Nachhaltigkeit – more relevant than ever.
Sarah Jeschner steht vor einer Mammutaufgabe. Seit 2020 ist sie im Produktionsmanagement bei RTL und betreut dort das Thema Greenproduction. Von Love Island über Alarm für Cobra 11 bis Wer wird Millionär. Ihre Hauptaufgabe ist es, für Nachhaltigkeit bei der ganzen Bandbreite von Produktionen zu sorgen. „Die Produktkategorie macht am Ende über 80 Prozent der Emissionen aus“, erklärt sie. An einem der größten Medienhäuser Deutschlands fallen darunter viele Bereiche. „Tatsächlich hat jedes einzelne Genre seine eigenen großen Hebel. Bei einer Studioproduktion können wir schon sehr viel erreichen, wenn man einfach im Studio auf Ökostrom umstellt. Für reiseintensive Produktionen sind natürlich Reise, Unterbringung und Transporte sehr entscheidende Faktoren. Und bei der Fiktion ist es eine sehr große Bandbreite. Generatoren sind immer ein großes Thema. Man hat für jede einzelne Produktionsweise verschiedene Hebel, an denen man drehen kann, um relativ einfach teilweise auch schon einen sehr großen Effekt zu erziehen.“
In der Gesellschaft ist der Nachhaltigkeitsgedanke schon lange angekommen, in den Medien etabliert er sich jetzt auch zunehmend. Um positive Veränderungen zu erzielen, braucht es mehr als das nachhaltige Handeln einzelner. Nötig ist struktureller Wandel, der nur von großen Playern angestoßen werden kann. Die diesjährigen Medientage stehen unter dem Motto „more relevant than ever“ und das ist 2022 auch die Nachhaltigkeit. Auf den 36. Medientagen findet sie mit zwei Panels im Programm etwas Raum, wenn auch – zeitlich und räumlich – einen kleinen.
Der Nachhaltigkeitsgedanke verbindet sogar in der Medienwelt. Der Konkurrenzgedanke weicht hier für ein gemeinsames Ziel. Erstmalig haben der Bayerische Journalisten-Verband, der Bayerische Rundfunk, der Radiosender egoFM, die Friedrich-Alexander-Universität, die Ludwig-Maximilian-Universität München, Prime Video Deutschland, ProSiebenSat.1 und Vodafone sich in einem Nachhaltigkeitspakt zusammengeschlossen, um ein Statement zu setzen. Sie hoffen, dass der Pakt weiter wächst und mehr Partner:innen sich anschließen. Einzige Voraussetzung: Ein Fragenkatalog muss für den Beitritt beantwortet werden, um den Status quo des eigenen Unternehmens zu ermitteln.
Doch der Nachhaltigkeitspakt zielt noch weiter als auf die Greenproduction. Neben den ökologischen Aspekten zielt er auf eine nachhaltige Ökonomie, Soziales und die publizistische Verantwortung für eine nachhaltige Meinungsbildung. Es geht um eine nachhaltige Zukunftsgestaltung. Ein praktisches Beispiel dafür: Konstruktiver Journalismus. Der umfasst neben dem Aufzeigen von Problemen und Missständen auch die konkrete Benennung von Lösungsansätzen. „Der Nachhaltigkeitspakt Medien Bayern ist ein Bekenntnis zu gesellschaftlicher Verantwortung“, erläutert Ilse Aigner, die bayerische Landtagspräsidentin, die gleichzeitig die „Schirmfrauenschaft“ des Pakts innehat.
Sarah Jeschner trägt bei RTL zurzeit noch die Hauptverantwortung für Nachhaltigkeit, aber erklärt, dass das Ziel einer guten Zukunft ein universelles und gemeinschaftliches ist: „Am Ende muss jeder, sei es die Maske, sei es der Caterer, sei es der Regisseur oder sei es der Kameramann, jedes einzelne Gewerk muss seine Arbeitsweise am Set umstellen, um nachhaltiger zu werden. Und das wünsch ich mir: Dass wir zum Normalzustand kommen, dass das Thema überall mitgedacht wird.“