Bouldern

Minimalistischer Sport, maximale Preise

/ / Bild: DAV München & Oberland.

Immer mehr Menschen probieren sich beim Bouldern in der Halle aus. Wie eine kostenlose Alternative unter freier Luft aussehen kann, zeigt das Münchner Kraxlkollektiv.

Bouldern ist teuer. Vor allem, wenn es zum Hobby wird und die Sportler:innen die Boulderhalle regelmäßig besuchen wollen. Der Sport, der eigentlich außer Schuhe keine Ausrüstung benötigt, ist zum Trend geworden. 

Was braucht man zum Bouldern?
Eigentlich nichts.
Du kannst Barfuß oder mit deinen Straßenschuhen bouldern und wenn du größere Ambitionen hast, kannst du dir Boulderschuhe kaufen.”

Maximilian Gemsjäger, Architekt und Teil der Münchner Initiative Kraxlkollektiv.

Bild: DAV München & Oberland

Die Boulderhallen sind in letzter Zeit nur so aus dem Boden geschossen. Die Eintrittspreise rangieren in München um die 13 Euro. Zum Vergleich: Die meisten Schwimmbäder kosten aktuell 5 Euro Eintritt. 

Am Fels, mit Freund:innen

Der Bouldersport ist trotzdem beliebt – und das nicht ohne Grund: Bouldern verbindet. Ursprünglich kommt der Sport aus Frankreich. Die Idee war, kurzen, schwierigen Klettereinheiten den Vorzug zu geben. Die Sportler:innen konzentrieren sich auf wenige, anstrengende Züge mit teils kreativen Lösungen, anders als beim Seilklettern am Berg, wo es auf Ausdauer ankommt. Das Ganze geschieht häufig zusammen. Die Bouldernden “spotten” sich gegenseitig – so nennt sich das Aufpassen und teilweise Abfangen von Stürzen beim Bouldern – und tüfteln zusammen an den Knobel-Routen herum. So ist über die Jahre eine eingeschworene Community entstanden. 

Bild: DAV München & Oberland. Lolliblock in Sendling, öffentlich und kostenlos

Doch so niederschwellig der Sport auch ist, ist er mit hohen Kosten verbunden. In München gibt es allerdings Alternativen, von denen wahrscheinlich nicht viele wissen.

Gratis-Boulder von Jung und Alt 

Kennt ihr zum Beispiel den Dicken Hans? Wie sieht es aus mit dem Lolliblock? Das sind zwei offen zugängliche Gratis-Boulderwände des Kraxlkollektivs, eine Gruppe des DAV München & Oberland. Konkret besteht das Kollektiv aus Boulder-Enthusiast:innen, die unliebsame Münchener Architektur in Boulderwände verwandeln.

Das Kraxlkollektiv sind Leute, die Bock haben auf kostenloste, öffentliche Boulderwände, die von 18 bis 60 Jahre alt sind. Studierende, Leute die Arbeiten und es gibt auch ein paar Rentner.

Maximilian Gemsjäger, Architekt und Teil der Münchner Initiative Kraxlkollektiv 
Bild: DAV München & Oberland. Dicker Hans, öffentlich und kostenlos, heute am Candidplatz.

Und dieses Jahr soll eine weitere Wand dazu kommen. Projektname: “Riesige Rosi” – die größte frei zugängliche künstliche Boulderfläche der Welt. Entstehen soll der Freiluftboulderpark in einer stillgelegten Unterführung unter der Rosenheimer Straße in München.

Zudem plant das Kraxlkollektiv mit den Kreativen der Stadt dem Boulderpark zusätzliche Farbe zu geben. So soll ein Bilderrahmen in die Boulderwand integriert werden, in dem Künstler:innen wöchentlich ihre Bilder ausstellen können. Außerdem sollen Grafitti-Workshops stattfinden, die an den Wänden der Unterführung zwischen bunten Griffen bunte Bilder entstehen lassen. 

Die Motivation dahinter ist es Boulderwände zur Verfügung zu stellen, sodass jemand, der nur ein kleines Einkommen hat, auch die Möglichkeit hat, den Sport auszuüben.

Maximilian Gemsjäger, Architekt und Teil der Münchner Initiative Kraxlkollektiv 

Das Team des Kraxlkollektivs ist aktuell mit der Materialbeschaffung und Finanzierung zu Gange. Dafür fragen sie Schreinereien und Zimmereien nach übrigem Holz, Nägeln und Bolzen. Der DAV München & Oberland, die Beisheim Stiftung, das Referat für Bildung und Sport, und der Verband Zentraler Hochschulsport München sponsern das Projekt aktuell. Der Bau soll Anfang März beginnen. 

Von David Mindermann