Maskenpflicht

Wenn stört, was schützen soll

/ / Bild: Sandra Bagus

Gehörlose haben es momentan besonders schwer: Aufgrund der eingeführten Maskenpflicht beim Einkaufen und im öffentlichen Nahverkehr können Mimik und Lippenbewegungen nicht mehr erkannt und gedeutet werden. Mundtransparente Masken sollen Abhilfe schaffen.

Gehörlose können bei den zahlreichen verhüllten Gesichtern das für sie wichtigste Körperteil der menschlichen Kommunikation nicht mehr sehen: den Mund. Mimik und Mundbild ihres Gegenübers sind so für sie nicht mehr interpretierbar. Dadurch gehe ein wichtiger grammatikalischer Bestandteil der Gebärdensprache verloren, sagt Helen Wollstein-Gouba, Büroleiterin des Gehörlosenverbands München und Umland. Auch wenn gehörlosen Menschen in der Welt der Hörenden auch andere Kommunikationsmittel wie Papier und Stift zur Verfügung stehen, spielen Mimik und Mundbewegungen laut Wollstein-Gouba eine tragende Rolle für eine barrierefreie Kommunikation.

Transparente Masken als Alternative?

Um gehörlosen Menschen in dieser Zeit den Alltag zu erleichtern, feilen bereits große Produktionsfirmen an dem idealen transparenten Mundschutz. Auch kleinere Betriebe fertigen speziell für Kunden und Mitarbeiter eine mundtransparenten Schutzmaske mit einem verstellbaren Sichtfenster aus Kunststoff an. Sandra Bagus, Geschäftsführerin bei Hörgeräte und Augenoptik Bagus, hat zahlreiche schlecht hörende Kunden, die auf ein Mundbild angewiesen sind. Um die Kommunikation zu erleichtern, hat sie zu Hause nach Ladenschluss transparente Masken angefertigt – und im Laufe der Zeit immer besser angepasst.

Sandra Bagus entwickelte selbst transparente Schutzmasken für Gehörlose. Foto: Sandra Bagus

Nicht die einzige Lösung

Die Hersteller solcher Masken stehen aber vor drei großen Herausforderungen. „Zum einen sind die Materialien oder die Masken nicht zertifiziert. Das heißt, es werden für den Plastikteil Produkte verwendet, die unter Umständen Stoffe beinhalten, die gesundheitsschädlich sein können. Zum anderen stellt das Beschlagen der Plastiksichtfenster ein Problem dar“, berichtet Wollstein-Gouba. Die dritte Hürde ist, die gesamte Gehörlosen-Community von den transparenten Masken zu überzeugen. Denn es gibt laut Daniel Büter, Referent für politische Bildung und Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen-Gehörlosenbund e.V., auch einfachere Wege, um eine Kommunikationsbarriere zwischen Hörenden und Gehörlosen zu verhindern. Er ist selbst gehörlos und findet, dass Schriftverkehr und Apps, die Gesagtes automatisch transkribieren, eine ebenso gute Kommunikation zwischen Hörenden und Gehörlosen ermöglichen.