie dafür öffentlich. Auf dem Geburtstag Herodes‘ tanzt Salome für ihn und die anwesenden Gäste. Durch ihre blendende Schönheit spricht ihr Herodes einen Wunsch zu. Sie wünscht sich den Kopf des Täufers und so wird sie zum Sinnbild der „Femme fatale“. Inspiriert von dieser Geschichte, ist nun SALOME TANZ im Gärtnerplatztheater entstanden. An der Entstehungsgeschichte war allerdings nicht nur der Choreograph selbst beteiligt.

Ketchup oder Mayo?

Das Publikum darf mitentscheiden. Foto: © Marie-Laure Briane

Wer sich über diese Frage bis jetzt nur in Bezug auf Pommes Gedanken machen musste, stand in den letzten Wochen auf der Website des Gärtnerplatztheaters vor einer ganz neuen Entscheidung. Eyal Dadon hat sein Ballett der Salome als ein Videospiel inszeniert. Der Zuschauer selbst hat die Möglichkeit den Verlauf des Stücks zu beeinflussen, entweder vorab mit Fragen wie „Ketchup oder Mayonnaise?“ oder „Sonne oder Mond?“ aber auch während des Stücks mithilfe von einer Karte. Auf der einen Seite dieser Karte ist ein schwarzer Kreis auf weißem Hintergrund und auf der anderen ein weißes Kreuz auf weißem Hintergrund. Während des Balletts bekommt der Zuschauer ein paar Fragen gestellt, mit denen er die Handlung beeinflussen kann. Auch die Fragen, über die vorab abgestimmt werden konnte, sind im Laufe des Stücks wiederzufinden.

Reallife Computerspiel

Nicht nur die Möglichkeit des Mitwirkens, auch viele weitere Elemente erinnern während des Balletts an Computerspiele. Beeindruckend dabei ist vor allem die Bewegungen der Tänzer, die perfekt die unnatürliche Haltung und Artikulierung von Computerspielfiguren nachahmen. Dies steht immer wieder im Kontrast zu den fließenden und immer leicht wirkenden Bewegungen des Balletts. Das Ganze erinnert eher an alte Spiele als an die immer realistischer werdenden Neuen, was dem Ballett einen nostalgischen Charme gibt. Wer genau aufpasst, kann sogar Snake entdecken.

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Mehr Informationen
Der Trailer zu SALOME TANZ im Gärtnerplatztheater

Rätselraten

Für den Israeli birgt das Drama über Salome von Oscar Wilde viele Rätsel. Da er sich davon inspirieren ließ, weist auch sein Ballett einige Rätsel auf. Das beginnt bei den Abstimmungen, nach welchen sich der Zuschauer gespannt nach vorne lehnt, um die Wirkung seiner Entscheidungen zu erkennen, und geht bis hin zur Handlung. Eyal Dadon hat sich in seinem Stück weniger an die genaue Geschichte der Salome als eher an die Figuren gehalten. Diese sind im Stück zu erkennen, werden jedoch immer mal wieder von unterschiedlichen Tänzern dargestellt. Auch der Tod spielt in seinem Stück eine große Rolle. Er selbst sagt in einem Interview, dass er fasziniert davon ist, wie leichtfertig oftmals über den Tod geschrieben wird. Das erinnert auch wiederum an Videospiele, in denen Charakter meist unendlich viele Leben haben und der Tod leichtfertig hingenommen werden kann, da man ja die Möglichkeit hat, einfach noch einmal von vorne anzufangen.

SALOME TANZ läuft noch siebenmal bis zum 22.April 2020 im Gärtnerplatztheater München, darunter auch zweimal als Kinder- und Jugendvorführung.