Nachruf: Françoise Cactus
Gegen die Perfektion
Die Band „Stereo Total“ zeichnet sich mit „Unterhaltungsmusik jenseits des Mehrheitsgeschmack“ aus, wie sie ihren Stil selbst beschreibt. Am 17. Februar 2021 ist die Sängerin Françoise Cactus im Alter von 57 Jahren an ihrer Krebserkrankung in Berlin gestorben. Ein Nachruf.
Geboren wurde Françoise Cactus 1964 in der Region Bourgogne in Frankreich, wo sie auch ihre Kindheit verbrachte. Während ihres Studiums lebte sie ein Jahr in Norwegen. Dort lernte sie einen ihren Partner kennen, dem sie daraufhin in dessen Heimatstadt Berlin folgte. Von da an wurde diese Stadt ihre Wahlheimat, wo sie als Künstlerin, Musikerin und später auch als ihre eigene Produzentin tätig war. Ebenso war sie Autorin und schrieb unter anderem eine Autobiografie und den Jugendroman „Zitterparties“.
Von der Band zum Duo
In den 80er Jahren gab Françoise Cactus ihren Groove in der Rock`n`Roll Band „Lolitas“ am Schlagzeug und am Mikrofon zum Besten. 1993 gründete sie mit dem Musiker Brezel Göring die Band „Stereo Total“ – zunächst noch mit wechselnden Musiker:innen, ab 2001 waren sie dann nur noch zu zweit.
Insgesamt veröffentlichte die Band 17 Alben, das letzte im Jahr 2019 (“Ah! Quel cinema!”). „Ich bin cool“ war eines der Lieder darauf.
Von 2016 bis zu ihrem Tod moderierte Françoise Cactus die Sendung „Die Sendung“ bei radioeins. Darin legte sie Vinylplatten auf und stellte ihr Musikwissen unter Beweis, natürlich stets mit ihrem Markenzeichen – ihrem französischen Dialekt.
Kein Stil ist der Stil
Françoise Cactus´ Band „Stereo Total“ wollte sich selbst nicht als eine typische Genre-Band sehen, die auf eine bestimmte Musikrichtung ausgelegt ist. Vielmehr probierten sich die Bandmitglieder gerne in verschiedenen Stilen aus.
Die Songs, allesamt selbst geschrieben von Françoise Cactus, handeln überwiegend von Liebe und Sex. Dabei sind sie aber immer lustig, feministisch und rebellisch.
Ihre Lieder sind ursprünglich auf Deutsch, Französisch oder Englisch geschrieben, allerdings wurden sie auch gerne in die Sprachen der Länder übersetzt, in denen das Duo gerade tourte. So entstanden Song s unter anderem auf Japanisch, Isländisch, Türkisch und Spanisch.
„Perfektion finden wir langeweilig“
Das Duo nahm sich selbst nie so ernst.
„Wir haben auf jeden Fall immer ein bisschen Trashsound gepflegt, denn wir sind gegen perfekt sein. Perfektion finden wir langeweilig. Wir wollen auch dass unsere Musik immer lebendig wirkt und echt.“
Françoise Cactus über Stereo Total im Interview mit radioeins
Genauso lebhaft wie ihre Musik war auch Françoise Cactus.