Filmklassiker der Woche
Peterchens Mondfahrt (1990)
Das tragische Schicksal eines Maikäfers, zwei tapfere, tierliebe Kinder und eine abenteuerliche Reise zum Mond. Und schon hat man Peterchens Mondfahrt erklärt. Zumindest fast.
Eine Freundschaft beginnt
Als der unglückliche Maikäfer Herr Sumsemann eines Nachts im Kinderzimmer der Geschwister Peter und Anneliese sein Maikäferlied auf einer kleinen, silbernen Geige spielt, wachen die beiden davon auf und wollen den Ursprung der wundersamen Melodie finden. Auch wenn der fünfbeinige Maikäfer zuerst fürchterliche Angst vor den Kindern hat, wird er hellhörig, als sie ihn beruhigen. Sie hätten noch nie einem Tier etwas angetan. Und das erfüllt genau die Aufgabe, die die Nachtfee vor all den Jahren seiner Familie erteilt hat, um sein sechstes Beinchen zurückzubekommen. Damals war das sechste Beinchen der Urahnen der Familie Sumsemann an einem Baum hängengeblieben, auf dem er ein Nickerchen gehalten hatte. Ein Holzdieb hat die Birke an einem Sonntag geschlagen und wurde deshalb von den Naturgeistern zur Strafe auf den Mond verbannt, mitsamt Holz – und Beinchen. Also verbünden sich Kinder und Käfer, um gemeinsam das Beinchen vom Mond zu holen.
Fantastische Wesen und Landschaften
Als Zuschauer des Zeichentrickfilms aus dem Jahre 1990 folgt man Peter und Anneliese beim Flugunterricht mit Herr Sumsemann und trifft erstaunliche Naturgeister, wie die Blitzhexe, das Taumariechen oder die Donnerfrau. Genauso wie der Sandmann, die Sonne und die Nachtfee sind alle Charaktere liebevoll designt und sehr einzigartig dargestellt. Auch wenn man zugeben muss, dass der Sturmriese etwas Ähnlichkeit mit Mattel’s He-Man hat. Die Reisegefährten sehen die Wolkeninsel des Sandmanns, die Weihnachtsinsel und die Milchstraße. Alle gezeigten Orte sind sehr bildstark und oft leicht übertrieben gezeichnet, was dem ganzen Film noch mehr einen märchenhaften Charakter gibt. Was auch kein Wunder ist, weil Gerdt von Bassewitz 1911 das Bühnenstück als Märchenspiel geschrieben hat.
Wie alles begann
Von Bassewitz schrieb anscheinend nach einem Kuraufenthalt 1911 seine Idee für ein Märchen auf. 1912 wurde das Stück dann mit Musik von Josef Achtélik im Alten Theater Leipzig uraufgeführt. 1915 erschien dann das Märchen in Buchform, mit Illustrationen von Hans Baluschek. Erst 2012 wurde diese Fassung, wenn auch in bearbeiteter Form, wieder aufgeführt. Die Noten wurden dem MDR Kinderchor gestiftet, nachdem sie jahrelang als verschollen galten. Trotz dessen wurde Peterchens Mondfahrt viele Male als Hörspiel verarbeitet und zweimal verfilmt. Mittlerweile gibt es auch wieder zahlreiche Theater, die das Stück verarbeitet haben.
„Hol dir aus dem Meer der Ewigkeit einen silbernen Augenblick“
Unter der Regie von Wolfgang Urchs und mit den Melodien von Klaus Doldinger entsteht in diesem Kinderfilm wahre Klassiker-Stimmung. Die verträumte Atmosphäre, all die spannenden Charaktere und nicht zuletzt das wunderschöne, so wahnsinnig 90er-Jahre-hafte Mondlied, das von Beatrice gesungen wird bringen Flashbacks aus der Kindheit. Und man wünscht sich fast, noch nie einer Fliege etwas zuleide getan zu haben.