Filmkritik
No Time to Die
Action, coole Gadgets, ein machohafter Hauptcharakter. Dafür stehen die James Bond Filme seit fast 60 Jahren. Der neueste Film über den Geheimagenten, No Time to Die, soll daran etwas ändern. Regisseur Cary Fukunaga hat im Voraus einen progressiveren Film angekündigt, einen Film, in dem Bond sich mit einer veränderten Welt konfrontiert sieht.
Die Vergangenheit lässt James Bond (Daniel Craig) nicht los. Dabei befindet er sich zu Beginn des Films eigentlich im Ruhestand. Endlich ein Leben ohne Verfolgungsjagden oder Terrororganisationen, die ihm im Nacken sitzen. Doch die Idylle hält nicht lange an, Bond kann sein altes Leben scheinbar nie komplett abschütteln. Ein alter Freund aus der CIA bittet ihn nämlich um Hilfe dabei, einen Wissenschaftler zu finden. Dieser ist verschwunden und mit ihm eine gefährliche biologische Waffe. So wird der Agent wieder einmal in eine Mission hineingezogen, bei der nicht weniger als das Schicksal der Welt auf dem Spiel steht.
BLEIBT DOCH ALLES BEIM ALTEN?
No Time to Die ist in vielerlei Hinsicht ein sehr typischer Bond. Die knapp drei Stunden des Films sind vor allem mit spektakulären, teils überzogenen Actionszenen gefüllt. Er scheint mit einem Motorrad fast schon durch die Luft zu fliegen oder setzt wieder einmal seine Armbanduhr als Gadget ein, um einen Gegner zu besiegen. Gerade das macht aber auch den Reiz der Filmreihe aus und schafft es immer wieder sehr gut zu unterhalten. Die Länge des Films merkt man dabei nur ganz selten, auch wenn die Handlung letztendlich wenig komplex ist. Ebenso wird zwar versucht dem Bösewicht, überzeugend gespielt von Rami Malek (Bohemian Rhapsody), ein nachvollziehbares Motiv zu geben, aber am Ende ist er dann doch einfach nur böse.
DIE ERSTE WEIBLICHE 007
Neu ist vor allem die sensiblere Seite von James Bond. Der Film möchte emotionaler sein. Besonders wird hier der Fokus auf die Beziehung zu seiner Geliebten Madeline (Léa Seydoux) gelegt. Doch das führt auch zu extrem kitschigen Dialogen, die sich arg ernstnehmen und leider etwas zu viel des Guten sind. Die anderen weiblichen Figuren dürfen zum Glück mehr als nur Love-Interest sein. Ana de Armas (Knives Out) hat einen kurzen, aber unterhaltsamen Auftritt als junge, sehr geschickte Geheimagentin. Lashana Lynch (Captain Marvel) dagegen hat eine ganz besondere Rolle: Sie spielt Nomi, eine Doppelnull-Agentin, die während Bonds Ruhestand seinen Platz als 007 eingenommen hat. Sie passt einfach sehr gut in die Rolle dieser toughen Figur und schafft es dabei in jeder Szene eine wunderbare Präsenz zu haben.
Am Ende ist der Film trotzdem weniger neuartig und progressiv als vorher angekündigt wurde. Viele Elemente, die schon vor Jahrzehnten die Reihe ausgemacht haben, bleiben auch hier erhalten. Zwar ist der Film auch ein Thriller und nimmt sich zwischen den Actionsequenzen Zeit für die Story. Doch letztendlich hat er recht wenig zu erzählen. Trotzdem werden die Fans auf ihre Kosten kommen, denn die James Bond Reihe hat schon immer von der Action, den coolen Gadgets und den charmanten Momenten, wie “Bond, James Bond”, gelebt. Genau diese Elemente funktionieren auch hier sehr gut. No Time to Die ist sehr kurzweilig und schafft es auch an den richtigen Stellen witzig zu sein. Ein würdiger Abschluss für Daniel Craigs James Bond ist hier auf jeden Fall gelungen.
No Time to Die läuft ab dem 30.09.2021 in den deutschen Kinos.