Musiktherapie

Musik ist meine Therapie

/ / Bild: Rainer Hotz, Copyright DMtG

Musik ist ein treuer, alltäglicher Begleiter. Doch wie sieht das eigentlich im professionellen Sinne aus? Was passiert, wenn sich sozial-psychologische Arbeit mit Musik vermischt?

Ideal für alle

Musiktherapie wird als Einzel- oder Gruppentherapien angeboten. Geeignet ist sie für alle Altersgruppen und vor allem in Bezug auf psychische Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen, Demenz, Autismus. Aber auch bei physischen Erkrankungen wie Tinnitus kann sie angewendet werden. Die aktuelle Debatte dreht sich insbesondere um Hör-Störfunktionen, ob sich auch für diese Musiktherapie anbietet.

Bild: M94.5 / Vroni Kallinger

“Es gibt bestimmte Menschengruppen, wo die Wirksamkeit von Musiktherapie wissenschaftlich gut belegt ist. Dazu zählt die Tinnitus-Musiktherapie. Tinnitus ist keine Kontra-Indikation, diese Art von Hörproblematik kann sogar eine Indikation sein, eine Musiktherapie aufzusuchen.”

– Jan Sonntag, Professor für Musiktherapie an der Medicalschool Hamburg

Die Sitzung

Eine Sitzung an sich verläuft je nach Klient:in unterschiedlich ab. Es gibt jedoch drei Blöcke, die bei jeder Musiktherapie vorkommen. Zuerst wird mit dem:der Klient:in das Thema vorbesprochen, welches dann in der Sitzung behandelt werden soll. Daraufhin folgt der Hauptteil und zwar das gemeinsame Musizieren. Hierbei interagieren Klient:in und Therapeut:in aktiv zusammen mit Instrumenten und ihren Klängen.

Manchmal kann das „mitteilen“ des Themas auch in Form einer freien
Improvisation gestaltet werden. In dem wir uns dem „Thema“ verbal und non-verbal zuwenden, erarbeitet sich der Patient eine neue Sichtweise, Handlungsmöglichkeit oder den Zugang zu bis dahin verdrängten Gefühlen, die in einem Konflikt möglicherweise gebunden sind.

– Silke Siebert, Musiktherapeutin am freien Musikzentrum München

Bild: M94.5 / Lena Gerber

Anschließend werden die Klänge, Töne etc in einem Gespräch analysiert und hinterfragt. Was haben die Klänge also ausgelöst und wie wirken sie auf den:die Klient:in.

Zu viel des Guten

Dadurch dass Musik ein sehr wirkmächtiges Medium ist, kann es auch zu einer psychischen Überlastung bei den Klient:innen kommen. Wenn eine Person unter hohem Stress steht kann eine emotionale Überlastung durch einen bestimmten Klang- oder Lautstärkepegel verursacht werden.

“Musik oder bestimmte Klänge können eine Retraumatisierung hervorrufen. Eine Retraumatisierung aktualisiert das Trauma und lässt es widererleben.”

– Frank Aumann, Musiktherapeut

Das kommt allerdings nur in seltenen Fällen vor. Wenn dies geschieht ist es besonders wichtig, dass der:die Klient:in besondere Betreuung erfährt. Das ist bei dieser Therapieform jedoch kein Problem, denn die Musiktherapie ist eine der wenigen wissenschaftlich-fundierten Lösungen, bei denen man sich sprachlich und, falls dies teilweise zu schwierig ist, sogar musikalisch ausdrücken kann.