M94.5 Filmkritik
Phantastische Tierwesen 2
Das sehnsüchtige Warten hat ein Ende: Regisseur David Yates bringt die Fortsetzung des „Harry Potter“-Spinoffs „Phantastische Tierwesen 2 – Grindelwalds Verbrechen“ auf die Leinwand.
Ein neuer Verbrecher
„Grindelwalds Verbechen“ – so lautet der Untertitel von „Phantastische Tierwesen 2“. Und zu Beginn des über zwei Stunden langen Filmfeuerwerk darf der Zuschauer gleich eines dieser Verbrechen bewundern. Nämlich Grindelwalds (Johnny Depp) spektakuläre Flucht aus dem Zauberergefängnis in New York. Schon hier macht sich eine neue Qualität der Filmreihe bemerkbar: Während der erste Teil sehr quirlig, kindlich und bunt gezeichnet war, kommt mit seiner Fortsetzung eine düstere Atmosphäre auf die Leinwand, so wie man sie aus den letzten „Harry Potter“-Teilen kennt. Nur ist hier nicht Voldemort der Übeltäter, sondern sein geistiger Vorgänger Grindelwald. Im Vorfeld gab es in Bezug auf seine Besetzung durch Johnny Depp Zweifel. Viele machten sich Sorgen, dass der Schauspieler mit seiner klassisch überzogenen Art der ernsten Rolle nicht gerecht wird. Doch hier muss man sagen: in Vergleich zu anderen Elementen von „Phantastische Tierwesen 2“ schneidet Johnny Depp in Sachen „Overacting“ erstaunlich gut ab, verschwindet regelrecht in seiner Rolle.
Ein junger Dumbledore
Eine weitere Besetzung, die anfangs auf Skeptizismus traf, war Jude Law als junger Albus Dumbledore. Doch auch hier sorgt der Cast für eine ordentliche Portion Nostalgie: Law mimt Dumbledores verschmitzte Art, sein geheimnisvolles Lächeln und die unverwechselbare Gestik hervorragend nach. Wer zu beginn skeptisch war, wird im Laufe des Filmes merken, dass Law seine Rolle sehr verinnerlicht hat.
Die Tierwesen
Eddie Redmayne spielt den magischen Zoologen und Freund von Dumbledore Newt Scamander. Es macht großen Spaß seinem liebevollen und selbstbewussten Umgang mit den Tierwesen zuzusehen, der so gar nicht zu dem nervösen und unbeholfenen Newt im Umgang mit Menschen zu passen scheint. Doch leider sieht man in „Phantastische Tierwesen 2“ zu wenig von Newt, als auch von seinen magischen Freundchen. Nur ein paar mal darf der Zuschauer in seine kleine Kofferwelt eintauchen. Lediglich eine neue magische Kreatur spielt in der Handlung eine größere Rolle. Schade, denn wie auch im letzten Film sind die Tierwesen wunderbar entworfen und animiert.
Weniger wäre mehr
Leider hat „Phantastische Tierwesen“ ein großes Problem: der Film will zu viel und macht zu viel. Es gibt zu viel Handlung, zu viele Schauplätze, zu viele Figuren, zu viele Wendungen, zu viele Effekte. Kurzgesagt: zu viel von allem. Das ist schade, denn der Handlungsstrang um die Verbindung zwischen Grindelwald, Albus Dumbledore und dem Obscurial Credence (Ezra Miller) ist spannend und hätte in linearer und komprimierter Form sehr viel Sinn gemacht. Doch leider ist es durch das ständige Springen von Standorten und das ständige Einführen neuer Personen etwas schwierig, dem Plot zu folgen.
Fazit
„Phantastische Tierwesen“ macht vieles richtig: der neue Schauplatz Paris ist wunderschön inszeniert, es macht Freude, Newt und seine Freunde wiederzusehen, der Film ist spannend, kommt bildgewaltig mit hervorragenden Effekten sowie einem passenden Soundtrack daher, alle Charakterentwicklungen (bis auf eine – ja, du bist gemeint, Queenie) sind glaubwürdig dargestellt und eine satte Portion HP-Nostalgie ist auch mit an Bord.
„Phantastische Tierwesen 2“ beantwortet einige Fragen – aber lässt auch viele offen und stellt vor allem die Weichen für das nächste Abenteuer. Jedoch fehlt die Struktur, der erzähltechnische Rahmen und die klare Abgrenzung von Zauberer- und realer Welt fehlt. Dennoch schafft es Regisseur David Yates mit seinem mittlerweile sechsten Film aus dem „Harry Potter“-Universum an die Qualität der Reihe anzuschließen – allerdings mit kleinen Einbußen. Ein wenig mehr Kontinuität und Bescheidenheit hätten „Phantastische Tierwesen 2“ bestimmt gut getan.
Phantastische Tierwesen 2: Grindelwalds Verbrechen läuft ab Donnerstag, den 15.11.2018 in den Kinos.