Olympia-Ausschluss
Rollstuhlbasketball – disqualifiziert?
Die Rollstuhlbasketball-Bundesliga geht in die entscheidende Phase. Schlagzeilen macht jedoch ein ganz anderes Thema, das Athleten weltweit betrifft. Aktuell ist die Sportart von den Paralympischen Spielen diesen Sommer in Tokio und den Spielen 2024 in Paris ausgeschlossen.
Schock
Laura Fürst, Spielerin der RBB München Iguanas und der deutschen Nationalmannschaft hat davon genauso erfahren, wie wohl die meisten Athleten, die sich in diesen Tagen schon gäußert haben. Über die Pressemitteilungen des IPC, also des Internationalen Paralympischen Komitees, und des IWBF, des Internationalen Rollstuhlbasketball Verbandes. “Am Rande habe ich schon mitbekommen, dass es Diskrepanzen gibt. Aber nicht, dass sie von dieser Dringlichkeit sind”, rekapituliert die Silbermedaillengwewinnerin von Rio 2016.
Klassifizierung der Spieler
Streitpunkt des wohl schon länger schwelenden Konflikts ist die Einordnung der Athleten. Wie in allen paralympischen Sportarten erfolgt auch beim Rollstuhlbasketball eine Klassifizierung. Je nach Schwere der Beeinträchtigung erhalten die Spieler zwischen einem und viereinhalb Punkten. Viereinhalb Punkte gehen dabei an die Spieler, mit den geringsten Handicaps. Diese dürfen jedoch nicht unbegrenzt eingesetzt werden, da eine Mannschaft maximal 14 Punkte auf dem Feld haben darf.
Vorwurf des Paralympischen Komitees an die IWBF ist, dass diese sich nicht an die Richtlinien halte, die für alle paralympischen Sportarten gelten. Konkret geht es um die anerkannten Behinderungen: Die IWBF setzt nach Meinung des Dachverbandes zu geringe Anforderungen an die Schwere einer Behinderung. Betroffen sind vor allem die sogenannten 4,5er, also Spieler mit nur minimalen Beeinträchtigungen. Sie müssen nun fürchten, ihre Berechtigung zu verlieren, Rollstuhlbasketball auf internationalem Niveau zu spielen.
“Dass es jetzt gegen die 4,5er geht, finde ich nicht nachvollziehbar, das ist eben auch das, was unseren Sport ausmacht”, findet Laura Fürst, selbst mit zwei Punkten klassifiziert. Sie meint damit den verbindenden Charakter der Sportart: Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen, die trotzdem zusammen Leistungssport treiben. Somit argumentiert sie auch wie die IWBF, die darauf verweist, die Sportart so inklusiv wie möglich gestalten zu wollen.
Entscheidung vertagt
Dennoch wird der Verband wohl schwer darum herumkommen, einzulenken. Das IPC hat eine Frist bis zum 29. Mai eingeräumt. Bis dahin muss die IWBF erste Maßnahmen bei der Klassifizierung einzelner Spieler getroffen haben, um den Platz bei den Spielen in diesem Sommer nicht zu verlieren. Eine zweite Frist läuft am 31.8.2021 ab. Bis dahin müssen die Richtlinien der IPC vollständig übernommen sein, andernfalls würden die Paralympischen Spiele ihre populärste Sportart verlieren.
Laura Fürst ist optimistisch, dass ein Kompromiss gefunden wird und sich ihr Traum von einer zweiten olympischen Teilnahme noch verwirklicht. Von den beiden Verbänden gibt es seit Ende Januar keine neuen Mitteilungen.