Soloprogramm "Moskauer Hunde"
Max Uthoff im Kleinen Posthof
Diese Rezension ist einer dieser Texte, die mit dem Triumvirat des Grauens beginnen: Kriege, Klimawandel, Bratwurstpreise – überall nur Krisen. Da möchte man eigentlich nur noch deprimiert in der Wohnung rumsitzen. Oder man geht zu Max Uthoff.
Die letzten Sonnenstrahlen verfangen sich noch im Kleinen Posthof des Deutschen Museums, als Max Uthoff auf die Bühne kommt. Ebenso locker wie das gerade getrunkene Bier setzt der Kabarettist die Stimmung für einen gemütlichen, lustigen Abend mit seinem Soloprogramm “Moskauer Hunde”. Ob Markus Söder, die FDP, oder Hundebesitzer_innen: sie alle kriegen ihr Fett weg. Der Titel des Kabaretts entstand übrigens lange vor der völkerrechtswidrigen Invasion der Ukraine durch Russland. Sein Hadern mit diesem Namen macht Uthoff direkt zum Thema, nur um dann ein Versprechen für den restlichen Abend zu geben:
Nach dem kurzen Stand-Up-Part wird den Zuschauer:innen aber schnell klar: das hier ist keine Impro-Show zu “Lustige Geschichten in der U-Bahn”, hier geht’s um die großen Probleme unserer Zeit. Ungerechtigkeit, Korruption, aufkommender Rechtsruck. Während Uthoff mit anständigem Tempo durch sein Programm wandert, erscheint immer offensichtlicher was das hier ist: da vorne steht kein einfacher Witzereißer, sondern ein echter linker Gebildeter. Gut, bei Uthoffs anderer Arbeit überrascht das nicht.
Den Kabarettisten kennen viele vermutlich weniger für sein Soloprogramm, sondern vor allem aus der Satiresendung “Die Anstalt” im ZDF. Gemeinsam mit Claus von Wagner bietet er dort alle paar Monate eine Bühne für durchdachte, meist gut recherchierte Systemkritik. Satirisch aufbereitet werden die Dauerbaustelle Stuttgart 21, nebulöse Verbindungen von Journalist:innen zu transatlantischen Vereinen, oder die menschenfeindliche Politik an den Außengrenzen der EU.
Klar, dass sich der Soloprogramm-Uthoff nicht sonderlich vom Anstalt-Uthoff unterscheidet. Wenn er davon spricht, wie zwar alle ins Paradies kommen, Flüchtlinge aber nicht, “weil das Paradies VISA-Bestimmungen hat”, dann wird zwar gelacht, gleichzeitig bleibt dieses Lachen aber im Halse stecken. Genau wie bei der Anstalt. Am Ende des Abends stellt man fest: ja, es gibt viele schlimme Krisen in der Welt. Und: überall auftretende, versteckte Machtverhältnisse, die manche Krisen erst ermöglichen. Programme wie Moskauer Hunde jedoch regen eine:n an, genau solche Verhältnisse zu hinterfragen. Und dabei bleibt noch das gute Gefühl, eine wirklich lustige Show erlebt zu haben.