Mythos Streif

Die Abfahrt für Legenden

/ / Bild: Mitch Gunn / Shutterstock.com

Sie gilt als die gefährlichste, brutalste und anspruchstvollste Abfahrt der Welt: Die Streif in Kitzbühel. Kein anderes Rennen bewegt die Ski-Fans und Sportler mehr als das legendäre Hahnenkamm-Rennen. 145 km/h Topspeed, 85 % Höchstgefälle, 80 Meter weite Sprünge – Das Hahnenkamm-Rennen ist mehr als nur ein Weltcup. Von Angst und Schrecken bis zu Euphorie und Extase – die Emotionen, die diese Piste bei den Zuschauern und Athleten auslösen, sind beeindruckend.

Die Geschichte

Zum 80. Mal findet nun schon das legendäre Abfahrtsrennen der Herren auf der Streif statt. 1931 wurde es in Kitzbühel zum ersten Mal ausgetragen. Auch wenn die Rennen damals bereits am Hahnenkamm stattfanden, war die Piste noch nicht die Streif. Erst sechs Jahre später wurde sie zum ersten Mal befahren.

Stille und Angst

Nervosität, Zweifel, Ängste und Furcht – diese Emotionen bestimmen die Gedanken jedes Sportlers vor dem Start. Dieser emotionale Kampf stellt die Athleten bereits vor der Fahrt vor eine große Herausforderung, denn sie müssen ihre Zweifel und Ängste bändigen. Bevor sie das Starthaus betreten herrscht Stille: Vor ihrem inneren Auge gehen sie die Strecke noch einmal durch – Meter für Meter. Doch erst mit dem Eintritt ins Starthaus wird ihnen bewusst auf was sie sich überhaupt einlassen.

“In Kitzbühel geht es schlicht und einfach ums blanke Überleben”

Aksel Lund Svindal, 25.1.19, WELT

Der Höllenritt

Die gesamte Abfahrt ist in verschiedene Abschnitte unterteilt, darunter unter anderem „Mausefalle“, „Seidlalm“ und „Hausbergkante“. Knapp zwei Minuten dauert die Fahrt, die die Athleten in jeder Sekunde herausfordert.

“Die ersten 30 Sekunden sind reiner Schrecken und im Mittelteil versucht man zu verstehen, wie man das alles überlebt hat und bereitet sich mental darauf vor, auch das Ende noch zu überleben.”

Roy Boyd, Dritter im Jahr 1991, The Record

Nach dem Start dauert es acht Sekunden, bis der Sportler den ersten legendären Streckenabschnitt erreicht: Die sogenannte Mausefalle lässt ihn, bei einem 85-prozentigen Gefälle, bis zu 80 Meter weit springen. Insgesamt ist der Höllenritt 3312 Meter lang. Neben verschiedenen Geländeformen gibt es scharfe Geländekanten, die auf Grund der hohen Geschwindigkeit zu spektakulären Sprüngen führen, aber auch Steilhänge, kurze Bergauf-Passagen und unzählige Bodenwellen – die Streif ist so anspruchsvoll wie keine andere Abfahrt.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

The World’s Most Dangerous Downhill Ski Race | Streif: One Hell

Das Risiko

Im alpinen Rennsport gehören Risiko und Gefahr dazu. Hier geht es um das Erreichen von Höchstgeschwindigkeiten und das Duell Mann gegen Mann um den Sieg. Auf der Streif geht es allerdings hauptsächlich um den Kampf gegen den Berg und das heile Ankommen im Ziel.

Immer wieder kommt es zu Unfällen, die für bereits viele Athleten das Karriere-Aus mit sich brachten. Auf keiner Abfahrt der Welt passieren mehr Unfälle, Hubschrauber und Ärzte gehören hier dazu.

Der Sieg

Jeder Athlet, der es über die Ziellinie geschafft hat, selbst wenn er nicht der Schnellste war, hat trotzdem gewonnen. Und zwar den Kampf mit der Strecke und den Kampf gegen sich selbst. Das Hahnenkammrennen ist nicht nur das höchst dotierte Rennen des Weltcups, sondern auch die größte Bühne des Skisports. Knapp 50.000 Fans fiebern mit den Sportlern in Kitzbühel mit, dem Mekka des Ski-Zirkus. Der Sieger erhält 100.000 Euro, die Trophäe der goldenen Gams und eine eigene Gondel auf der Hahnenkammbahn. Thomas Dreßen gewann als letzter Deutscher 2018 die Abfahrt und kürte sich so zur Legende.

Woher die Streif ihren Namen hat

Ihren Namen verdankt die Abfahrt der im oberen Streckenabschnitt liegenden Streifalm, die einem Brixener Bauern namens “Straiff” gehörte. Aus Straiff wurde Streif und somit die gefährlichste Skiabfahrt der Welt.

Egal, wer am Samstag auf der Streif siegt – der norwegische Olympiasieger Aksel Lund Svindal ist sich sicher:

” Bei Olympia kann es auch einen Zufallssieger geben. Auf der Streif gewinnen immer die Besten.”

Aksel Lund Svindal, STERN