Kommentar
Planlos durchs Leben als Weg in die Zukunft
Oft scheint es so, als hätte jeder sein Leben im Griff außer du selbst. Der eine Freund hat schon ein Jobangebot bekommen, und wenn du Instagram öffnest, siehst du wie alle verreisen, arbeiten oder ihr eigenes Unternehmen gründen. Langsam fragst du dich, “Warum haben alle einen Plan außer ich?”. Und das, obwohl es gar nicht nötig ist, immer einen konkreten Plan zu haben. Ein Kommentar von Alexa Wagner.
Im Jahr 2020 hat der Zukunftsforscher Jamais Cascio einen Rahmen entwickelt, um das Chaos der heutigen Welt zu beschreiben: Die BANI-Welt. BANI ist eine Abkürzung für brittle, anxious, nonlinear, incomprehensible. Wie sollen wir einen Plan für die Zukunft haben, wenn die Welt zurzeit mit so viel Ungewissheit beladen ist? Dabei ist ein Plan eigentlich nur eine Illusion, in der man scheinbar selbst die Kontrolle über die Zukunft beherrscht.
Zukunftsangst ist nichts Neues. Aber diese Angst wird durch soziale Medien und gesellschaftlichen Druck verstärkt. Da soziale Medien oftmals ein “Highlight Reel” vom Leben darstellen, was oft gar nicht der Realität entspricht, ist dieser Vergleich gefährlich und unproduktiv. Was bei anderen hinter den Kulissen passiert, wissen die Follower:innen meistens nicht.
DIE SINNLOSE PERFEKTIONSSUCHE
Bedingt durch den Informations-Overload, den wir durch das Internet und soziale Medien erleben, suchen wir zu allen Themen immer die optimale Lösung. Den oder die optimale Partner:in, der optimale Laptop fürs Studium, der optimale Preis für die nächste Zugfahrt. Wenn wir so viele Informationen zur Verfügung haben, geht man davon aus, dass wir dadurch den perfekten Plan machen können. Leider ist diese Perfektion auch nur eine Illusion, denn jeder Mensch ist anders und geht seinen eigenen Weg. Das kann ein kurzer oder langer, schneller oder langsamer, gerader oder kurviger Weg sein. Und selbst wenn man einen “perfekten” Plan hat, weiß man in der heutigen BANI-Welt gar nicht, was als nächstes passieren wird. Es kann immer irgendwas schief gehen. Das beste Beispiel hierfür ist die Corona-Pandemie, die die Zukunftspläne von vielen Menschen auf der Welt umgeschmissen hat.
ZUSAMMEN IN DIE UNSICHERHEIT STÜRZEN
Dieser ständige Stress und das Gefühl, zurückzubleiben, ist einer der alle Lebensaspekte einnehmen kann. Zukunftsängste entziehen die Freude am hier und jetzt. Der Druck, immer zu wissen was als nächstes kommt, kann zu mentalen Problemen führen. Ich, wie auch viele andere Menschen, habe in den letzten Wochen mit starker Einsamkeit, Hoffnungslosigkeit und Nervosität gekämpft, weil ich selbst nicht weiß, wo ich am Ende dieses Jahres sein werde. Darum darf Planlosigkeit nicht mehr als Tabu oder als Versagen betrachten werden. Wir sollten mit unseren Mitmenschen ins Gespräch gehen. Planlosigkeit muss auch nicht Schlechtes sein. Es ermöglicht Spontanität, Anpassungsfähigkeit und Offenheit für Neues. Und wenn die Zukunft so unvorhersehbar und uneinschätzbar ist, ist Flexibilität die größte Stärke, die man besitzen kann.