Angezockt
Marvel’s Avengers – ein lobenswerter Versuch
Beim Boom der SuperheldInnenfilme der letzten 10 Jahre und des Marvel Franchise war es nur eine Frage der Zeit, bis wir ein Spiel bekommen, das uns in die Haut unserer Lieblingshelden schlüpfen lässt. Und jetzt ist es fast so weit: Die Avengers kämpfen jetzt auch auf PC und Konsole.
Entfessle die Macht der Helden
Schon in der ersten Story-Mission bekommen die SpielerInnen einen kleinen Teaser von jedem spielbaren Helden der Avengers präsentiert. Jeder dieser Helden hat sein eigenes Moveset und seine eigenen Fähigkeiten. Daraus entstehen viele unterschiedliche Spielstile – beispielsweise das einfache Draufhauen mit dem Hulk oder das schnelle, agile Kämpfen mit Black Widow.
Neben den altbekannten Avengers gibt es auch noch die Protagonistin Kamala Khan. Sie kommt erst nach dem Prolog an ihre Fähigkeiten und hat ein ganz eigenes Set. Die Steuerung fühlt sich dabei aber immer wieder noch nicht ganz ausgereift und zu schwerfällig an.
Die EntwicklerInnen wollen den SpielerInnen ein personalisiertes Spielerlebnis bieten. Das setzen sie beispielsweise mit individuellen Leveln für jeden Charakter um. Damit wird auch die Spielzeit deutlich in die Höhe getrieben.
In jeder Mission findet der Spieler dazu noch neue Ausrüstungsgegenstände, die den Power Level der Spielfigur erhöhen, aber leider keine Auswirkung auf die Erscheinung des Helden oder der Heldin haben. Der Power Level setzt sich aus den Level der Ausrüstungsgegenstände zusammen und zeigt an, wie stark der Held oder die Heldin ist.
Eine neue Welt
Das Spiel von Square Enix ist keine Erweiterung des MCU, des Marvel Cinematic Universe. Deswegen wurden nicht die SchauspielerInnen der Charaktere aus den Filmen im Spiel nachgebildet. Für langjährige Fans mag es deswegen etwas gewöhnungsbedürftig sein, nicht die bekannten Gesichter der HeldInnen auf ihren Bildschirmen zu sehen. Das beeinträchtigt das Spielerlebnis aber nicht unbedingt, das Spiel kann sehr gut für sich alleine stehen.
Wer schon Marvel’s Spiderman auf der PS4 gespielt hat, wird sich hier auch zu einem gewissen Grad wohlfühlen. Die Grafik, die Charaktere und ihre Interaktionen mit der Welt geben ein ähnliches Gefühl zu Spidermans Abenteuern in New York.
Allerdings fehlt im Gegensatz zu Marvel’s Spiderman die richtige Open World. Vom Kommandoschiff der Avengers begeben sie sich auf verschiedene Missionen in unterschiedlichen Regionen auf der Welt. Dort kämpfen sie sich durch halb offene Missionsgebiete, die zeitweise leider etwas schlauchig wirken, weil es neben kleinen Erkundungsmöglichkeiten eigentlich nur von Punkt A nach Punkt B geht. Und die Erkundung der Regionen bietet auch nur den Mehrwert, dass in versteckten Truhen möglicherweise bessere Ausrüstung auf die SpielerInnen wartet.
Die voneinander getrennten Missionen sind im Singleplayer zwar manchmal etwas nervig, der Multiplayer funktioniert dadurch aber umso besser. Es macht auch Spaß zusammen mit seinen FreundInnen als Avengers Horden von GegnerInnen in ihre Schranken zu weisen.
So etwas wie die Kombination von Fähigkeiten der HeldInnen wäre eine nette Erweiterung für den Mehrspieler gewesen wären, die leider komplett fehlt. Es hätten wohl viele gerne gesehen, wie Hulk zum Beispiel Black Widow an einen für beide allein unerreichbare Kante wirft, um in der Mission voran zu kommen. So laufen die SpielerInnen mehr oder weniger unabhängig voneinander zum nächsten Zielpunkt.
Fazit: Ein frischer Wind
Wo Marvel’s Avengers aber überzeugen kann ist die Geschichte. Es ist etwas vollkommen Neues, abseits der Comics oder des MCU. Damit hat Kamala Khan oder Ms. Marvel, wie sie auch genannt wird, besonders viel zu tun.
Sie ist eindeutig der Ankerpunkt der Story und die Dynamiken zwischen ihr und den anderen Avengers sind gut geschrieben und lustig mit anzusehen. Dazu verkörpert sie quasi die Zielgruppe des Spiels. Auch sie ist ein eingefleischter Fan, der die Avengers vergöttert und dann mit ihnen als Menschen auch mit ihren Fehlern konfrontiert ist. Das macht die Beziehungen unter allen Charakteren faszinierend und spannend.
Marvel’s Avengers hat noch ein paar Macken, besonders die Steuerung lässt noch etwas zu wünschen übrig. Auch die Ladezeiten sind teilweise zu lang und stören so den Spielfluss. Für jemanden, der brandneue Abenteuer der Avengers aus eigener Sicht erleben möchte wäre es eine Überlegung wert, die Maske anzulegen und die Welt zu retten. Denn darin ist das Spiel wirklich gut: Eine neue spannende Geschichte zu erzählen, in der unsere vergötterten HeldInnen wieder auf den Boden der Menschlichkeit zurückgeholt werden.