Im Interview mit MOTHXR

Mehr als nur Sexyness

/ / Bild: M94.5

Wir haben uns mit der Band um Frontman Penn Badgley unterhalten. Und zwar nicht über Gossip Girl! ACHTUNG: XOXO-freier Artikel von Francesco Collini.

Die Jungs aus Brooklyn haben am Mittwochabend die Kranhalle gerockt. Auf der Bühne zeigte sich der – auf ihrer CD wesentlich entspanntere – Sound viel härter. Mit lauten Gitarren und pulsierendem Bass bringen MOTHXR unerwartete Klänge ins Spiel. Selbst die Skeptiker waren nach dem Konzert überzeugt: der Erfolg von MOTHXR resultiert nicht nur aus der Sexyness und aus Badgley’s Bekanntheit als Schauspieler. Nach so einem starken Auftritt ist jeder Zweifel ausgeräumt.
Vor dem Gig haben wir uns mit der Band über ihren Sound, die Tour, die Fanbase und vieles mehr unterhalten.    

Da ihr hier in München am 21. September seid, muss ich euch was Fragen. Wart ihr schon auf der Wiesn?

Badgley: Nein, waren wir nicht, aber ich glaube wir werden heute nach dem Konzert hingehen. Wir waren noch nie da.
 
Will: Es gibt in den USA ähnliche Veranstaltungen aber waren nie auf dem echten.

Ihr seid durch Jimmy, euren Producer, ziemlich spontan zusammengekommen. Wer hat als erster entschieden „lass uns mal eine Band machen“? Oder war es eher ein Prozess?

Badgley: Es war beides. Technisch habe ich das beschlossen, aber erst als wir uns gemeinsam zusammengesetzt haben, ist es ein eigenes Ding geworden. Aber es ist nicht wichtig, wie es angefangen hat, denn es ist nur wichtig, wie man es weitermacht. Das Lustige ist, dass selbst Simon, der so ein wichtiger Teil von der Band ist, in der letzten Minute dazu gekommen ist. Und es war auch nicht so, dass er uns gefragt hat. Es war eher so: „Hey, du wohnst direkt bei dem Studio, wo wir aufnehmen. Warum schaust du nicht vorbei?“. Es waren einfach diese ganzen Stücke, die sich miteinander verbunden haben und es ist dann ein sehr distinkter Sound zustande gekommen. Was auch immer es war, was wir vier kreiert haben, es war distinkt genug. Es ist alles sehr schnell passiert. Der erste Song war „Impossible“ und innerhalb weniger Stunden haben wir vieles von dem geschrieben, was auf dem Album zu hören ist.   

Was hat euren sowohl modernen als auch altmodischen Sound inspiriert?

Oscroft: Ich denke, wenn du jetzt Musik machst, ist sie grundsätzlich modern, weil du sie jetzt machst, aber wenn du alte Instrumente verwendest, dann hat sie auch einen alten Touch. Wir haben Synthesizers aus den 80ern verwendet und der Einfluss hat sich erst bei dem Ergebnis gezeigt. Wir haben auch Laptops mit Elektronik und Drum-Samples benutzt, neben den alten Synths. Wir haben auch nicht versucht, das Album nach einer unserer Lieblingsbands klingen zu lassen. Es war einfach eine Kombination aus unserer Umwelt. 

In Lille habt ihr auf einem Boot gespielt, was eine ziemlich ungewöhnliche Location ist. Gibt es andere ungewöhnlichen Orte, wo ihr spielen wollt?

Badgley: Eigentlich würden wir gerne auf einem anderen Boot spielen.

Will: Vielleicht auf unterschiedlichen Booten.

Badgley: Das eine Boot war echt was besonderes. Es wird Ende des Jahres geschlossen.

Will: Vielleicht auf einem Raumschiff!

Oscroft: Auf einem Flugzeug!

Badgley: Ein Raumschiff ist ja nichts anderes als ein Schiff im Weltraum.

