Filmkritik
Neues aus der Welt
Gerade einmal zwölf Jahre alt und schon für die Golden Globes nominiert. Das ist die Berlinerin Helena Zengel mit ihrer Rolle im Film Neues aus der Welt an der Seite von Tom Hanks. Der Film handelt von der Aufarbeitung von Vergangenem, Trauer und Einfühlsamkeit.
Der vom Bürgerkrieg gezeichnete Captain Jefferson Kyle Kidd (Tom Hanks) hat längst seine Berufung gefunden. Er besinnt sich nach den hektischen Jahren auf eine Konstante in seinem Leben – dem Lesen von Nachrichten. Dabei zieht er von Stadt zu Stadt, und versucht die Leute mit seinen Erzählungen von ihren Sorgen abzulenken.
Doch irgendetwas scheint ihm zu fehlen. Er wirkt zu Weilen traurig und einsam. Da kommt die junge Johanna Leonberger (Helena Zengel) als Ablenkung von seinen eigenen Sorgen gerade richtig. Nachdem er diese am Straßenrand findet macht er es sich zur Aufgabe sie nach Hause zurückzubringen. Die verängstigte Johanna verlor zweimal ihre Eltern: Einmal bei einem Angriff der Kiowa Indianer auf ihre Familie, und ein anderes Mal bei einem Angriff von Soldaten auf die Kiowa, die sie inzwischen großgezogen hatten. Sie lebt daher in einer Welt, in der sie sich nach Sicherheit sehnt. Mit ihr an seiner Seite beschreitet er den Weg durch die Prärie nicht mehr allein.
Der Film stellt mit dem Konflikt zwischen Süd und Nord und zwischen Amerikanern und Indigenen das zerrüttete Amerika der Nachkriegszeit und der Frontier des 19. Jahrhunderts dar.
Tom Hanks als „America’s dad“
Tom Hanks in der Rolle des Captain Kidd scheint deswegen so ideal besetzt, weil er eine Ruhe in einer sonst so hektischen und gespaltenen Gesellschaft darstellt. Auch die Rolle eines „Ersatz-Vaters“ für Johanna verkörpert Tom Hanks mit einer Gelassenheit, die wir von ihm bereits aus Sully oder Captain Phillips kennen. Somit gelingt es dem Captain ein Vertrauensverhältnis zu Johanna aufzubauen, obwohl die beiden nicht dieselbe Sprache sprechen.
Bald schon merkt sie, dass er sie vor allem Übel in der Welt beschützen will. Seine Ruhe macht sich auch durch seine Tätigkeit als Nachrichtenleser bemerkbar. In dieser Funktion schafft er es, die Menschen für kurze Zeit aus ihrem eigenen Leben zu holen und sie am Leben anderer aus dem Land teilhaben zu lassen.
Eine zwölfjährige Berlinerin verzaubert Hollywood
Vor allem beeindruckt aber die deutsche Nebendarstellerin Helena Zengel. Obwohl diese im Film nur eine kleine Sprechrolle hat, weiß sie mit ihren Blicken zu überzeugen. Die zwölfjährige, wurde für ihre Rolle als Johanna von Tom Hanks höchstpersönlich ausgewählt, nachdem er sie in Systemsprenger sah. Helena Zengel war am Set nicht nur Hanks‘ Reitlehrerin, sondern lernte von ihm auch wie das mit dem Weinen funktioniert, erzählt sie in einem Interview der ARD.
„Siedler töten Indianer für deren Land. Und Indianer töten Siedler, weil sie’s ihnen stehlen.“
Captain Kidd beschreibt die Umgebung in der Johanna aufgewachsen ist
Mit dem Captain kehrt diese Sicherheit wieder in ihr Leben. Wie auch im echten Leben, können die beiden Figuren bei ihrer Reise viel voneinander lernen.
Für ihre Rolle als Johanna Leonberger wurde Helena Zengel unter anderem für einen Golden Globe in der Kategorie: Beste Nebendarstellerin nominiert.
Neues aus der Welt ist bei Netflix im Stream abrufbar.