Architektur des Geldes: Ihre Transparenz steht in fundamentalem Gegensatz zur Undurchdringlichkeit des Bankenkapitalismus. © Neue Visionen Filmverleih

Filmkritik

Oeconomia

/ / Architektur des Geldes: Ihre Transparenz steht in fundamentalem Gegensatz zur Undurchdringlichkeit des Bankenkapitalismus. © Neue Visionen Filmverleih

Woher kommt eigentlich unser Geld? Hängen Wirtschaftswachstum und Staatsverschuldung zusammen? Und warum werden Arme ärmer und Reiche reicher? Die Dokumentation Oeconomia von Carmen Losmann sucht Antworten auf diese gar nicht so trivialen Fragen.

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Trailer zu Oeconomia

Gleich zu Beginn erklärt Regisseurin Carmen Losmann ihre Motivation für diesen Film: Nach der Finanzkrise wollte sie unser Wirtschaftssystem verstehen. Sie deckt die Zusammenhänge zwischen Wirtschaftswachstum, Verschuldung und Vermögenskonzentration auf. Die Erkenntnisse widersprechen nicht selten unseren gängigen Vorstellungen. Zentraler Akteur ist der Schuldner, weil die Wirtschaft nur dann wächst, wenn wir uns verschulden. Und sie boomt, wenn sich die Vermögen an bestimmten Orten konzentrieren.

Zu Wort kommen Finanzjournalisten, Banker und Wirtschaftsbosse. Einer von ihnen, Thomas Mayer, der ehemalige Chefvolkswirt der Deutschen Bank, erklärt an einer Stelle: „Banker sagen, die Aufgabe einer Bank ist, Einlagen zu sammeln und als Kredit zu vergeben. Das sagen professionelle Leute. Das stimmt nicht. Die Bank braucht kein Geld, um einen Kredit zu vergeben. Sie produziert Geld dadurch, dass sie einen Kredit vergibt.“

Eigener Entstehungsprozess wird thematisiert

Oeconomia macht auch den eigenen Entstehungsprozess zum Thema. Immer wieder werden Interviews verschoben oder abgesagt, Zusagen für Filmaufnahmen kurzfristig zurückgezogen. Die Regisseurin muss sich mehr als einmal als naiv oder schlecht vorbereitet kritisieren lassen. Bis ihre Gegenüber merken, dass sie Fragen nicht beantworten können, die sie zunächst als trivial oder zu komplex für einen Amateur abgetan haben. Wenn ihr gewohnter Business-Sprech hinterfragt wird, kommen sie ins Stottern.

Kompliziertes Thema verständlich für Laien

Der Film schafft es, ein sehr theoretisches Thema auch für Laien verständlich zu machen. Anschauliche Grafiken füllen die Lücken, die die Interviewpartner hinterlassen. Man lernt, warum der Einfluss von Zentralbanken so klein ist. Dass Bargeld und Buchgeld nach ganz unterschiedlichen Regeln entstehen. Und dass am Ende alle Schulden fast zwingend beim Staat landen.

Größter aktiver Fondsmanager, die Pimco Investmentgesellschaft, zeigt sich transparent vor der Videokonferenz. © Neue Visionen Filmverleih
Größter aktiver Fondsmanager, die Pimco Investmentgesellschaft, zeigt sich transparent vor der Videokonferenz. © Neue Visionen Filmverleih

Die Deutsche Film- und Medienbewertung hat Oeconomia das „Prädikat besonders wertvoll“ verliehen. In der Begründung heißt es, dass der Film einen spannenden und letztlich erschreckenden Blick in die Mechanismen des globalen Kapitalmarktes biete. Das Kino verlässt man nach dieser Dokumentation auf jeden Fall beunruhigt, weil man erkennt, wie fragil unser Finanzsystem eigentlich ist.

Oeconomia ist ab dem 15. Oktober 2020 in den deutschen Kinos zu sehen.