160 Jahre SPD
Politische Jugendorganisationen – Damals und Heute
Die SPD feiert ihren 160. Geburtstag und ist damit die älteste noch bestehende Partei Deutschlands. Und auch die Jusos, der Jugendverband der SPD, sind mit einem Alter von 109 Jahren ein Urgestein in der deutschen Politiklandschaft und zugleich Vorreiter auf ihrem Gebiet. Grund genug für uns, die Hintergründe politischer Jugendorganisationen mal genauer anzuschauen.
Sie sind die junge Kraft hinter jeder großen Partei. Ob Jusos, Junge Union, Junge Liberale oder einer der weiteren Verbände – mittlerweile kann man sich die deutsche Politiklandschaft kaum ohne Jugendbeteiligung vorstellen. In den Anfängen der ältesten Partei, der SPD, gab es aber tatsächlich noch keine derartigen Organisationen, nur inoffizielle Gruppierungen innerhalb der Partei.
Jugend als antreibende Kraft
Erst 1914 machte die SPD mit ihren JungsozialistInnen, kurz Jusos, den Anfang. Doch wie sieht die Arbeit innerhalb der Jugendorganisationen aus und was treibt junge Menschen in die Politik? Darüber haben wir mit Christine Himmelberg, stellvertretende Vorsitzende der Jusos im Kreis München gesprochen.
Viele Jugendgruppen agieren nicht bloß als junger Ableger ihrer Parteien, sondern fungieren als kritische, antreibende Kraft hinter ihrer politischen Modernisierung und vertreten eigene politische Programme.
“JungsozialistInnen haben eine eigene Agenda, sie haben internationalistische, feministische, anti-Faschistische Ziele.”
Christine Himmelberg, Stellvertretende Vorsitzende der Jusos im Kreis München
Andere Jugendorganisationen verfolgen natürlich andere Ziele, die dem Programm ihrer Mutterpartei mehr (oder weniger) entsprechen. So vertreten die Junge Union der CDU/CSU eher christlich-demokratische Ziele und die Jungen Liberalen der FDP brachten damals die Abschaffung der Wehrpflicht in Deutschland ins Laufen.
Durch junge Politikorganisationen soll demnach die Zukunftsfähigkeit der jeweiligen Parteien gesichert werden, schließlich ist die heutige Jugend die morgige Wählerschaft der Partei. Durch Jusos und Co kann somit sichergestellt werden, dass Interessen der Jugend nachhaltig vertreten werden. Wenn auch gerne belächelt, haben diese Organisationen innerhalb der Partei, aber auch für sich alleinstehend, eine nicht zu unterschätzende politische Macht und geben jungen Menschen eine Stimme.
Junge Menschen in der Politik
Warum aber zieht es so viele junge Menschen überhaupt in die Politik? Laut Christine Himmelberg ist es zumindest innerhalb der Jusos die Angst vor einem Deutschen Rechtsruck und der Hoffnung nach einem Kampf gegen den Faschismus.
“Ich glaube, dass mit den Krisen der letzten Jahre sehr viele junge Leute sich extrem politisiert haben. Oft ist es dann selber eine Begegnung, dass man im Ort […] auf einmal die AfD hat, dass man auf einer Demo war und da Leute kennengelernt hat.
Christine Himmelberg, Stellvertretende Vorsitzende der Jusos im Kreis München
Anhand von Organisationen wie Fridays for Future oder Black Lives Matter ist ja klar zu erkennen, dass der Bedarf zur Teilnahme am politischen Diskurs innerhalb der jungen Generation stark vorhanden ist – wie auch schon vor über 100 Jahren, als die Jusos und verschiedene Lehrlingsvereine das erste Mal die politische Bühne betraten.
Sprungbrett Jugendorganisationen
Auch für den Sprung in höhere Ebenen der Politik ist die Mitgliedschaft in Jugendorganisationen hilfreich. Denn natürlich hat man als vollwertiges Mitglied einer Partei sehr viel mehr Einfluss und Mitsprache, so sehr sich die Beteiligungsmöglichkeiten der Jugend in den letzten hundert Jahren verbessert hat. So wechseln laut Himmelberg knapp die Hälfte der Juso-Mitglieder, nachdem sie die Altersgrenze erreicht haben, in die SPD. Allerdings liegt diese Grenze bei den JungsozialistInnen, wie auch bei einem Großteil der anderen politischen Junggruppen, bei 35 Jahren – von Jugend kann in diesem Alter klar nicht mehr die Rede sein. Das ist der vermutlich am häufigsten genannte Kritikpunkt an den politischen Jugendorganisationen Deutschlands.
Dennoch: Seit über hundert Jahren setzen sich Politische Jugendorganisationen für die Modernisierung der Deutschen Politiklandschaft sowie für die Ziele und Wünsche junger Leute ein.
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