Musikredaktion mit MOTHXR



Ihr habt ja alle im Musikvideo von eurem Song „Touch“ mitgespielt und Penn ist bekanntlich Profischauspieler. Habt ihr schon Mal daran gedacht, einen Film gemeinsam zu machen?

Badgley: Ich denke Jimmy, das vierte Mitglied der Band, hat ziemlich viele Wünsche und Ideen über alles, was produziert werden kann. Die Ideen für die Videos kamen oft aus Filmen und umgekehrt, wie zum Beispiel die Spin-Offs. Es würde mich nicht überraschen, falls wir irgendwann eine längere Form von Video machen würden. Persönlich fände ich es toll, wenn wir einen epischen, 12-minütigen Song hätten und dafür ein Video machen würden. Das wäre echt super. Aber es wäre immer noch ein Musikvideo.

Will: Ein Kurzfilm zu machen, wäre keine große Anstrengung. Ein Film zu machen, ist eine ganz andere Sache. Aber einen Kurzfilm würde ich gerne machen – Simon und Jimmy auch. Das werden wir vielleicht machen, aber mehr nicht.

Bei anderen Interviews habt ihr die Tatsache angesprochen, dass die meisten Leute auf euren Konzerten weiblich sind und ihr habt gesagt, ihr wünscht euch mehr Männer. Dieser Satz wurde als frauenfeindlich empfunden. Könnt ihr das vielleicht genauer erklären?

Badgley: Ich erkenne an, dass die Art und Weise, wie ich dieses Gefühl ausgedrückt habe, dazu führen hätte können, dass mein Satz falsch verstanden wird. Ich glaube, jeder Künstler denkt sich „Wow, wunderbar“, sobald er eine aus jungen Frauen bestehenden Zuschauermenge sieht. Aber grundsätzlich denkst du immer an Diversität und das bedeutet, dass du eine breitere Zuschauerschaft hast. Sonst heißt es, dass deine Musik nur eine Zielgruppe anspricht und wir allen wollen mehrere Gruppen ansprechen. Dennoch ist uns im Laufe des vergangenen Jahres klar geworden, dass junge Frauen die leidenschaftlichste Gruppe sind und sie sind auch die, die zu den Shows kommen – aus welchen Gründen auch immer. Sie sollten auch nicht deswegen beurteilt werden. Im Endeffekt sind es diese jungen, weiblichen Fans, die mehr als die anderen hören, denn sie kommen zu den Konzerten. Das scheint ein weltweiter Trend zu sein.  

Oscroft: Und das schon immer. Es war bei den Beatles und den Stones auch so. Es wäre auch komisch, wenn wir bei den Shows dreitausend männliche, schreiende 45-Jährige hätten.

Badgley: Auch die Beatles und Bowie haben sich irgendwann aus dem gleichen Grund unwohl gefühlt. Aber ich denke, wir alle haben dieses Phänomen missverstanden. Das kann niemand verstehen. Es gibt etwas anderes, das das bewirkt.

In den nächsten Tagen spielt ihr auf dem Reeperbahn-Festival in Hamburg, was eigentlich ein Festival für Musikentdecker ist. Was haltet ihr von solchen Veranstaltungen?

Oscroft: Das sind sehr wichtige Veranstaltungen. Wir haben alle mindestens fünf Mal auf dem „South by Southwest“ in Austin, Texas gespielt – auch sehr wichtig. Es ist auch nicht so, dass Bands sich nur auf so etwas verlassen sollten, um entdeckt zu werden. Aber es ist großartig, dass es solche unabhängigen Festivals gibt. Es ist wichtig, dass es Leute in der Musikindustrie gibt, die sich wirklich für junge Künstler engagieren.  

Diesen Herbst seid ihr nicht nur auf Tour, sondern auch beim Aufnehmen. Kommt bald ein neues Album?

Badgley: Wir sollten nicht sagen, dass es existiert, bis es existiert. Aber klar, wir nehmen gerade neue Musik auf. Wir werden dann sehen, was daraus wird.